Von Peter Hossli
Eben erst war Robert Thomson zum Chefredaktor des «Wall Street Journals» ernannt worden, da entschuldigte er sich beim Ausschuss, der ihn bestätigte. «Ja», sagt der 47-jährige drahtige Australier mit Bürstenschnitt. Bei der Entmachtung seines Vorgängers seien «Fehler» unterlaufen. «Wir hätten Euch vorab informieren sollen.» Nächstes Mal, versicherte er vorletzte Woche abbittend, gehe alles wie vereinbart. «Wie konsultieren Euch.»
Wir – das sind Medienzar Rupert Murdoch, 77, und der Journalist Thomson, die beiden neuen Macher bei der einflussreichsten Wirtschaftszeitung der Welt. Letzten Dezember kaufte Murdochs Konzern News Corporation den US-Verlag Dow Jones, der das «Wall Street Journal» herausgibt. Die bisherige Besitzerfamilie Bancroft willigte zum Verkauf ein, weil Murdoch einen unabhängigen Ausschuss einsetzte, der die redaktionelle Integrität wahren würde. Ohne Zustimmung der fünf Mitglieder des «Special Committee» dürfen leitenden Redakteure weder eingestellt noch entlassen werden.
Prompt überging Murdoch sein Komitee bereits in der ersten wichtigen Personalrochade und feuerte ohne zu fragen den Chefredaktor. «Der Ausschuss hat sich als zahnlose Farce erwiesen», sagt Dean Starkman, ein Reporter mit Pulitzerpreis, der achte Jahre für das «Journal» geschrieben hatte. «Murdoch fragt keinen, was er tun soll.» Das Blatt, sagt Starkman, «ist bald nicht wieder zu erkennen».
Dabei startete Murdoch versöhnlich. Kurz nach dem Kauf rief er im World Financial Center in New York die Redaktion des «Wall Street Journals» zusammen. Der klein gewachsene Australier mit US-Pass stellte sich auf zwei Kartonkisten. «Ich weiss, ihr setzt die Messlatte hoch an», sagte er zu über hundert anwesenden Reportern. Noch mehr horchten per Konferenzschaltung am Telefon. «Ihr werdet sehen, wir legen sie noch höher.»
in Journalist wollte wissen, ob der als konservativ geltende Murdoch das «Wall Street Journal» nun nutze, um Politik zu machen. «Zeitungen verkauft man mit News», sagte er. «Ich bin kein Ideologe.»
Wortlos daneben stand Marcus Brauchli. Seit Mai 2007 zeichnete der Schweizer Chefredaktor verantwortlich für die Inhalte des erwürdigen Blattes. Niemand bat ihn, etwas zu sagen. Vier Monate später reichte Brauchli den Rücktritt ein. «Die neuen Besitzer sollten einen Chefredaktor nach eigener Wahl haben», schrieb er an die Reporter. Seither schweigt er. Bricht er eine Geheimhaltungsvereinbarung, entgeht ihm eine Abgangsentschädigung von geschätzt drei bis fünf Millionen Dollar.
Warum Brauchli ging, ist in der New Yorker Medienszene kein Geheimnis. «Er wollte die Pläne von Murdoch nicht umsetzen», sagt Starkman. «Um gegen Murdoch bestehen zu können, muss man kampfbereit sein. Brauchli ist ein toller Journalist aber kein harter Hund.»
Murdochs theatralischer Auftritt, Brauchlis stiller Abgang und Thomsons hinterlistige Inthronisierung unterstreichen den tiefen Kulturwandel beim «Wall Street Journal». Fast unbemerkt verwalteten die Bancrofts aus Boston während 92 Jahren Dow Jones. Weder redaktionell noch unternehmerisch mischten sie sich ein. Selbst in den letzten acht Jahren nicht als die Auflage stagnierte, der Gewinn fiel und die Aktie abstürzte.
Überraschend nahm der klamme Clan letztes Jahr die Offerte von News Corp. an, für die lange Zeit bei 30 Dollar dümpelnden Dow-Jones-Aktien 60 Dollar oder insgesamt 5,6 Milliarden zu zahlen. «Seither bestimmt Rupert Murdoch, was beim ‹Wall Street Journal› läuft», sagt Medienanalyst und Autor des Buchs «Who Owns the Media», Benjamin Compaine. «Er setzt den journalistischen Ton, er entlässt Leute, die ihm nicht passen, er erhöht die Löhne derer, die er halten will, er stellt die Zeitung nach seinem Gutdünken um.»
Eine «Bilanz»-Anfrage, für diesen Artikel die Redaktion des «Wall Street Journals» besuchen zu können, wurde ausgeschlagen. «Es finden grosse Veränderungen statt, über die wir noch nicht reden können», liess eine Sprecherin per E-Mail verlauten. «Fragen Sie in ein paar Monaten wieder.»
Als eine «Mischung aus Horror und Angst» bezeichnet Dean Starkman die Stimmung unter den Redaktoren. «Nicht alle sind daran, vom Dach zu springen, aber jeder sorgt sich um die Zukunft der Zeitung.» Zumal das Personal bei der Ankunft Murdochs bereits «ziemlich demoralisiert» war, sagt Starkman. Seit acht Jahren kriselt Dow Jones. Beim «Wall Street Journal» kam es 2002 erstmals in der Geschichte zu Kosten sparenden Entlassungen.
Murdoch hingegen bringt eine prall gefüllte Firmenkasse mit und ist willig, kräftig zu investieren. «Viele Reporter sind gespalten», sagt Starkman. «Sie sehen in Murdoch einen Tycoon, der unbeschränkt viel Geld hat, der es investiert, der weiss, wie man angeschlagene Zeitungen auf Erfolg trimmt, der aber das ‹Wall Street Journal› nicht mag, für das sie gerne schreiben würden.» Als «Pakt mit dem Teufel» würden daher viele Murdochs Einstieg sehen. «Sie können ihren Job behalten, aber sie mögen ihn nicht mehr so sehr wie zuvor.»
Das war früher anders. «Nie hat mir jemand gesagt, ich dürfe eine Geschichte nicht schreiben, eine Recherche nicht weiterverfolgen, nie hat die Besitzerfamilie redaktionell eingegriffen», sagte die einstige WSJ-Verlegerin und -Reporterin Karen Elliot House bei einem Redaktionsbesuch 2001. Murdoch, der in England und in Australien Zeitungen herausgibt, ist hingegen bekannt dafür, den Chefredaktoren seiner Blätter öfters mal eine griffige Titelzeile zu diktieren.
«Es hat sich dramatisch verändert», sagt Paul Steiger, der zwischen 1991 und 2007 als Chefredaktor des «Wall Street Journals» amtete. Heute führt er den Non-Profit-Journalismus-Dienst ProPublica. Der 66-Jährige hat das schüttere Haar nach hinten gekämmt. Zum braunen Manchester-Anzug trägt er ein bunt gestreiftes Hemd. Vom Fenster seines Eckbüros im 23. Stock sieht er das World Financial Center.
Noch recherchieren und schreiben die Redaktoren des «Wall Street Journals» in diesem ästhetisch missglückten Bau, der zwischen Hudson River und Ground Zero liegt. Bald ziehen sie um, nach Midtown Manhattan in das Gebäude von News Corp. Steiger ist optimistisch. «Murdoch ist ein erfahrener Zeitungsmann, er hat Ideen, wie man das Blatt verbessert, dessen Einfluss und die Leserzahl steigern kann», sagt Steiger. «Die Bancrofts delegierten, Murdoch greift aktiv ein.»
Der neue Besitzer hat eine anspruchsvolle und wohlhabende Leserschaft. Durchschnittlich 253’000 Dollar verdient ein WSJ-Abonnent jährlich. Politikerinnen und Wirtschaftsführer lesen das Blatt. Stimmt ein Artikel einen der mächtigen Leser um, kann das mitunter die Welt verändern. Fusionieren Firmen, poltern Politiker oder meutern Manager – fast immer weiss es das «Journal» zuerst. Genauigkeit ist ein Credo, Wahrheit aus Fakten zu destillieren ein anderes, ebenso die strikte Trennung von neutraler Nachricht und konservativem Kommentar. Es obliegt dem jeweiligen Chefredaktor zu bestimmen, ob eine Firma in den Dow-Jones-Index passt, in den unbestrittenen Fiebermesser des weltweiten wirtschaftlichen Befindens.
Hinzu kommt Wertschöpfung. WSJ-Reportern betonen, ihre Artikel würden für die Leser «values» generieren. Echte Werte kosten. Gratisabonnements gibt es nur für Angestellte. Selbst US-Präsidenten bezahlen für die noble Lektüre – egal, ob sie die Informationen online oder gedruckt lesen. Das «Wall Street Journal» ist die einzige Zeitung, die gewinnbringend Inhalte online nur gegen Bezahlung vertreibt. Versuche der «New York Times», das Online-Modell zu kopieren, schlugen bisher fehl.
Als Wirtschaftszeitung, in der Politik zu finden war, galt das «Journal» jahrzehntelang. Nun formt es Murdoch zur Forumszeitung mit Wirtschaftsteil um. Verdreifacht hat sich seit Dezember die politische Berichterstattung, halbiert die Anzahl von Wirtschaftsgeschichten auf der legendären Front des Blatts. Die Artikel sind kürzer und aktueller geworden, versehen mit mehr Fakten und weniger Prosa. Farbfotos ersetzen zunehmend die famosen gezeichneten Schwarzweissporträts. Ab Herbst liegt dem Blatt alle drei Monate das Hochglanzmagazin «WSJ» bei. Eine Sportseite gibt es bereits. Erstaunt lasen langjährige Leser jüngst über den Prozess gegen den Stalker von Uma Thurman.
Wie grundsätzlich Murdoch das Blatt öffnen will, belegt die bizarre und wieder fallen gelassene Idee, das «Wall Street» aus dem fast 120 Jahre alten Namen zu kippen. Wenig Lust verspürt der neue Besitzer auf die skurrilen und aufwändig recherchierten Reportagen, die zuvor an prominentester Stelle auf Seite eins platziert waren. Die so genannten A-Heds – Berichte über Rivalitäten unter den Coiffeurs in Detroit oder das Verschwinden der Löcher im Schweizer Käse – waren ein Markenzeichen der Zeitung. «Die A-Heds brachten eine Generation von Reportern zum Wirtschaftsjournalismus», sagt Dean Starkman, der heute für die «Columbia Journalism Review» über Medien schreibt. Sie zeugten vom breiten Wirtschaftsverständnis der Zeitung. «Unter Murdoch sind die Artikel wortärmer, schneller, weniger tiefgründig geworden, mit einem Focus auf Scoops», sagt Starkman. «Zum Verdruss vieler Reporter ist die Auffassung von Wirtschaft heute viel enger.»
Bewusst öffnet Murdoch das Blatt anderswo. Mit Hilfe des einstigen Chefredaktors der «Times» in London, Robert Thomson, greift er die «New York Times» an. «Die ‹New York Times› wird nicht mehr der Standard des amerikanischen Journalismus sein», provozierte Thomson an seinem ersten Arbeitstag. «US-Journalisten müssen in sich gehen.» Das «Journal» soll nun Trendsetter für politische Nachrichten werden. Für das Büro in Washington heuert er deshalb Dutzende zusätzliche Reporter an. Bauen die meisten Zeitungen ihr Korrespondentennetz ab, stärkt das «Wall Street Journal» die Berichterstattung aus dem Ausland. Seit neustem wird die US-Ausgabe in London verkauft, neben dem wenig erfolgreichen «Wall Street Journal Europe».
Auch aus persönlichen Gründen führt Murdoch die Vendetta mit der «New York Times». Seit Jahren deckt das Blatt mit Sitz am Times Square auf, wie Murdoch Zeitungen und Fernsehstationen nutzt, um Geschäftsinteresse zu wahren, vor allem in Asien. Um chinesischen Behörden zu zähmen, warf er etwa den kritischen Sender BBC von seinen Satelliten.
Vorerst geht die Strategie auf – die bezahlte Auflage des «Wall Street Journals» wächst entgegen des Branchentrends. Die Abonnentenzahlen stiegen seit Murdochs Antritt um 1,6 Prozent auf 1,35 Millionen. Die gesamte Auflage legte um 0,3 Prozent auf 2,069 Millionen zu. Hinzu kommen 1,035 Millionen zahlende Abonnenten der Online-Ausgabe WSJ.com, ein Plus von elf Prozent gegenüber dem Vorjahr. Die «New York Times» verlor am Sonntag 9,2 Prozent Auflage. Unter der Woche sank die Zahl verkaufter Zeitungen um 3,8 Prozent auf nur noch 1,077 Millionen Exemplare.
Medienanalyst Benjamin Compaine misst Murdoch klares Kalkül bei. «Wer sein Produkt verändert, gewinnt stets neue Kunden und verliert alte», sagt er. «Murdoch ist überzeugt, dass sein Umbau mehr neue Leser bringt als alte vertreibt.» Compaine selbst hält den eingeschlagenen Kurs für riskant. «Die Gewinnmarge beim ‹Wall Street Journal› war stets höher als bei der ‹New York Times›. Es macht unternehmerisch wenig Sinn, das Modell des weniger erfolgreichen Konkurrenten zu imitieren.»
Zumal Murdoch vernachlässige, womit eine Zeitung im Internetzeitalter überhaupt eine Chance hat – mit ihrer Besonderheit. «Profitable Blätter besetzen eine Nische, oft ist das die lokale Verankerung», sagt Compaine. «Die Nischen des ‹Wall Street Journals› sind Wirtschaft, die Finanzmärkte und Technologie.» Öffnet sich die Zeitung, droht sie wie viele andere vor allem wertlose Allgemeingüter zu publizieren. «Der Zyklon in Burma hat auf der Front des ‹Journals› nichts verloren, darüber berichten andere Zeitungen besser.»
Für News ist der Redaktionsschluss reichlich früh angesetzt. «Obama gewinnt North Carolina, Indiana noch nicht entschieden», titelte das «Journal» am Morgen nach den Vorwahlen in den beiden Staaten. Alle anderen Zeitungen vermeldeten den knappen Sieg Hillary Clintons in Indiana.
Der ehemalige Chefredaktor des «Wall Street Journal» sieht in Murdoch die Garantie für die Zukunft des edlen Blattes. «Viele Analysten sorgen sich zu Recht um die wirtschaftliche Zukunft des Printjournalismus», sagt Paul Steiger. «Das alte Geschäftsmodell hat ausgedient.» Fast alle Formen von Informationen sind mittlerweile online kostenlos zu haben – News, Aktienkurse, Sportresultate, Kommentare. «Es gibt wenig Bereiche, für die man noch Geld verlangen kann», sagt Steiger und nennt den investigativen Journalismus und Auslandberichte. Da beides teuer zu produzieren sei, sieht Steiger zwei Modelle für hochwertigen Journalismus wie ihn das «Wall Street Journal» anstrebt. «Entweder Mäzene finanzieren Recherchen, oder Medienkonzerne subventionieren sie mit anderen Erträgen.» Bei einem Umsatz von fast 29 Milliarden Dollar und einem Gewinn von 4,5 Milliarden kann sich die News Corporation das «Wall Street Journal» leisten.
Doch was will Murdoch mit dem Blatt, wenn er daraus keinen Profit schlagen kann? «Er hofft sicher, damit dereinst Geld zu verdienen», sagt Steiger. «Aber er wird vor allem versuchen, seinen Einfluss zu erweitern. Ein Prestigeobjekt wie das ‹Wall Street Journal› kann Wert und Ansehen von News Corp mächtig steigern.» Überdies sieht Murdoch Synergien. So werde er den eben lancierten Wirtschaftssender «Fox Business News» mit «Wall Street Journal»-News bedienen.
Steiger trinkt Diet Coke aus der Dose. Er spricht ungern über die Zeitung, die er 16 Jahre geführt hatte. «Ich weiss nur, was ich lese», sagt er auf die Frage, warum sein Nachfolger Marcus Brauchli gehen musste. Er lobt Murdoch und sieht in der Öffnung der Zeitung deren Zukunft weit sicherer. «Verrückt» nennt er, wer dem 77-jährigen Medienzar vorwirft, eine zu enge Vorstellung von Wirtschaftjournalismus zu haben.
Steiger gibt sich zugeknöpft, wie Brauchli nach seinem Rausschmiss. «Deshalb sind viele Reporter beim ‹Wall Street Journal› wütend», sagt Starkman. «Leute wie Steiger, Brauchli oder der einstige Verleger Peter Kann haben sich ein Leben lang aufgeopfert, um etwas Grossartiges aufzubauen. Murdoch zerschlägt es, sie schweigen. Warum verteidigt niemand das alte Modell?»
Was passiert unter Murdoch mit dem, was er als Chefredaktor aufgebaut hat? Steiger antwortet ohne lange zu überlegen. «Ich habe grosse Hoffnungen, dass es verbessert wird.»
Murdoch und Thomson: Die zwei Chefs
Rupert Murdoch und Robert Thomson verbindet mehr als ihre australische Herkunft. Der 77-jährige Murdoch und der 47-jährige Thomson kamen beide an einem 11. März zur Welt und sind mit Chinesinnen verheiratet. Beide glauben an Zeitungen mit kurzen, faktenreichen Artikeln, wie sie in England und Australien dominant sind.
Thomson begann seine Laufbahn beim «Herald» in Melbourne. 1998 übernahm er die redaktionelle Leitung der US-Ausgabe der «Financial Times» («FT»). 2001 verliess er die «FT» und nahm den Chefposten bei der «Times» in London an. Thomson richtete die Zeitung internationaler aus und wechselte deren Format vom Broadsheet zum Tabloid.
Den Auftrag dazu gab ihm Rupert Murdoch. Mittlerweile ist Murdoch US-Bürger, CEO und Verwaltungsratspräsident der News Corporation, eines Medienkonglomerats mit einem Jahresumsatz von knapp 30 Milliarden Dollar. Murdoch, Vater von sechs Kindern von drei Frauen, verfügt gemäss «Forbes» über ein Vermögen von 8,8 Milliarden Dollar. Er gebietet über Filmstudios (20th Century Fox), Online-Medien (MySpace), Satelliten-Vertreiber (Sky Televison), Fernsehsender (Fox News) und Zeitungen («New York Post», «The Times» in London). Er expandiert kräftig in Asien, Australien, den USA und in England. Der detailversessene Murdoch ist bekannt dafür, dass er ins Tagesgeschäft seiner Zeitungen eingreift. Das «Wall Street Journal» soll ihm und seiner Firma einen Imageschub bescheren.
Die Geschichte des «Wall Street Journal»
1882 gründeten die visionären Reporter Charles Dow und Edward Jones eine Finanzpostille. Laufburschen trugen das handgeschriebene Bulletin unter dem Firmennamen Dow Jones zu Börsenhändlern und Investoren. Bereits 1883 erschien täglich ein zweiseitiger Newsletter: «Customer’s Afternoon Letter». Am Nachmittag des 8. Juli 1889 erschien das erste «Wall Street Journal» – vier Seiten, dicht beschrieben, voller nützlicher Neuigkeiten über Märkte und Eisenbahnfirmen, damals der Motor der US-Wirtschaft, zu zwei Cent. Etwas liess die Finanzwelt aufhorchen: der sogenannte Dow Jones Industrial Average, ein Index von elf an der New Yorker Börse gehandelten Aktien. Mittlerweile ist der Dow Jones weltweit unbestrittener Fiebermesser des wirtschaftlichen Befindens.
Die Auflage des «Wall Street Journal» schnellte rasch auf 50 000 Exemplare – bis zum Schwarzen Freitag im Oktober 1929. Die darauf folgende Depression halbierte die Verkaufszahlen. Erst nach dem Zweiten Weltkrieg begann die Zeitung erneut zu florieren, 1976 kam das «Asian Wall Street Journal» in Hongkong heraus, 1983 das «Wall Street Journal Europe». Noch bevor Ronald Reagan 1981 ins Weisse Haus einzog, war das «Journal» die grösste Zeitung der USA. Heute hat sie eine Auflage von über zwei Millionen Stück. Damit steht sie hinter «USA Today» mit 2,25 Millionen Exemplaren an zweiter Stelle.
Nun ja, Dinge können manchmal wirklich trivial sein. Danke 🙂