Nobelpreisträger Krugman lobt Schweizer Wirtschaft

An einem Anlass in New York zeichnet der berühmte Ökonom Paul Krugman ein pessimistisches Bild der Weltwirtschaft. Lobend streicht er jedoch die Schweiz heraus.

Von Peter Hossli

krugmanOstermontag, ein Wolkenkratzer in Manhattan. Mit flinker Hand stoppt der bärtige Professor die Lifttür, bevor sie wieder schliesst. Er wirkt kleiner als am Fernsehen. Gleichwohl ist Paul Krugman, 56, derzeit der grösste Star unter den Ökonomen. Letztes Jahr gewann er den Nobelpreis. Dass die Finanzblase dereinst platzen wird, prophezeite er schon vor Jahren. Seine Kolumnen in der Tageszeitung «New York Times» sind Pflichtlektüre der Mächtigen. Ein neues Buch – «Die neue Weltwirtschaftskrise» – gerät gerade zum weltweiten Bestseller.

Schweiz mit unabhängiger Währungspolitik

Da er von Interviewanfragen überhäuft wird, empfing Krugman am Montag in New York ausländische Reporter. Die Weltwirtschaft, betonte er, sei in der «schwierigsten Verfassung» seit der Depression, das Ende vorerst nicht absehbar. «Noch gibt es kein klares Modell, wie wir rauskommen.» Die Krise sei derart ernsthaft, «wir müssen alle möglichen Register ziehen». Zuerst sollten die Banken ihre Bilanzen entgiften. Dann brauche es «lange Zeit umfangreiche staatliche Wirtschaftsankurbelungsprogramme». Unklar sei ausserdem, wo der nächste Wachstumsmotor liege.

Stabil seien nur Länder mit einer geringen Schuldenlast. Ein einziges Land pries der Nobelpreisträger dabei. «Die Schweiz ist ein interessanter Fall», sagte Krugman der Weltpresse. «Klar, die Schweiz leidet, aber sie leidet weit weniger als viele andere europäische Länder.» Warum das so sei, verknappte der Wirtschaftswissenschafter: «Die Schweiz ist nicht Teil der Euro-Zone, das Land ist wenig in ausländischen Währungen verschuldet, und es betreibt eine unabhängige Geldpolitik.»

Österreich hat ein Problem mit Osteuropa

Pessimistisch sprach er über Österreich. Da dessen Banken einen Grossteil der osteuropäischen Schulden hielten, drohe die Alpenrepublik wie zuvor Island «an den Rand des Finanzkollapses» zu schlittern: ein Ereignis, welches das Börsenrally der vergangenen Wochen abwürgen würde, sagte Krugman. Ohnehin seien die steigenden Aktienkurse kein Indikator für das Ende der Krise. «Der freie Fall hat sich nur etwas verlangsamt.»

Offenbart habe die Krise überdies die Schwäche der «zersplitterten Euro-Zone», so Krugman. Da jedes Euro-Land unterschiedliche Sicherheit biete, werde der Dollar wohl länger als geglaubt Weltwährung bleiben. «Noch gibt es keine sicherere Anlage als US-Staatsanleihen.»