Von Peter Hossli (Text) und Sabine Wunderlin (Foto)
Ein Drittel aller Schweizer Banken gehört Ausländern. Diese 133 Geldhäuser – etwa HSBC, BSI, Sarasin und Crédit Agricole – verwalten rund 900 Milliarden Franken. Sie beschäftigen 20 000 Personen in der Schweiz. Hier sind sie, weil der Bankenplatz jahrzehntelang hohe Renditen abwarf – und als einer der besten der Welt gilt.
«Wir sind sehr interessiert, dass die Schweiz für die Finanzbranche attraktiv bleibt», sagt Alfredo Gysi (64), Präsident des Verbandes der Auslandsbanken in der Schweiz. Er ist VR-Präsident der Bank BSI. «Sonst könnten wir ja gehen.»
Diese Attraktivität sei gefährdet, sagt Gysi. «Der Bankenplatz befindet sich in einer heiklen Phase, er muss sich neu aufstellen.» Das Bankgeheimnis locke keine Steuerhinterzieher mehr an. Was gut sei. «Künftig werden in der Schweiz nur noch steuerkonforme Vermögen verwaltet.»
Für diese neue Ausrichtung müssten Politik, Verwaltung und Banken nun geeint vorangehen, verlangt Gysi. «Zuletzt haben wir zu oft aneinander vorbeigeredet.»
Er appelliert an Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf (56): «Bilden Sie eine Taskforce für den Finanzplatz!» Eine «kleine und effiziente Gruppe, die nicht reflektiert, sondern entscheidet», schwebt ihm vor. Widmer-Schlumpf soll sie einsetzen – und führen. «‹Schweiz und Banken› hat heute einen negativen Beigeschmack», weiss Gysi. «Das muss sich wieder ändern.»
Die Banken, oft uneins, müssten in der Taskforce geschlossen durch die Bankiervereinigung vertreten sein. Gysi wünscht sich Staatssekretär für internationale Finanzfragen Michael Ambühl im Team, dazu je ein National- und Ständerat sowie die Finanzmarktaufsicht Finma. Widmer-Schlumpfs Departement ist bereits informiert.
Ob die Taskforce nötig ist, kommentiert die Bankiervereinigung nicht. Deren Sprecher Thomas Sutter: «Die Schweiz kann als Kleinstaat aber nur erfolgreich sein, wenn Banken, Behörden und Politik geschlossen und kohärent auftreten, das gilt es zu verbessern.»
Die neue Gruppe soll helfen, den «Finanzplatz rascher zu wandeln», hofft Gysi. Fortan lockten Schweizer Banken neue Kunden mit «hoher politischer Stabilität, Rechtssicherheit und guten Dienstleistungen». Solcher Wandel kostet Arbeitsplätze, weiss Gysi. «Aber danach schaffen wir in der Schweiz wieder neue Banken-Stellen.»
Wie viele Jobs im schmerzvollen Prozess verloren gingen, will er nicht sagen. «Mich interessiert mehr, wie viele neue es gibt.»
Genau beobachten würden internationale Banken, was in der Schweiz passiere. «Einige haben Projekte in der Schublade für neue Schweizer Ableger», sagt Gysi. Denn sie wollten hier Superreiche betreuen. «Aber nur jene, die ihr Vermögen korrekt versteuert haben.»