Ein gieriger Falschspieler

Drei Jahre soll Ex-Trader Kweku Adoboli betrogen haben. Damit gefährdete er die Existenz der UBS.

Von Peter Hossli

sasha_wass1Kurz nach zehn Uhr betrat Richter Brian Keith (68) gestern Saal 3 am Gericht Southwark in London. Er erklärte den zwölf Geschworenen die Abläufe. Dann erteilte er Sasha Wass (54) das Wort, einer Anklägerin Ihrer Majestät. Klage führt sie gegen Kweku Adoboli. Dem Ex-UBS-Trader wird geworfen, 2,3 Milliarden Dollar verzockt zu haben.

Unter einer weissen Perücke versteckte Wass ihr blondes Haar. Sie legte ein flammendes Plädoyer hin. Redete schnell und klar. Zeichnete Adoboli (32) als «von Gier getrieben», als «Falschspieler», «Betrüger». Gelogen habe er, Konten erfunden, Handelsgeschäfte fabriziert, Verluste und Gewinne unterschlagen. Sein Betrug, so Wass, habe die Existenz der Bank gefährdet. So hatte er einst ungedeckte Positionen von kolossalen 12 Milliarden Dollar. Dabei standen ihm Handelslimiten von nur 100 bis 200 Millionen zu.

Solche Limiten ignorierte er. Absicherungen für Handelsgeschäfte nahm er keine vor. Oft fälschte er Daten.

Doch warum? Adoboli gaukelte der UBS Leistung vor, um Gehalt und Bonus zu treiben, so Wass. Was ihm gelang. 2005 erhielt er total noch 42 500 Pfund. 2010 waren es 360 000 Pfund – fast zehnmal mehr. Die UBS aber honorierte Betrug, nicht Leistung.

Das Tricksen begann im Oktober 2008, nachdem Adoboli bei einem Geschäft 400 000 Dollar verloren hatte. Statt den Verlust zu melden, schwieg er. Versuchte, ihn wettzumachen. Er erhöhte die Einsätze, erfand noch mehr Umsätze, Kunden und Aufträge. «Hunderte, Tausende seiner Eintragungen waren komplett fiktiv», sagte Wass. «Adoboli merkte, wie einfach es war, die Bank zu betrügen.»

adoboli2Fiktive Geschäfte wickelte er über geheime Konten ab. Diese nannte er «Umbrella», Regenschirm. «Er versteckte Geld für Regentage», sagte Wass. Damit würde er neue Verluste decken.

Mit unerlaubten Geschäften erzielte Adoboli für die UBS auch Profite – zwischen 15 und 20 Millionen Dollar. Riesig waren dann seine offenen Positionen, als am 14. September 2011 alles aufflog: 8 148 548 619 Dollar.

Laut Wass handelte Adoboli allein. Die Verteidigung werde es anders sehen, glaubt sie. Werde sagen, die UBS hätte sehen müssen, was er tat. Bewusst liess sie ihn gewähren. «Die Bank darf aber nicht bestraft werden, weil sie ihm vertraute», endete Wass ihr Plädoyer. «Adoboli missbrauchte das Vertrauen, um sich zu bereichern.» Sie befragt am Montag erste Zeugen.