Ann Romneys Bügelbrett-Rede

Ann Romney preist den amerikanischen Traum – und verteidigt die Erfolge ihres Gatten.

Von Peter Hossli

ann_romney_speechHat ein Mann Probleme mit Frauen, schickt er oft seine Gattin vor. Genau wie Mitt Romney (65). Die Frau des republikanischen Präsidentschaftskandidaten hielt am Parteitag in Florida ein Plädoyer an alle Amerikanerinnen.

«Frauen, ich liebe euch», rief Ann Romney (63) den Dele­gierten in Tampa und 40 Millionen TV-Zuschauern zu. «Es
sind die Mütter – allein stehende, ver­heiratete, verwitwete –, die ­dieses Land zusammenhalten», sagte sie. «Ihr seid das Beste an Amerika, ihr verkörpert die Hoffnungen Amerikas, ohne euch gäbe es kein Amerika.»

Diese Liebeserklärung war Ann Romneys zentrale Botschaft. Denn erneut stehen die Republikaner im Ruf, Krieg gegen die Frauen zu führen. Der konservative Flügel der Partei fordert ein Verbot aller Abtreibungen. Selbst nach Vergewaltigung und Inzest! Das schreckt manche Wählerin ab, die zu Romneys Wirtschaftspolitik steht.

Ann Romney trug ein knallig rotes Kleid. Sprach vor blauem Hintergrund. Blütenweisse Zähne vervollständigten Amerikas Farben. Geschickt setzte sie auf Klischees. Pries den amerikanischen Traum, den Aufstieg aus dem Nichts. Betonte, Enkelin eines walisischen Kumpels zu sein. Mit 15 kam ihr Vater mausarm in die USA, wo er «Hoffnungen sah und Möglichkeiten suchte». Tat, was gute Amerikaner tun: «Er zog eine Familie gross und wurde Bürgermeister.»

Eine Geschichte, amerikanisch wie Apfelkuchen. Fehlt nur noch, dass die Tochter des Einwanderers First Lady wird.
Ihren unnahbaren Gatten zeigte Ann als Mensch. Sie beschrieb ihr erstes Rendez-vous: «Er war gross, lachte viel, war nervös, das mögen Frauen, es zeigt, der Typ ist ein bisschen schüchtern.» Und: «Er war nett zu meinen ­Eltern, aber wirklich froh, wenn sie nicht da waren.» Eloquent zeichnet sie einen Mann, der höflich, aber kein Waschlappen ist.

Wie gute ihre Redenschreiber sind, zeigt die Passage zur Religion. «Als Mitt und ich uns verliebten, entschieden wir, nichts zwischen uns zu lassen.» Es folgen Sätze, die ganz Amerika die grosse Furcht vor Romneys Glaube lindern sollen. «Ich war Episkopalin. Er war Mormone.» Christen, meint sie, können Mormonen lieben.

Ihre Ehe beschreibt sie als «echt». Eine Gemeinschaft, erschüttert von Brustkrebs und Multipler Sklerose. Die Romneys – Leute wie du und ich – will die Frau des Politikers mit 200 Millionen Dollar Vermögen damit sagen.

Nichts sei ihnen geschenkt geworden. «Wir haben geheiratet, lebten in einer Kellerwohnung, ­assen viel Teigwaren und Thon, ­unser Esstisch war ein aufgestelltes Bügelbrett in der Küche.» Will heis­sen: Die Romneys sind aufrichtige Leute, reich geworden dank aufrichtiger Arbeit.

Was letztlich uramerikanisch ist. «Es ist wahr: Mitt war bei allem, was er tat, erfolgreich.» Als Financier, als Gouverneur von Massachusetts, als Organisator Olympischer Spiele. «Es erstaunt, dass seine ­Erfolgsgeschichte nun angegriffen wird.» Sie kontert: «Hätten wir in den letzten vier Jahren ­Erfolge gehabt, gäbe es die Angriffe auf Mitts Erfolge? Natürlich nicht.» Die letzten vier Jahre? Da war Barack Obama Präsident.