UBS-Chef sauer auf Mitarbeiter

Nach einem Pressebericht über Stellenabbau bei der UBS schulmeistert CEO Sergio Ermotti sein Personal.

Von Peter Hossli

Turbulente Tage bei der UBS. Der «Tages-Anzeiger» meldete gestern, die Schweizer Grossbank wolle die Kosten radikal reduzieren – und im schlimmsten Fall 10000 Stellen streichen. Wobei sich die Zürcher Regionalzeitung auf nicht genannte Quellen und interne Dokumente beruft. «Wir nehmen zu Gerüchten wie diesen keine Stellung», hiess es bei der UBS noch gestern Nachmittag.

Kurz nach 18 Uhr meldete sich überraschend UBS-Chef Sergio Ermotti – in einem Brief an alle 63500 Mitarbeiter der Bank.

Ein Schreiben in ungewohnt zornigem Ton. Gerüchte werde er nicht kommentieren, «ganz egal, ob sie falsch sind oder auch wahre Elemente beinhalten», tadelte Ermotti. Er sei aber «persönlich enttäuscht» über gezielte Zuspielungen an die Presse. «Es gibt Leute in der Bank, die unverantwortlich oder lediglich in ihrem eigenen Interesse handeln, indem sie zu diesen Spekulationen beitragen.»

Damit deutet Ermotti ein Klima bei der UBS an, das von Intrigen und Selbstsucht geprägt ist.

Gemäss «Tages-Anzeiger» will die UBS ihr IT-Budget bis 2015 von 3,6 Milliarden Franken auf 2,5 Milliarden reduzieren. Von 8200 IT-Jobs würden über 2000 wegfallen. In der Schweiz sollen 1000 IT-Stellen eingespart werden.

Ermotti stellt klar: «Wir haben die Überprüfung all unserer Geschäftsbereiche noch nicht ganz abgeschlossen.» Es gebe noch keine «endgültigen Entscheidungen». Diese dürften bei der Quartalsberichterstattung am 30. Oktober bekannt werden. Er bittet sein Personal, «sich nicht von Artikeln und Nachrichten in den Medien ablenken zu lassen». Dafür sei er dankbar.

Die Verunsicherung beim Bankenpersonal ist verständlich. Gegenüber SonntagsBlick machte der SVP-Politiker und Banker Thomas Matter bereits im August düstere Prognosen für den Schweizer Finanzplatz. «Über alle Sparten könnten in den nächsten Jahren bis zu 50000 Arbeitsplätze bedroht sein», sagte er. Von insgesamt 376000.

Laut Oswald Grübel, einst Chef bei Credit Suisse und UBS, kön­-ne die Finanzbranche «erst in zehn Jahren» wieder mit einem Aufschwung rechnen.

Über 1,6 Millionen Stellen strichen die zwölf weltweit wichtigsten Geldinstitute seit Beginn der Finanzkrise im Jahr 2008. Die Banken an der New Yorker Wall Street haben allein dieses Jahr 1200 Mitarbeiter entlassen.