Von Peter Hossli (Text) und Charly Kurz (Foto)
Sie sitzt auf einem schwarzen Sofa im hellen Büro von Smart Design, einer New Yorker Designfirma. «Klar, ich bin stolz, das Stadtbild New Yorks zu verändern», sagt Claudia Christen und lächelt keck, wenn sie daran denkt, «dass mein Logo bald für immer in Filmen verewigt sein wird.» Die 34-Jährige Grafikerin aus dem Schweizer Dörfchen Toffen im Berner Gürbental hat geschafft, was viele Immigranten anstreben: «Meine Arbeit hat etwas bewirkt.»
Vor über einem Jahr erhielt Smart Design den Auftrag, das Innere der Taxis neu zu gestalten. Just fiel den Designern das schäbige Äussere auf. Die Firma bot an, kostenlos ein neues Logo zu entwerfen. Christen, seit 1996 in New York, kriegte den Job.
In Archiven fand sie Fotos alter Taxis. Sie analysierte modernes Taxi-Design. Auf der Strasse sprach sie Chauffeure und Touristen an. Fahrern war das Äussere oft egal. New-York-Besucher verwirrte es.
Christen wollte die Verwirrung auflösen und ein Design schaffen, das New York reflektiert, als Stadt, die organisch ständig wächst, in der nicht alles sauber und ordentlich ist, wo Geschichte eine Rolle spielt. Sie gestaltete die neue Schrift «NYC Taxi Type». Damit setzte sie die Worte «NYC Taxi» sowie die Seriennummer der Autos. In Anlehnung an den legendären Checker Cab fügte sie ein Schachbrettmuster hinzu. Zum Kleber mit den Fahrpreisen stellte sie ein Figürchen, das mit erhobenem Arm ein Taxi stoppt. Da die Taxis als Teil des öffentlichen Verkehrs gelten, rückte sie das grosse T in einen Kreis, ein Design-Element der Subway.
Bürgermeister Michael Bloomberg segnete ihr Werk ab. Mit einer Auflage: Die drei Buchstaben NYC mussten durch das offizielle und etwas protzig geratene Markenzeichen der Stadt ersetzt werden – obwohl es nicht zu Christens Design passt. Zähneknirschend willigte Smart Design ein. Bis Ende Januar werden alle 26’000 New Yorker Taxis mit dem Logo der Schweizerin versehen.
Nicht alle sind glücklich. Andere Designer spötteln. Christen reagiert cool. «Wer sich hinauslehnt und etwas Grosses macht, muss einstecken können.»