Konten in der Schweiz sind geschützt

Nach dem ersten Vergleich mit den US-Steuerbehörden verbreitet die Bank in New York zarte Zuversicht.

Von Peter Hossli

ubs.jpgHektisch verlief der Montag an der Wall Street. Auf den tiefsten Stand seit 1997 sackte der Dow-Jones-Aktienindex ab. Kolumnisten und Analysten prophezeiten die Verstaatlichung etlicher amerikanischer Banken. Von Sitzung zu Konferenzschaltung hetzte der höchste Banker der UBS in Amerika, Marten Hoekstra, 47. Am Freitag hatte er der «Weltwoche» noch ein Interview zugesagt zum USA-Geschäft nach dem Defered Prosecution Agreement, das die UBS von einer Strafanzeige bewahrt. «Für ein Treffen reicht es kaum, aber ein Telefongespräch klappt», versprach eine UBS-Sprecherin.

Am Montag sah alles anders aus. Negative Schlagzeilen der Schweizer Sonntagspresse zur UBS waren bis nach New York hinübergeschwappt. Hoekstra, der nach der Strafanzeige gegen Raoul Weil interimistisch zum Chairman und CEO Global Wealth Management aufgestiegen war, hatte nun nicht einmal mehr Zeit für ein Telefonat. Schriftlich würde er Fragen beantworten, hiess es nun. Bis am späten Abend fand er dafür noch keine Zeit. «Es ist ein sehr hektischer Tag», vertröstete die Pressesprecherin.

Am Dienstagmorgen in New York trafen Antworten ein. Doch nicht Hoekstra hatte sie verfasst, sondern der Pressechef in den USA, Mark Arena. «Marten hatte schlicht nicht dazu, die Antworten zu lesen.» Die Episode zeigt: Die UBS ist am Anschlag.

Dabei sei das Defered Prosecution Agreement ein «erster wichtiger Schritt, um das Vertrauen der Kunden wieder zu gewinnen und den Ruf der UBS zu stärken», richtete Mark Arena aus. Insbesondere die Kundenberater könnten jetzt befreiter auftreten. Von «grösster Wichtigkeit für unseren Konzern» sei die Klärung der Situation mit dem Justizdepartment und der Börsenaufsichtskommission SEC, so Arena.

Zumal 2008 ein «schwieriges Jahr» gewesen sei für die Reputation des Konzerns in den USA. Hätte die gesamte amerikanische Hochfinanz unter negativer Presse gelitten, «prägten unsere eigenen Probleme unseren Ruf in den amerikanischen Medien», gibt Arena zu. Wohl etwas schönfärberisch: «Trotzdem waren unsere Kundenberater mehr denn je darauf fokussiert, Kunden zu bedienen.»

Nicht allzu grosse Sorgen macht sich Arena wegen der letzte Woche in Miami eingereichte Zivilklage, welche die Herausgabe von Daten von 52’000 Konten verlangt. «Schweizer Gesetz verbietet es der UBS und ihren Angestellten, der US-Steuerbehörde Informationen zu Konten zu geben, die in der Schweiz angesiedelt sind.»

Führten die juristischen Probleme nicht zu einem Talentverlust? Davon könne nicht die Rede sein, so Arena. Zuhauf entlassen andere Finanzfirmen derzeit Personal. Die UBS hätte im letzten Quartal 2008 in den USA aber rund 300 Kundenberater mehr beschäftigt als im Quartal zuvor. «Viele Finanzberater kommen zur UBS, weil sie uns als stabile Plattform für künftiges Wachstum wahrnehmen», sagt Arena. Er belegt es mit dem Nettozufluss von 4,1 Milliarden Franken, den das Wealth Management US jüngst verzeichnete. Dass die Höhe der von Kunden angelegten Werte insgesamt abnahm, erklärt Arena mit dem Marktausstieg vieler angesichts der volatilen Börsen.

Ohnehin sei die UBS in den USA «stärker positioniert» als die Konkurrenz, betont der Firmensprecher. «Viele Finanzfirmen sind mitten im Prozess, Geschäftsabläufe und Technologien zu verbinden», während sich die UBS aufs Kundengeschäft konzentrieren könne. Nicht gelten lässt er die Gefahr, die nach Fusionen weitaus grösseren Konkurrenten würden die UBS nun übertrumpfen. Zwar sei Grösse bedeutend, «genauso wichtig ist es, Kundenberater mit hoher Produktivität zu beschäftigen, wir sind überzeugt, solche gewonnen zu haben.»

Die Bedeutung des US-Geschäftes sei trotz dem jüngst betonten Bekenntnis der UBS zur Schweiz nach wie vor gegeben, betont Arena. «Zwar ist die UBS eine wichtige Kunden- und Geschäftsbank in der Schweiz, aber wir sind auch eine wichtige weltweite Wealth-Management-Firma, es ist unmöglich, weltweit erfolgreich zu sein, ohne in Amerika Erfolg zu haben, wo ein Drittel der globalen Vermögen angesiedelt sind.» Die jüngste Umgestaltung bestärke das Engagement für das Wealth Management Geschäft in Nord- uns Südamerika. «Man kann sich nicht als globale Firma bezeichnen, wenn man keine Geschäfte in den globalen Geschäftszentren unterhält, sei es in den USA, in Asien oder im Nahen Osten.»

Arena schreibt, «die UBS wird aus der Krise besser positioniert als viele unsere Konkurrenten herauskommen.» So hätte die UBS früher als andere Schritte eingeleitet, um «die Bilanzsumme zu reduzieren, die finanzielle Situation zu stabilisieren und unser Schlüsselgeschäfte zu stärken».

Zu hoffen ist zudem, die Nervosität in New York werde sich legen.