Ihr Freund, der Tänzer

Seit Jahren tanzt Anina auf den Weltbühnen – mit dem Segen ihres jetzt verstorbenen Ehemanns Walter Roderer.

Von Peter Hossli

ronaldGrüne Augen, betörender Blick, volles dunkles Haar, schlanker, muskulöser Körper – das ist Ronald Savkovic, kroatischer Tänzer und Choreograf. «Ja, Anina Stancu ist eine Freundin von mir», sagt er am Telefon zu SonntagsBlick. Ob es denn Liebe sei – darüber würden Künstler nicht reden.

Anina Stancu ist der Künstlername von Anina Vogel (31), der Witwe des am Dienstag verstorbenen Volksschauspielers Walter Roderer († 91). Sie erbt einen Grossteil seines Millionenvermögens.

Ronald und Anina trafen sich in Berlin. «Im Jahr 2003 oder 2004», erzählt der Tänzer. Also bevor Roderer seine Grossnichte 2005 heimlich ehelichte.

Die Schweizerin erzählte dem Kroaten, sie habe in Zürich und Stuttgart Ballettschulen besucht. «Wir haben in Berlin miteinander getanzt», sagt er. «Dann haben wir Tanzprojekte entwickelt.» Jüngst in Belgrad und im mazedonischen Skopje.

Zuletzt feierten sie Erfolge in Serbien. Am 15. November letzten Jahres hatte am Belgrader Nationaltheater «Alexander» Premiere, basierend auf dem Leben des Hellenenkönigs Alexanders des Grossen. «Ein schnelles, modernes Ballett, inszeniert von Savkovic und seiner künstlerischen Partnerin Anina Stancu», schrieb ein Kritiker.

Savkovic bezeichnet Rodis Witwe als «unglaublich intelligent, ausgezeichnet gebildet und weltklug». – «Es ist eine Freude, sich in ihrer Nähe aufzuhalten.» Oft berate sie ihn bei Choreografien. «Sie sagt mir, welche Bücher ich lesen, welche Filme ich schauen soll.»
Wusste er von der Ehe mit Roderer? «Ich habe nie gefragt.»

Savkovic gilt in der Tanzszene als Star. Er kam an der kroatischen Küste zur Welt, besuchte die Tanzakademie in Budapest, tanzte in Slowenien, in Zagreb, ging 1998 nach Berlin. Am dortigen Staatsballett choreografierte und tanzte er, oft im Pas de deux mit grossen Ballerinas.

Nun pendelt Savkovic zwischen Skopje und Serbien. Am Freitag etwa sass er in Belgrad in einer Jury für kurze Ballettstücke. «Ich bin ein Zigeuner.»

Nicht so «seine künstlerische Mitarbeiterin», wie er sagt. «Ethnisch gemischt» beschreibt er die Winterthurerin mit rumänischen Wurzeln. «Für eine Zigeunerin ist Anina zu kultiviert», so Savkovic. «Sie ist eine Frau von Welt.» Nie hätte sie sich einer einzigen Nationalität zugehörig gefühlt. Mal hier, mal dort sei sie unterwegs. Seien sie getrennt, redeten sie über Skype.

«Anina ist eine echte Künstlerin», sagt Savkovic. «Sie beobachtet genau, sie lernt, sie hat kluge Ideen.» Er hält inne. «Sie ist eine lebende Diva.» Negativ sieht er das nicht. «Ich bin stolz auf das, was sie erreicht hat.» Derzeit entwickelt sie in Skopje die Choreografie für ein Ballett.

Sie lebt ihr Leben, wie sie das bei der Heirat mit Roderer mittels Ehevertrag vereinbart hatte. Sie dürfe tun, wie es ihr gefalle, heisst es im Vertrag, dessen Inhalt der SonntagsBlick kennt. Genau das hat die «Frau von Welt» als Frau Roderer getan.

Mit dem Segen des Mustergatten. Die Ehe sicherte Aninas Zukunft – und sie garantierte, dass der Staat nach Roderers Tod nichts erhält. Der Kanton Zürich befreit Eheleute und Kinder von der Erbschaftssteuer, nicht aber Verwandte. Indem Roderer die Grossnichte ehelichte, umging er diese Steuer – für Anina.

Mitarbeit: André Häfliger