Wie ernst meint es Vincenz mit dem Weissgeld?

Von Neukunden nimmt Notenstein nur noch versteuertes Geld an. Aber was ist mit den Ex-Wegelin-Kunden?

Von Peter Hossli

Eine der «saubersten Banken in der Schweiz» werde die Privatbank Notenstein sein. Das versprach Raiffeisen-Chef Pierin Vincenz (55), nachdem er die von Wegelin abgespaltene St. Galler Bank übernommen hatte. «Wir werden alle Kundenbeziehungen durchleuchten», sagte Vincenz Anfang Februar zur Zeitung «Südostschweiz». Von Kunden, «die dem schweizerischen oder ausländischen Recht widersprechen, werden wir uns trennen». Bis Ende März wolle die Raiffeisen-Gruppe alle problematischen Fälle «ausmisten».

Nun ist Mitte April – und die Privatbank krebst zurück. Zwar nimmt sie nur noch versteuertes Geld entgegen. Um ihre Altlasten kümmert sich die Bank aber nur zögerlich. «Bei der Umsetzung der Sofortmassnahme zur Erfüllung der Steuerpflicht liegt der Fokus – wie bei anderen Banken auch – auf den künftigen Kundenbeziehungen», sagt Notenstein-Sprecherin Dominique Meier. «Die erwähnte Aussage von Herrn Vincenz bezieht sich auf den generellen Review-Prozess, wie er im Rahmen jeder Transaktion von solcher Tragweite wichtig und üblich ist.»

Neue ausländische Kunden werden «ab sofort angehalten, die Erfüllung ihrer Steuerpflichten der Bank gegenüber zu bestätigen», sagt Meier. Das geschieht mit der Unterzeichnung eines Formulars. Es gilt für Personen der 34 Mitgliedstaaten der OECD. Schweizer sind von dieser Pflicht ausgenommen.

Notenstein verwaltet 21 Milliarden Franken. 70 Prozent der Kunden sind Schweizer. Der Rest stammt hauptsächlich aus Europa. «Auf internationaler Ebene lautet unsere Strategie ganz klar, nur mit versteuertem Geld zu arbeiten», sagte Vincenz zur «Südostschweiz».

Das erfüllt er jetzt – jedoch nur bei Neugeld.

Bei bisherigen Kunden drückt die Bank beide Augen zu. «Es liegt in der Verantwortung des Kunden, seine Steuerpflicht zu erfüllen», so Sprecherin Meier. «An diesem Grundsatz halten wir vorerst fest, werden jedoch die weitere politische Diskussion abwarten und anschlies­send daraus resultierende Massnahmen treffen.»