Von Peter Hossli (Text) und Charly Kurz (Fotos)
Fix wie andere ein Glas Wodka kippt Peter Maurer den Espresso weg. «Ist es kalt draussen, Paula?», fragt der Thuner seine Sekretärin, eine Tessinerin, in fast akzentfreiem Italienisch. Maurer, der die Schweiz an der Uno in New York mit einem braunen Bürstenschnitt und einem spitzen Asketengesicht vertritt, studierte einst in Perugia. «Si», antwortet sie. Just bindet er den roten Wollschall um, schnappt den Computer und eilt, leicht gebückt, zum Lift. «Kommst Du mit?», ruft er einer Diplomatin zu. Sie rennt hinterher. Acht Minuten Fussweg liegen zwischen der Schweizer Mission an der dritten und dem grünlich schimmernden Glasturm der Uno an der ersten Avenue. Maurer schafft ihn in sechs. Wie viele New Yorker hastet der Botschafter bei Rot über die Strasse und schlängelt elegant an hupenden Autos vorbei. Frauen, die mit ihm gehen, tragen flache Schuhe. Absätze würden brechen.
Maurer hetzt nicht, um rechtzeitig für eine Rede da zu sein – an der Uno beginnt nie etwas pünktlich. Er hetzt, um wirklich wichtige Informationen aufzuschnappen. Kurz setzt er sich ans schmale Pult links aussen im pompösen Saal der Vollversammlung, hinter das braune Schild mit dem Schriftzug «Switzerland». Einer spricht bereits, der Botschafter des Golf-Staates Katar. Maurer legt den Kopfhörer an, der ihm auf einem Ohr die Simultanübersetzung liefert. Bald steht er auf, geht zur Botschafterin der Bahamas, wechselt ein paar Worte, lächelt, geht weiter zum Mexikaner, lehnt sich über, liest in dessen Dokumenten, schüttelt Hände, berührt Schultern, witzelt mit dem deutschen Botschafter, zeigt ernste Miene beim Inder. Maurer ist der einzige, der so viel herum geht – als wolle er sich die Nervosität vor dem eigenen Auftritt abstrampeln. «Ich hole die Essenz ab», erklärt er die direkte Diplomatie. «Das ist effizienter als alle Reden mitzuhören.»
Er fühlt sich wohl dabei, Maurers Revier ist die neue und lösungsorientierte Diplomatie, nicht das altväterliche Gerede in steifen Anzügen und perfekt ondulierten Haaren. Das trägt ihm bei den Altvätern zuweilen Kritik ein. Als «zu wenig botschafterhaft anzogen» rügte ihn einst ein Alt Bundesrat. «Ein Affront» sei Maurers Frisur. «Sie fällt aus der Norm, in der Diplomatie ist die Norm alles.» Nicht für Maurer, 50. «Wenn es die Situation erlaubt, mische ich die Protokolle auf, das erzeugt echte Überraschungen», sagt er.
Der Erfolg gibt ihm Recht. Maurer und mit ihm die Schweiz sind mächtig an der Uno. «Es gibt kein Land, das proportional zur Bevölkerung so viel Einfluss hat wie die Schweiz», sagt Kenzo Oshima, der japanische Uno-Botschafter. «Enorm respektieren» würde er Maurer. «Er ist voller Ideen, hebt in Sitzungen als erster die Hand auf, weiss viel und kann seine Gedanken präzise ausdrücken», sagt er. «Die Schweiz kann glücklich sein, einen wie Maurer in New York zu haben.»
Seit gut zwei Jahren. «Ich vertrete die vom Bundesrat beschlossene Aussenpolitik», weist er die Lorbeeren von sich. Er vertritt das internationale Genf, macht sich stark für Menschenrecht, Frieden, die Umwelt. Da die Schweiz einen Teil ihrer Entwicklungsgelder über das Uno-System ausgibt, achtet er auf hohe Effizienz. Ein Prinzip leite ihn: «Geld ist wichtiger als das Wort». Der promovierte Historiker zieht eine trockene Budget-Sitzung der zähen Debatte über ein Komma in einer Palästina-Resolution vor.
Was in der Schweiz läuft, verfolgt er genau, die wichtigen Zeitungen liest er online, dazu die aussenpolitischen Debatten im Parlament. Er weiss um die isolationistische Tendenz im Land, weiss, wie etwa die SVP nach wie vor gegen die Uno antritt. Es beeindruckt ihn nicht. «Für mich ist die Politik des Bundesrates massgeblich, nicht die verschiedenen Meinungen und Strömungen innerhalb des Parlaments», sagt Maurer. «Unsere Regierung betreibt keine isolationistische Politik.»
Zurück in der Vollversammlung. Endlich ist er dran, nach dem Botschafter aus Bahrain, vor dem Liechtensteiner. Französisch – offizielle Uno- wie schweizerische Landessprache – legt er knapp dar, wie die Schweiz den Sicherheitsrat reformieren, ihn demokratischer und transparenter machen will. Ein gewagter Vorstoss, der die Uno bewegt und so mächtige Länder wie Frankreich oder Grossbritannien verstimmte. Doch heute zieht Maurer niemanden in den Bann. Angestrengt trägt er vor. Ein guter Redner, das ist er nicht. «Er ist der Schlimmste von allen», sagt der offizielle Uno-Fotograf, dessen Job es ist, sämtliche Sprecher am Rednerpult abzulichten. «Nie blickt er auf.» Später gesteht Maurer, «es gibt Augenblicke in meiner Tätigkeit, die mir mehr Spass bereiten als vor der Vollversammlung zu sprechen.» Zu formal ist ihm die Form, zu absehbar. Von Reden, an denen Schreiber in Bern wie New York feilen, kann er kaum abweichen. «Mir liegen interaktive Situationen mehr, da kann ich Texte verhandeln, da ist es mir vorbehalten, stechende Argumente einzubringen.»
Die kommen an. Maurer ist beliebt bei anderen Botschaftern. «Peter geht nie aggressiv vor, er ist gewissenhaft», sagt der mexikanische Uno-Gesandte Enrique Berruga, mit dem Maurer eine Initiative zur Stärkung nationaler Umweltstrategien lanciert hat. «Er ist ein ‹sympatico›, dessen weiches Auftreten jeden einnimmt, der aber stets weiss, was er will», sagt Berruga. Sie sitzen im Café im Untergeschoss der Uno, dem einzigen öffentlichen Ort in New York, wo noch geraucht werden darf. Maurer schlürft an einem Espresso. Berruga zieht an einer Zigarette, eine leere Plastikflasche dient als Aschenbecher. «Ich schätze seinen Pragmatismus und die exzellenten Beziehungen», sagt der Mexikaner, der nebenher Romane verfasst.
Gemeinsam fahren sie fünf Etagen zu einer Terrasse hoch, von der aus der gemächlich vorbei ziehende East River zu sehen ist. Von überall her strömen nun dunkel gewandete Männer heran, dazu ein paar wenige Frauen. Es sind die Botschafter der 192 Uno-Mitgliedsländer, die bei einem Mittagessen den abtretenden Generalsekretär Kofi Annan feiern. An Annans Tisch finden zehn Gäste Platz. Einer davon ist Peter Maurer. Warum sitzt die kleine Schweiz in der ersten Reihe? «Ich habe die Sitzordnung nicht gemacht», sagt Maurer, als sei ihm die Frage peinlich. «Wer viel tut, erhält Aufgaben, es liegt in meinem Naturell, sie zu übernehmen, wenn ich angefragt werde.» Jedoch nicht l’art pour l’art betreibe er, nicht «hektische Stagnation», wie er sagt. «Ich denke lösungsorientiert, Ideen reichen nicht aus, man muss sie umsetzen.» Was er nicht sagt, sagt Kenzo Oshima, der Japaner. «Das Engagement der kleinen Schweiz übersteigt ihre Grösse bei weitem.»
Maurer weiss – andere hören ihm zu. Nicht zuletzt, weil die Schweiz nicht Mitglied der Europäischen Union ist. Stets in der Gruppe bilden EU-Länder ihren Konsens. Die Schweiz ist da freier. Bündnisse geht sie wechselnd mit anderen unabhängigen Ländern ein, mal mit Mali und Costa Rica, mal mit Singapur und Jordanien. «Ich gebe ja zu, dass ich hier mehr Spielraum habe als Vertreter eines nicht EU-Landes», sagt Maurer, der den EU-Beitritt der Schweiz befürwortet. Dann hält er inne. «Aber nicht mehr Macht.» Die Ungebundenheit der Schweiz erzeuge zuweilen einen Scheineinfluss. «Ich habe keine Macht, ich kann nicht drohen.» Stattdessen baut er Brücken, spannt er Netzwerke, bietet er vortreffliche Dienste an. «Wir tun, was wir gut können, wir stellen solide Arbeit zur Verfügung, damit kommt die Schweiz so weit, wie sie halt kommen kann.»
Immerhin: Die Schaffung des Menschenrechtsrates in Genf ist ein Verdienst der Schweiz, ebenfalls die Reformen im Sicherheitsrat. Etliche wichtige Posten innerhalb des Uno-Systems belegen Schweizer – obwohl das Land erst vor fünf Jahren dem Betritt zur Uno zugestimmt hat. Maurer arbeitete zudem Vorgaben für den neuen Generalsekretär aus, den Südkoreaner Ban Ki-Moon, der seit Anfang Jahr die Geschicke der Uno lenkt. 30 Delegationen lud er zu einer ganztägigen Klausur auf die Schweizer Mission. Sie erörterten ihre Erwartungen an Ban. Dessen Stabschef notierte eifrig, er selbst kam zum Arbeits-Lunch. «Ban empfand den formlosen Prozess als hilfreich», sagt Maurer bescheiden.
Es ist eine Form, die ihm liegt. Das informelle Mittagessen. Öfters lädt er Leute in die stattliche Residenz an der Park Avenue, die der Eidgenossenschaft gehört und als Wohngemach des jeweiligen Uno-Botschafters dient. Es sind Botschafterinnen und Politiker, Wirtschaftsvertreter oder Wissenschaftlerinnen. Selten platziert er sie nach diplomatischer Etikette, meist lässt er die Tischordnung frei. «Nur so reden die richtigen Leute miteinander», sagt er. Er selbst könne Dinge sagen, die noch nicht mit Bern besprochen seien. «Ich weiche dabei nicht von schweizerischer Sensibilität ab», sagt er, «aber freier Raum zum Diskutieren ist unabdingbar für eine derart förmliche Organisation.»
Es gibt dünne japanische Suppe, danach ein Entenbein mit Wintergemüse. Das Genfer Hochschulinstitut für internationale Studien will in den USA Fuss fassen. Maurer bringt deren Präsident zusammen mit amerikanischen Akademikern und Managern. Auf dem Tisch liegt unscheinbar das unabkömmliche weisse Werkzeug der Diplomatie: Eine kleine Fernbedingung, mit der Maurer den jeweils nächsten Gang anfordert. Straff wie eine Sitzung führt er das Mittagessen, stellt überleitende Fragen, hakt nach, wenn etwas unklar ist, fällt ein Fakt, den er vorher nicht wusste, schreibt er ihn auf. Als erster beginnt er zu essen, damit die anderen auch beginnen. Die Atmosphäre ist ungezwungen, aber auf die Arbeit ausgerichtet, das Niveau intellektuell anregend. Witze fallen kaum. Den Rosé rührt Maurer nicht an. Er trinkt Wasser. Beim Kaffee verblüfft er die amerikanischen Gäste. Die Schweiz sei der einzige Ort, wo diplomatische Treffen mit radikalen islamischen Organisationen wie der palästinensischen Hamas und der libanesischen Hisbollah möglich seien. «Bei uns kann man diskutieren», sagt er.
Auf dem angenehm schlicht dekorierten Tisch stehen violette Veilchensträusse, die zusammengeschnürte Kreidestifte festhalten. Maurers Frau bastelte den Tischschmuck mit den Töchtern, 6- und 11-jährig. Kinderzeichnungen hängen beim Eingang zur Residenz und in Maurers Büro. Und doch sind bei ihm Beruf und Familie klar getrennt, im Gegensatz zu vielen Diplomaten, die ihre Frauen bei jeder Gelegenheit einbeziehen. «Wir reden zu Hause nicht über meine Arbeit», sagt Maurer, der öffentlich nicht über seine Familie redet. Er verbringe reichlich Zeit mit ihr. Aber wann? «Ich schaffe Räume.» Bei diesem Pensum? «Ich schlafe wenig.» Nie länger als viereinhalb Stunden, oft nur vier. Er kippt einen Espresso weg, seinen Treibstoff. «Ich bin nie gestresst, da mein Tag 20 wache Stunden hat.»
Sein Büro ist mobil. «Tschou, Nathalie, da isch dr Peter», spricht er in sein Mobiltelefon, ein silberner Razr von Motorola. Er sitzt in der Lounge der Delegierten, die einen Blick auf den Uno-Garten zulässt. Neben ihm surrt leise ein weisses MacBook von Apple. Er kaufte sich den Computer privat, da er die PCs nicht mag, die der Bund stellt. Paula, die Sekretärin, leitet ihm E-Mails auf eine private Adresse weiter. Da im Uno-Gebäude das Internet drahtlos verbreitet wird, hat er überall Zugang. «Bei den Sicherheitsleuten in Bern gelte ich als ‹Enfant terrible›», sagt er. Sie fürchten, der Botschafter werde angezapft. Maurer schmunzelt. «95 – 97 Prozent der E-Mails sind unproblematisch, wer meinen Bildschirm anschaut, kann vielleicht noch was lernen.»
Sein Chauffeur hat das Auto vorgefahren, nicht eine dunkle Limousine, sondern ein kindergerechter Minivan. Zu zwei Empfängen ist er eingeladen, von der norwegischen und der italienischen Botschaft. «Bringen Sie mich zu den Norwegern», sagt er dem Fahrer und räumt für die Reporter den Kindersitz weg. Dort gehe es rascher. «Ich will nachher Heim, muss noch arbeiten.» Es ist sieben Uhr abends. Er arbeitet seit vier Uhr früh. Die Crevetten, die ihm die Norweger servieren, lässt er unberührt an sich vorbei ziehen, ebenso das Sushi-Tablett und die Sekt-Gläser. Einmal nur greift er zu – als der Kellner kühles Wasser anbietet.
Mit 27 Jahren erhielt er von der Universität Bern die Doktorwürden, für eine Abfassung zum Anbauplan Wahlen während des Zweiten Weltkrieges. Der Nationalfonds hatte das Stipendium für die Habilitation bereits bewilligt, als das Angebot des Eidgenössischen Departements des Äussern kam. 24 Stunden überlegte er – und wechselte in den Staatsdienst. «Es war Zeit, etwas Neues zu tun.» Ein Jahr in der Schweizer Botschaft in Südafrika. Als in Berlin die Mauer fiel in Bern im Ressort Osteuropa. Schliesslich wirkte er als persönlicher Berater von Jakob Kellenberger, dem Staatssekretär und hinter dem Aussenminister die Nummer zwei im Aussendepartement. Kellenberger, der heute das Internationale Komitee vom Roten Kreuz präsidiert, gilt gemeinhin als Förderer Maurers. «Als starke und eigenständige Persönlichkeit war er der ideale Partner», sagt Kellenberger. «Wir denken in wichtigen Fragen sehr ähnlich und teilen literarische Vorlieben wie die zu Theodor Fontane.» Er bezeichnet Maurer als «einen meiner besten Freunde», als einen, «der zu verstehen sich bemüht bevor er urteilt und seine Überzeugungen nicht der Konjunktur anpasst». Er sei ein «unbestechlicher liberaler Kopf und moralisch total integer».
Mitte neunziger Jahre war Maurer als Stellvertreter des Botschafters ein erstes Mal in New York, damals noch als Beobachter der Vereinten Nationen. 2004 kam er wieder, traf ein «viel selbstbewusster auftretendes China» an – und ein «schwieriges Verhältnis zwischen der USA und dem Generalsekretär». Auf diesem internationalsten aller internationalen Parkette Maurer spielt er nun aus, was er so gut kann wie nur wenige: Prozess einleiten und durchziehen.
Es ist diese Lust an den Prozessen, die ihn antreibt. «Der Weg ist hier tatsächlich das Ziel», sagt Mauer, dem andere ein unerreichtes Gespür für politische Machbarkeit nachsagen. «Je weniger man die Ziele offen legt, desto besser, man muss sie aber im Kopf behalten.» Regelrecht packen würden ihn die vielen Meinungen und Denksysteme, die hier aufeinander prallen. «Ebenso wichtig wie das, was beschlossen wird, ist wie ein Beschluss zustande kommt.»
Insofern sei die Uno eine «wahnsinnig schweizerische Organisation», sagt er, ein Ort, wo es besser sei, kleine Schritte zu wagen als sofort alles ändern zu wollen. Wo jeder mitreden dürfe, und wo am Schluss eine gewisse Einhelligkeit bestehe. Wobei Maurer die Uno für die «gewichtigste Organisation der Welt» hält. «Es ist oft anstrengend und schwierig, sich hier durchzuringen, aber wenn man da ist, hat nichts eine höhere Legitimation als ein Uno-Beschluss.»
Das habe die USA vor dem Irak-Krieg missachtet. Nun zeige sich, wie «gefährlich Gewalt und machtpolitische Instrumente» seien. «Wenn man sie einsetzt, löst man etwas aus, das kaum zu kontrollieren ist», sagt Maurer. Er verschreibt sich der Prävention. «Die Verhinderung von Kriegen ist die Essenz dessen, was wir hier tun», sagt er. «Uns stehen viele Instrumente zur Verfügung, die Meditation, die Shuttle-Diplomatie, wir können Friedenstruppen entsenden, wenn das alles nichts nützt, bleibt oft nur die humanitäre Hilfe.» Es ist zu wenig. Tausende sterben in Irak, Tausende in Darfur. Frustriert ihn das? «Was bringt es, wenn ich frustriert bin? Nichts.» Ein Konflikt mit mehr als Tausend Toten auf beiden Seiten sei kaum zu stoppen. «Dann wird es dreckig.» Wann gibt es Frieden? «Wenn bei den Mächtigen der politische Wille dazu vorhanden ist.»
Montagmorgen – in der Schweizer Mission trifft Maurer die engsten Mitarbeiter zur ersten Sitzung. Wie Spielzeugautos sehen die gelben Taxis vom 29. Stock aus. Sechs Männer und eine Frau sitzen zurückhaltend gekleidet auf Corbusier-Sesseln, die einen Glastisch umkreisen. Darauf stehen zwei vergilbte Fähnchen, eines von der Schweiz, das andere von der Uno. Sie sehen aus, als hätte sie jemand mal in einer Schiessbude erstanden. Es stört niemanden. Der Inhalt überragt die Form. Maurer fragt nicht, wie das Wochenende war, er fragt, was ansteht. Rund 25 Personen beschäftigt die Mission, die Hälfte sind Diplomaten. Maurer ist der Coach, nicht er Chef. «Wenn man mich braucht, bin ich da, aber die Leute wissen schon, was sie tun.» Er lässt arbeiten und hilft, wenn er gefragt wird. Er strahlt eine Wärme aus, die nicht väterlich, sondern professionell wirkt, nicht überheblich, sondern kameradschaftlich. Alle spricht er in der Muttersprache an, oft redet er im selben Satz Französisch, Englisch und Dialekt. Er duzt, sie duzen ihn. Mauer, das ist «der Peter».
Zum Schluss der Sitzung kommt kurz Heiterkeit auf, als er von einer Einladung nach Los Angeles berichtet. Al Gore, einst amerikanischer Vizepräsident, zeichnet dort kurze Filme über Toleranz aus. Maurer bedauert, keine Zeit zu haben. Hollywood muss auf ihn warten.
Obwohl der Artikel schon 3 Jahre alt ist, möchte ich sagen,
dass ich ihn mit grossem Interesse gelesen habe und beeindruckt bin
von dem Einsatz dieses Diplomaten. Kompliment an den
Journalisten.