Belohnung für einen Betrüger

Bradley Birkenfeld erhält von der US-Steuerbehörde 104 Millionen Dollar. Weil er Beweise gegen seinen ehemaligen Arbeitgeber UBS lieferte. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

bradley_birkenfeld_ubsBradley Birkenfeld war ein durchschnittlich begabter Banker. Das reichte alleweil, um 2001 bei der UBS in Genf anzuheuern. Mehr als ­einen wohlhabenden US-Kunden brachte er aber nicht. Oft verfehlte er vereinbarte Ziele. Bis ihm die UBS den Bonus kürzte. Beleidigt ging Birkenfeld. Zuvor kopierte er Hunderte Dokumente. Damit flog er nach Boston und übergab sie der US-Steuerbehörde IRS.

Für den Schweizer Finanzplatz wurde der Alptraum wahr. Birkenfeld lieferte den Steuerfahndern die Beweise für das, was sie längst vermutet hatten. Jahrzehntelang halfen Schweizer Banken vielen US-Kunden systematisch, Schwarzgeld zu verstecken. Besonders kriminell war Birkenfeld. Er betrog, brach Schweizer wie US-Gesetze. Sass deshalb 31 Monate in den USA im Zuchthaus.

Birkenfelds jetzige Belohnung ist kein Beleg für widersprüchliches Recht. Man kann Täter und Kronzeuge sein. Viel eher beweist sie, wie erbarmungslos die USA ihre Steuersünder einkreisen. Wie resolut sie Steueroasen trockenlegen. Die 104 Millionen Dollar für Birkenfeld werden Banker weltweit anstacheln, ihre US-Kunden zu verraten. Banken zu verpfeifen, die Amerikanern beim Betrug helfen. So hohe Boni wie das IRS zahlt derzeit keine Bank.

Für den Schweizer Finanzplatz?
War Birkenfeld letztlich ein Segen. Beschleunigt hat er, was ohnehin kommen musste. Ein Umdenken von schwarzen zu weissen Vermögen. Als Schutz für Steuerhinterzieher hat das Bankgeheimnis ausgedient. Zu wahren gilt es aber, was in einer offenen Gesellschaft schützenswert bleibt: finanzielle Privatsphäre für ehrliche Kunden.