Von Peter Hossli
Aufatmen in Davos für die Schweizer Wirtschaft – der US-Spekulant George Soros (81) will nicht gegen den Franken spekulieren. «Die Schweizerische Nationalbank kann so viele Franken drucken, wie sie will, um die Untergrenze zu halten», sagt Soros, der einst erfolgreich gegen das Pfund spekulierte. Die Festsetzung sei ein «sehr cleverer Schachzug» gewesen.
Ansonsten zeichnete Soros am WEF ein düsteres Bild der EU und der Eurokrise. «Es besteht die grosse Gefahr, dass der Euro den politischen Zusammenhalt der EU untergraben wird.» Zwar hätte die Europäische Zentralbank im Dezember die Banken mit der notwendigen Finanzspritze stabilisiert, sagt Soros. Aber das sei nur «die halbe Lösung». Ungelöst bleibe das Problem verschuldeter EU-Staaten. «Wenn die Länder bankrottgehen, werden die Banken ohnehin zahlungsunfähig sein.»
Währenddessen verzehrten die Journalisten Salat, Kalbsbraten, Pizokels und Brokkoli mit Mandeln.
Derweil hätte Deutschland die Rolle eines «Task Masters» übernommen – und verordne einzelnen Ländern fiskalische Disziplin. Soros warnt: «Das führt zu wirtschaftlichen und politischen Spannungen, welche die Europäische Union zerstören könnten.» Zumal die von Deutschland verlangten Sparprogramme in einigen Ländern eine Deflation herbeiführen würden – mit sinkenden Preisen, sinkenden Löhnen und negativem Wachstum.
Als «trist» umschrieb Soros die Zukunft. Gleichwohl präsentierte er Vorschläge. «Zuerst muss man strikte Haushaltsdisziplin bei den verschuldeten Ländern einführen.» Um eine Deflation zu verhindern, brauche es in einem zweiten Schritt einen Stimulus, der die Wirtschaft ankurbelt. Politisch getragen und finanziert von der gesamten EU, sagt Soros. «Das bedingt Eurobonds.»
Er trug ein konkretes Beispiel vor. Die Staatsschulden von Italien und Spanien sollten einem Zinssatz von 1 Prozent refinanziert werden.
Nach dem Auftritt verliess Soros das Hotel, stieg in auf dem Rücksitz eines schwarzen Audi mit deutschen Nummernschilder. Der brauste weg.