Rettet Berner Top-Diplomat Schweizer Geiseln?

in den Händen pakistanischer Taliban – als Geiseln. Hinter den Kulissen in Islamabad zieht Botschafter Christoph Bubb die Fäden. Dass er Gefangene befreien kann, hat er schon einmal bewiesen.

Von Peter Hossli

geiselnDas Flehen um Hilfe klingt dramatisch. «Bitte, bitte geht auf die Forderungen ein», sagt die Schweizer Geisel Daniela W. in ­einem diese Woche veröffentlichten Video. «Wir müssen um unser Leben bangen. Sie sagen, sie erschiessen uns.» An die Schweiz und Pakistan richte sich die Botschaft, sagt der ebenfalls entführte David O. – und «an den Schweizer Botschafter in Islamabad».

Der Diplomat ist der Hoffnungsträger der beiden seit vier Monaten von pakistanischen Taliban gefangen gehaltenen Touristen.
Zu Recht. Botschafter Christoph Bubb (58) weiss, wie man Geiseln befreit. Als Botschaftssek­retär war er 1990 federführend bei den Verhandlungen um rund 80 im Irak festgehaltene Schweizer. Der damalige Diktator Saddam Hussein wollte sie als menschliche Schutzschilder einsetzen.

Bravourös habe Bubb die Sache gemeistert, erzählt ein Diplomat, der Teil des Krisenstabs war. «Unter Stress behielt er die Übersicht.»

christoph_bubbDer Zürcher Zünfter gilt als Diplomat alter Schule. Kein Blender, kein Schwätzer. Sagt nur das Allernötigste. Als er 2007 das Botschafteramt in New York antrat, distanzierte er sich von der lauten Diplomatie seines Vorgängers. Der habe zu viel gefeiert – und zu wenig verhandelt.

Bei den jetzigen Verhandlungen in Pakistan leitet ihn ein Ziel – das Leben der Geiseln zu schützen. Sicher sein muss sich Bubb, dass er mit verlässlichen Partnern spricht. Dass die Leute, mit denen er sich trifft, tatsächlich Kreisen angehören, welche die Geiseln festhalten. Ist diese Voraussetzung erfüllt, bringt der Jurist Argumente und Angebote an den Verhandlungstisch.

Diese spricht er mit der Berner Taskforce ab, der Personen verschiedener Departemente angehören, etwa von EDA und VBS.

Seit Oktober 2010 ist Bubb in Pakistan stationiert. Freiwillig hatte er sich gemeldet – was ungewöhnlich und vielsagend ist. Zumal sich EDA-Vorsteherin Micheline Calmy-Rey oft beklagt, gefährliche Posten seien kaum mehr zu besetzen. Keiner ist gerne in Islamabad oder Bagdad. Ausser Botschafter Bubb.