Dällebach Kari floppt

Trotz Lob und Werbeflut fällt der neue Film von Xavier Koller durch.

Von Peter Hossli

kariDie schiefen Zähne waren in aller Munde. Jede Zeitung schien Ende Februar über den Berner Coiffeurmeister Kari Dällebach zu berichten. Eben angelaufen war der Film «Eine wen iig, dr Dällebach Kari», inszeniert von Oscar-Gewinner Xavier Koller. Es ist die neue Kinoversion über das Stadtoriginal mit dem krummen Gebiss.

Fünf Wochen später ist der Film aus den meisten Kinos verschwunden. Zu wenige wollten ihn sehen. «Eine wen iig» ist ein teurer Flop geworden.

Bloss 23885 Zuschauer kauften bis vorgestern ein Kinobillett, sagt die Verleihfirma Elite Film. Im Vergleich dazu zählte «Der Verdingbub» bisher 226000 Zuschauer. Den erfolgreichsten Schweizer Film – «Die Schweizermacher» (1978) – sahen knapp eine Million, «Achtung, Fertig, Charlie!» (2003) 560514.

«Dällebach»-Regisseur Xavier Koller ist enttäuscht, «gerade weil dem Film ein grosser Erfolg prophezeit» worden sei. «Selbstverständlich ist es ein Frust, dass die Zuschauer wegbleiben», sagt er aus seiner Wahlheimat Los Angeles. «Der Film funktioniert und erreicht inhaltlich und emotional, was wir uns erhofft haben.»

Mit Fragen versucht er zu erklären: «Ist es das Wetter? Meinen die Leute, sie hätten die Geschichte des Kari Dällebach bereits gesehen. Bei Kurt Früh? Im Musical? Im Theater? Mögen die Schweizer keine Liebesgeschichten?»

«Könnte es sein, dass die Leute nur das sehen, was sie kennen? Das glaube und hoffe ich nicht.»

Gekostet hat «Dällebach Kari» 4,2 Millionen Franken, ein hohes Budget für einen Schweizer Film. Der Bund steuerte 1,175 Millionen bei. Je rund eine Million brachten das Schweizer Fernsehen und die Zürcher Filmstiftung auf. Hinzu kommt Geld Privater.

Sie schreiben ihre Investitionen ab. Die Hälfte der mickrigen Einnahmen erhalten die Kinobetreiber. Der Rest geht an die Kosten von Vertrieb und Vermarktung.

Mit dem Frühling deutet Produzent Alfi Sinniger die Zahlen. «Wir hatten Pech», sagt er. «Als der Film anlief, herrschte in der Schweiz schönes und warmes Wetter.» Jede Woche laufen bis zu acht neue Filme an. «Stellt sich der Erfolg nicht sofort ein, fliegt dein Film raus», sagt Sinniger. «In zwei Wochen muss man 80 Prozent des Umsatzes erzielen.» Der Produzent grämt sich nicht. «Das ist Teil unserer Risikos.»

Zieht das Bundesamt für Kultur Lehren aus dem Flop? «Der Bund entscheidet zwar, ob ein Film finanziert wird. Er ist aber nicht zuständig für die Inhalte», sagt der Chef Sektion Film, Ivo Kummer. «Das übernehmen die Kreativen.»

Produzent Sinniger bleibt hoffnungsvoll. Im Sommer laufe «Dällebach» in Open-Air-Kinos. Ausländische Verleiher seien interessiert.

Nach einer Vorführung des Films vorgestern in Hollywood ist Koller zuversichtlich. «Zu meiner Beruhigung waren die Reaktionen des Pub­likums so emotionsgeladen wie in der Schweiz.» Sein Schluss: «Der Film funktioniert auch ausserhalb unserer Landesgrenzen.» Innerhalb hat er nicht funktioniert.