Neue Energie für leere Batterien

Wegen Explosionsgefahr musste Sony zehn Millionen Laptop-Batterien zurückrufen. Davon profitieren amerikanische Start-ups, die Techniken entwickeln, um die hohe Nachfrage nach mobiler Energie zu stillen.

Von Peter Hossli

Angsterfüllt hetzte der Geschäftsmann aus dem United-Airlines-Jet. In der Hand hielt er einen rauchen-den Computer. Kaum hatte er eine verlassene Ecke im Terminal des Flughafens erreicht, warf er den Laptop zu Boden. Sofort ging das schwarze Gerät in Flammen auf.

Kurz nach dem Zwischenfall in Los Angeles rief der Computerhersteller Lenovo im September Batterien von 500 000 Laptops zurück. Zuvor schon hatten Apple, Dell, Panasonic und Sony brandgefährliche Akkus aus dem Verkehr gezogen. Fabriziert hatte sie alle Sony.

Die Brände zeigten die Grenzen der 30 Jahre alten Technik von aufladbaren Lithium-Ionen-Akkus auf. Während die Prozessoren ständig leistungsfähiger, kleiner und somit heisser werden, versagen öfter die Batterien. Das ist der Albtraum der Elektronikbranche, beruht deren Gedeihen doch vermehrt auf mobilen Geräten wie iPods, Laptops, Sensoren und Mobiltelefonen.

Wenn die Batterietechnik nicht mithält, flacht das Wachstum ab. Das ist enorm. Die Freedonia Group schätzt den Batterieumsatz im Jahr 2010 auf 74 Milliarden Dollar. Kurzfristig profitieren chinesische Batteriefabrikanten von Sonys Debakel. Doch auch sie setzen auf herkömmliche Kraftspender. Einige amerikanische Start-ups entwickeln dagegen neuartige mobile Energiequellen. Viele sind noch in der Forschungsphase. Die börsenkotierte Firma Oak Ridge Micro-Energy beschäftigt gerade mal fünf Personen. Deren auf dünnen Lithium-Ionen-Filmen basierenden Akkus absorbieren Hitze von bis zu 280 Grad. «Wir verhandeln mit Mobiltelefonherstellern über die Lizenzierung unserer Patente», sagt CEO Mark Meriwether. Er werde die Firma in den nächsten drei bis sechs Monaten verkaufen, für das «Fünffache des jetzigen Börsenwerts».

Auch das Militär setzt auf neuartige Batterien

Die Mphase Technologies in Norwalk, Connecticut, setzt auf Nanotechnologie. Die seit 1996 kotierte Firma hat einen Prototyp entwickelt, der sich «radikal unterscheidet von herkömmlichen Batterien», sagt Sprecherin Mary Whelan. Die Leistung eines heutigen Akkus beginnt bereits mit dem ersten Gebrauch zu schwinden. Das Material der Mphase-Miniaturbatterien dagegen ist nanotechnologisch verändert worden. Die Leistung ist somit um einiges höher als bei Lithium-Ionen-Akkus. Weit geringer wiederum sind deren Kosten. «Zum ersten Mal seit 100 Jahren könnte die Leistung von Batterien radikal erhöht werden», kommentiert das Technologiemagazin «Wired» die Mphase-Batterie.

Das Potenzial scheint riesig zu sein. Die 22 Mitarbeiter erwirtschaften jedoch nur einen Umsatz von 1 Million Dollar und keinen Gewinn. Die Einführungszeit von Nanoprodukten ist traditionell sehr lange. «Wir diskutieren unseren Zeitplan nicht», sagt Whelan. «Die Möglichkeiten haben sich aber als weit vielfältiger entpuppt, als wir ursprünglich dachten.»

Bereits steile Wachstumskurven weist Ultralife auf, eine Firma, die sich auf hochwertige Lithium-Ionen- und Lithium-Polymer-Akkus spezialisiert. In den letzten fünf Jahren konnte sie den Umsatz von 25 auf knapp 80 Millionen Dollar steigern. Bis in zwei Jahren will die Firma 200 Millionen Dollar umsetzen.

Ultralife-Batterien betreiben derzeit vor allem Rechner und GPS-Systeme, die das US-Militär einsetzt. Rüstungsriesen wie General Dynamics oder Raytheon verlassen sich darauf. Nun expandiert die Firma und beliefert militärische Einheiten auch im Ausland. Daneben halten Ultralife-Akkus medizinische Apparate sowie die Elektronik von Autos auf Trab: Bereiche, die höchste Zuverlässigkeit erfordern. Es sollte Ultralife also gelingen, Laptops brandsicher zu betreiben.�