Orkan wirbelt Romneys Show durcheinander

In einer grellen Politshow küren die Republikaner diese Woche Mitt Romney zum Herausforderer von Barack Obama.

Von Peter Hossli

mitt_romneyWird Politik zum Spektakel, schauen die Wähler hin. Diesem Prinzip folgen die zwei US-Parteien – die Republikaner und Demokraten – alle vier Jahre. Sie heuern Hollywood-Regisseure an, die mit Pomp, Ballons und Konfetti ihre Parteitage inszenieren. Wichtigster Akt ist die Kür des Kandidaten, der sich im November um das Wohnrecht im Weissen Haus bewirbt.

Den Auftakt machen diese Woche die Konservativen. Bis Donnerstag ziehen täglich rund 5000 Republikaner in die rot-weiss-blau geschmückte Eis­hockeyarena von Tampa im US-Bundesstaat Florida. Sie hören sich Reden an, singen die Na­tionalhymne, beten zum Allmächtigen, feiern sich selbst. Die Show – live übertragen zur besten Sendezeit – hat für die Republikaner ein Ziel: den steifen und unnahbaren Präsidentschaftskandidaten Mitt Romney (65) menschlich zu zeigen. Zumal er in Umfragen hinter Barack Obama (51) liegt.

Zahlreiche Videos werden den Financier mit dem Colgate-Lächeln als tüchtigen Unternehmer zeigen, als Familienvater mit fünf wackeren Söhnen und 18 Enkeln. Der Multimillionär (Vermögen: 200 Millionen Dollar) wird verkünden, wie er Amerika aus der tiefsten Krise seit den 1930er-Jahren holen will. Dass er die Steuern senken und die Auflagen für die US-Wirtschaft lockern werde.

Die Partei-Rechten allerdings interessiert das wenig. Sie erwarten von Romney vor allem, dass er dereinst als Präsident ein absolutes Verbot von Abtreibung durchbringt, selbst im Fall von Inzest und Vergewaltigung.

Offiziell eröffnet wird der Konvent heute Montag. Reden gibt es erst ab Dienstag, einen Tag später als geplant. Der he­ranziehende Orkan Isaac wirbelt das Programm durcheinander.

Ans Rednerpult treten Politikstars wie Ex-Aussenministerin Condoleezza Rice (57), der einstige Gouverneur von Florida, Jeb Bush (59), und Senator John McCain (75), der sich 2008 ums Präsidentenamt bewarb – und Obama unterlag.

Einer fehlt: George W. Bush (66). Romney wollte verhindern, dass sich Amerika daran erinnert, wie Bush das Land in die Wirtschaftskrise ritt – ein Republikaner wie er.

Eine halbe Milliarde Dollar Umsatz bringt der Parteitag der lokalen Wirtschaft. Aus Tampa berichten rund 15 000 Journalisten. Nur die Olympischen Spiele in London sahen ein mächtigeres Medienheer. Seit Monaten sind alle Hotelzimmer im Umkreis von 150 Kilometern um Tampa ausgebucht.

Täglich bewachen 4000 Polizisten die Politikprominenz. Zumal 15 000 Protestierende aus dem Umfeld der «Occupy Wall Street»-Bewegung nach Tampa ziehen – um die Politshow der Konservativen zu stören.