Von Peter Hossli und Roman Seiler
Ab morgen Montag wird es ungemütlich für die UBS. Dann tritt in London Kweku Adoboli (32) vor Brian Keith, Richter ihrer Majestät. Der Ex-UBS-Händler Adoboli ist wegen Betrugs angeklagt. Mit unautorisierten Handelsgeschäften bescherte er der UBS vor Jahresfrist 2,3 Milliarden Dollar Verlust.
Jedes Detail des für die UBS unrühmlichen Kapitels wird am königlichen Gericht Southwark ausgebreitet. Etwa, wie Adoboli seit Oktober 2008 trickste, die UBS aber drei Jahre nichts ahnte. Oder nichts ahnen wollte?
Während acht Prozesswochen steht täglich die Frage im Raum, ob die Kontrollen der Bank mangelhaft waren. Hunderte von Journalisten werden erwartet.
Zwölf Geschworene sichten Beweise, lauschen Zeugenaussagen. Da sie abends nach Hause gehen, dort Zeitungen lesen, sind die Medien strikten Regeln unterworfen. Sie dürfen nur über das berichten, was im Gerichtssaal passiert. Untersagt sind Spekulationen. Gelangt ein Journalist in den Verdacht, die Geschworenen zu beeinflussen, muss er mit einem Strafverfahren rechnen. Das gilt auch für die UBS. Kontern kann sie vor Gericht erhobene Vorwürfe nicht.
Zumal sie nicht Partei ist. Ehemalige und jetzige UBS-Angestellte gaben im Vorfeld jedoch Zeugenaussagen ab. Einige dürften vor Gericht zitiert werden.
Verschont geblieben ist bisher der Ex-UBS-Chef Oswald Grübel. «Nein, ich habe keine Zeugenaussage abgegeben», sagt Grübel (68) zu SonntagsBlick. Zeuge sei er nicht. Am 24. September 2011 trat er, zehn Tage nach Aufdeckung des Falls, zurück.
Derweil bereitet die UBS ihre Mitarbeiter auf eine Schlammschlacht vor. «Wir sind nicht Partei», so CEO Sergio Ermotti per E-Mail zum Personal. «Aber die Kultur und die Praxis der UBS werden beleuchtet werden.» Für die Bank werde das Verfahren «unangenehm», so Ermotti. Es werde aber zeigen: Die UBS habe ihre Lehren gezogen. Welche, darf sie noch nicht sagen. Denn das würde den Prozess beeinflussen. Zudem kann die UBS den Untersuchungen durch die Schweizer und britischen Aufsichtsbehörden nicht zuvorkommen. Deren Berichte erscheinen ebenfalls erst nach Ende des Gerichtsverfahrens.
Rund zehn Leute hat die UBS wegen Adoboli entlassen. Laut CEO Ermotti sind die internen Kontrollen stark verbessert worden, «damit so etwas nicht passiert, und wenn das passiert, es schnell aufgedeckt wird».
Adoboli ist auf Kaution frei. Bei einem Schuldspruch droht ihm eine happige Strafe. Maximal 40 Jahre muss er hinter Gitter. Darauf dürfte die UBS hoffen. Auf ein Verdikt mit einem Einzeltäter namens Adoboli.
Allzu sicher kann sich die Bank nicht sein. Adobolis Verteidiger Tim Harris wird ihr die Schuld unterschieben. Seine Taktik: Die UBS wusste von Adobolis Deals, sie liess ihn gewähren, weil er zu Beginn Gewinne gemacht habe. Vor den zwölf Geschworenen wird der Verteidiger die Frage stellen: «Warum sind bei der UBS nirgends die Warnlichter angegangen?»