Jetzt grübelt er nach

Oswald Grübel denkt schon über neue Mandate nach – vom Finanzbereich will er künftig die Finger lassen.

Von Roman Seiler und Peter Hossli

grAb morgen ist Oswald Grübel (67) wieder in seinem früheren Büro anzutreffen. Bezogen hat er die Räume in der Zürcher Innenstadt im Frühjahr 2008.
Hier sitzt er vor Bildschirmen, über die Börsenkurse flimmern. «Der Finanzmarkt widerspiegelt die Wirtschaft», pflegt er dem Umfeld zu sagen.

Das Büro bei der UBS hat er geräumt – nur eine Woche, nachdem Verwaltungsratspräsident Kaspar Villiger Grübels Rücktritt als CEO bekannt gegeben hat. Dies bestätigten Insider. Für seinen interimistischen Nachfolger, Sergio Ermotti, ist er erreichbar.

Von Grübel wird man wieder hören, das ist sicher. Er werde sich weiter zum Finanzplatz äussern, liess er die Leute zum Abschied wissen – ohne Rücksicht zu nehmen, wie das ankommt. Das hat er stets so gehalten, auch nach seinem Amtsantritt bei der UBS Ende Februar 2009. Immer wieder kritisierte er die Bankenregulierung. Oder kürzlich die Politik der Nationalbank, die den Franken auf Teufel komm bei einem Kurs von 1.20 gegenüber dem Euro verteidigen will.

Das eine oder andere Mandat anzunehmen schliesse er nicht aus. Aber – und das ist bemerkenswert – «nicht mehr in der Finanzbranche». Einmal müsse ja Schluss sein. So zitieren gut informierte Insider Grübel.

Zurückzutreten sei sein ureigener Entschluss gewesen. Dazu entschlossen habe er sich wegen des Verlusts von zwei Milliarden Franken, den der 31-jährige Händler Kweku Adoboli verursacht hat. Nach einem solchen Fall müsse der CEO gehen, das sei das «beste für die Bank, um die Reputationsrisiken zu mildern». Er habe bei Entscheiden eben stets an die Bank gedacht, bei der CS wie der UBS.

Insider versichern, Grübel habe während der Sitzungen des Verwaltungsrats in Singapur nicht den Rücktritt von Villiger verlangt, um weiterzumachen. Er hätte auch keine Bedingungen bezüglich der Ausrichtung der Bank gestellt. Es sei im Gegenteil so gewesen, dass der Verwaltungsrat vergeblich versucht habe, «Ossie» zum Weitermachen zu überreden.

Auch Grübel sei hinter den Bestrebungen gestanden, das Investmentbanking zu verkleinern. Vor allem weil wegen neuer Regulierungen das riskante Geschäft mit viel mehr Kapital unterlegt werden muss. Vor zwei Jahren hielt Grübel es noch für möglich, dass die Investmentbank mittelfristig wieder einen Vorsteuergewinn von sechs Milliarden erzielen könne. Dieser Traum ist Schaum.

Ruhen tut vorderhand nur die Werbung für die Bank. Die UBS fährt sie in Europa und der Schweiz bis zum Investorentag Ende November stark zurück. Dann muss Investmentbanking-Chef Carsten Kengeter den geplanten Strategiewechsel offenlegen. Headhunter von Egon Zehnder sollen laut dem «Wallstreet Journal» die Suche nach einem definitiven Nachfolger Grübels begleiten.