Von Peter Hossli (Text) und Jensen Walker (Fotos)
Geschwind stülpt Ben einen roten Plastikhelm über. «Es brennt, beeil Dich», ruft er Sam zu, seinem Zwillingsbruder. Der schnappt sich einen zweiten Helm und eilt hinter Ben her in den Garten. Die beiden blonden Buben spielen Feuerwehr. Nacheinander steigen sie eine hölzerne Leiter hoch, bimmeln an der Glocke, rutschen die Metallstange runter, steigen wieder hoch. «Kommt rein», heisst die Mutter die Dreieinhalbjährigen plötzlich. «Es ist zu warm draussen.» Vierzig Grad am Schatten, um 11 Uhr morgens. Ben und Sam gehorchen, es sind gut erzogene Jungs. Just legen sie die Helme weg. Drinnen, in der klimatisierten Stube, setzen sie mit ihrem einjährigen Bruder David Puzzleteile zusammen. Die Mutter richtet einen kalten Lunch. Der Vater liest ein Buch vor.
Es ist eine Familie, wie sie im Buche steht, die Hutchens in Texas. Drei gesunde, hübsche Knaben. Heather, die umsorgende Mutter, und Doug, der liebevolle Vater.
Etwas nur passt nicht. Das Erbgut der Kleinen stammt nicht von den Eltern, die ihre Buben so sehr lieben. Es stammt aus Iowa. Der Eilkurier FedEx lieferte es den Hutchens, tief gefroren in einem Aluminiumkanister. Acht Jahre und vier Monate lagen Ben und Sam, zehn Jahre David in flüssigem Stickstoff, bei Minus 195,82 Grad Celsius. «Wir haben sie aus dem eisigen Waisenhaus gerettet», sagt Heather, 38.
Die Hutchens gehören zu den rund siebzig christlicher Familien in den USA, die von einem anderen Paar tief gefrorene befruchtete Eizellen erhielten, diese einpflanzten und austrugen. Das ergab bisher 88 Babys. Ein Dutzend weitere gedeihen derzeit in amerikanischen Gebärmüttern.
Fast identisch sehen Ben und Sam aus. Ben trägt blau, Sam rot. Die scheuen Knaben wissen, dass sie nicht wie alle anderen Kindern zu ihren Eltern gekommen sind. «Wir sind adoptiert worden, wie Moses in der Bibel», sagt Ben. «Gott hat unsere Mami und unseren Papi für uns ausgewählt», sagt Sam.
Die Art der Zeugung – in der Schweiz illegal – steht im Zentrum einer brisanten politischen und ethischen Debatte. Schätzungsweise 400000 Embryonen lagern in den USA auf Eis. Es sind die Überbleibsel von In-Vitro-Fertilisationen, jener Fortpflanzungstechnologie, bei der die Eizelle ausserhalb des Körpers der Frau befruchtet wird. Zellklumpen, welche die genetischen Eltern nicht mehr benötigen.
Wissenschaftler würden aus ihnen gerne Stammzellen gewinnen, jene Körperzellen, die noch nicht ausdifferenziert sind und die Fähigkeit zur Selbstreplikation in sich tragen. Die Forscher hoffen, damit dereinst Krankheiten wie Parkinson oder Alzheimer zu heilen. Amerikas christliche Rechte hingegen hält deren Gewinnung für Mord am ungeborenen Leben, moralisch so verwerflich wie eine Abtreibung. Ihre Alternative: Paare, die befruchtete Eizellen nicht mehr brauchen, sollen sie statt der Wissenschaft «zur Adoption freigeben», sagt Ron Stoddart, der in Kalifornien die christliche Adoptions-Agentur Nightline gegründet hatte. Seit 1997 vermittelt er so genannte Snowflakes, die Schneeflocken, «die alle einzigartig sind». Für die «ungeborenen Babys», so Stoddart, sucht er geeignete Adoptiveltern. Den Prozess nennt er «Embryo-Adoption».
Um die Begriffe «Embryo» und «Adoption» kreist die Kontroverse. Befürworter embryonaler Stammzellenforschung fürchten eine vorzeitige Vermenschlichung der Keimlinge. «Adoptieren kann man nur Menschen, nicht Zellen», sagt der Sprecher der amerikanischen Gesellschaft für Fortpflanzungsmedizin, Sean Tipton. «Es handelt sich um Spende und Annahme von genetischem Material, nicht um dessen Adoption.» Erhielten die befruchteten Eizellen denselben rechtlichen Status wie Menschen, sei bald jegliche Forschung und das Recht auf Abtreibung verboten. Das wollen die Wissenschaftler verhindern.
Faktisch sind die Schneeflocken winzige Klumpen aus vier bis sechs Zellen, jeder kleiner als der Punkt am Ende dieses Satzes.
Ein Vergleich, den Heather Hutchens vehement bestreitet. Für die gross gewachsene, gestrenge ehemalige Angestellte der Rüstungsfirma Raytheon beginnt das Leben sofort nach der Verschmelzung von Samen- und Eizelle. «Wir haben alle einmal so angefangen.» Ihr feingliedriger Zeigefinger deutet auf sechs schwarzweisse Mikroskopaufnahmen. Jede bildet zwei befruchtete Eizellen ab. «Das sind die ersten Baby-Fotos von Ben und Sam», sagt sie. Aufgenommen, kurz bevor ein Arzt die Embryonen mit einem Plastikkatheter in Heathers Gebärmutter überführt hatte. Insgesamt haben die Hutchens siebzehn solcher Sprosse «adoptiert». Daraus sind Ben, Sam und David entstanden. Zwei Stück lagern noch immer tief gekühlt in einem Metallröhrchen. Nächsten Frühling gelangen sie in Heathers Uterus.
Eine Autostunde nordwestlich von Dallas leben die konservativen Christen, dort, wo Texas noch aussieht wie Texas. Flach, heiss, menschenleer. Der lokale Sheriff trägt Lederstiefel und einen Hut mit breiter Krempe. Pferde und Kühe weiden auf stattlichen Höfen. Pickup-Trucks befahren die Strassen. Es hat eine Bank, eine Tankstelle, ein Spritzenhaus, ein Laden für Viehfutter. Vier lokale Kirchen buhlen um bloss 2500 Einwohner. Was fehlt ist die Bar und das Kino. «Deshalb sind wir hierher gezogen», sagt Doug Hutchens, 34.
Drei Tage die Woche ist er unterwegs in sieben Südstaaten und verkauft Reinigungsmittel. In der Freizeit fängt er Fische. «Wir wollen keine negativen Einflüsse für unsere Kinder.» Er zieht das schmucke Reihenhaus mit Garten in der eingezäunten Siedlung dem Moloch einer Stadt vor. Nur Weisse, Gläubige und Bush-Wähler wohnen hier. Wie Millionen anderer Mittelklasse-Amerikaner zogen die Hutchens in eine so genannte Exurbia. Das sind derzeit rasch wachsende Vorstädte, die noch weiter vom vermeintlichen Sündenpfuhl Grossstadt entfernt liegen als Suburbia.
In der knapp bestückten Hausbibliothek der Hutchens’ stehen ausschliesslich religiöse Bücher. Die Bibel. Pastor Rick Warrens Bestseller «The Purpose Driven Life», das in den USA 20 Millionen Mal verkauft worden ist. Ein religöser Ratgeber für die Erziehung von Buben. «Unser Glaube ist das Zentrum unseres Seins», sagt Doug.
Das Paar lernte sich an einem Single-Abend einer kleinen Kirche in Kansas kennen, im Herzen Amerikas. Ein Jahr lang zierte sich der leicht untersetzte Doug, um Heathers Hand anzuhalten. «Ich dachte, sie nie zu kriegen», sagt er. «Sie ist schöner und gescheiter als ich.»
Er kriegt sie. Auf die Vermählung folgte der Kinderwunsch. Zehn erfolglose Monaten verstrichen, dann testeten beide ihre Fruchtbarkeit. Mit leidigem Resultat. Doug ist steril. Zertrümmert schien das ersehnte Ideal von der kinderreichen Familie.
Das Paar suchte nach einem Ausweg. Obwohl Heather keinerlei gesundheitliche Probleme hat, schloss sie eine Samenspende aus. Sie wollte «keine dritte Person in unsere Ehe lassen.» Kinder sollen «in Liebe und innerhalb einer von Gott gesegneten Ehe» entstehen. Das ist dem gläubigen Paar wichtiger als die Weitergabe des eigenen genetischen Erbguts. Sie halten es für «unmoralisch», ein Kind ausserhalb einer Ehe zu zeugen.
Der Rundbrief einer christlichen Organisation machte sie auf die Schneeflocken aufmerksam. Ein Konzept, das Heathers innigem Wunsch entsprach, selbst schwanger zu sein. Sich für ihre ungeborenen Kinder gesund ernähren, sie im Bauch strampeln spüren, sie stillen – all das wäre ihr bei einer herkömmlichen Adoption vergönnt geblieben. «Muttersein ist ein natürliches Bedürfnis», sagt sie. Ohnehin entspräche «eine Embryo-Adoption einer normalen Adoption, einfach zu einem früheren Zeitpunk».
Nach passendem Erbmaterial fahndete die Schneeflocken-Agentur in Kalifornien. Es sollte eine ähnliche Familie sein, «so traditionell wie wir», sagt Heather, gläubig, verheiratet, weiss, aufrichtig. Fündig wurde das Paar in Iowa, einem ländlichen Bundesstaat im Weizen- und Bibelgürtel. Dort lebt eine Familie, die glaubte, unfruchtbar zu sein. Sie adoptierten ein lebendes Kind. Danach zeugten sie mit ihrem genetischen Material mittels In-Vitro-Fertilisation ein Mädchen. Von insgesamt zwanzig hergestellten Embryos blieben siebzehn überzählig. Überraschend wurde das Paar aus Iowa nochmals schwanger, ganz natürlich durch Sex. Drei Kinder reichten der Familie. Nur: Was sollten sie mit den restlichen Embryonen tun, deren Lagerung monatlich bis zu 800 Dollar kosten kann? Nach langem Hadern vertrauten sie die Brut der Schneeflocken-Agentur an.
Die Hutchens griffen zu. Nach einem strikten Verfahren, mitsamt Elternkurs, Blut- und Gentest und Besuch der Sozialarbeiterin. Sie verfassten einen Brief an «die liebe genetische Familie» und beschrieben, welche Kirche sie besuchen, was sie arbeiten, welchen Hobbys sie nachgehen. Zum Portfolio gehörte das vom Weichzeichner geschönte Hochzeitsfoto. Schliesslich telefonierten die Paare. «Ganz nervös» seien sie gewesen. Am Schluss «wars für alle ein Glücksfall», sagt Heather. «Die genetische Familie suchte nach einer christlichen Adoptivfamilie, wir suchten nach christlichen Embryonen.»
Ausserdem suchten die genetischen Eltern nach einer Mutter, die nicht arbeiten, sondern sich ganz der Kindererziehung widmen würde. Heather, besser ausgebildet und mit einem höheren Lohn versehen als Doug, wollte genau das, von der Karriere zurück an den Herd. «Das sind jetzt Eure Embryonen, wir geben sie Euch für immer», schloss die genetische Mutter das Telefonat. Der Kurierdienst FedEx transportierte die Metallbehälter von Iowa in eine Fortpflanzungsklinik nach Omaha, Nebraska. «Es war ein überwältigendes Gefühl», sagt Heather, «plötzlich hatten wir 17 Kinder.»
Sechs Wochen vor der ersten Konzeption stellte Heather ihren Körper mit Hormonspritzen auf die Schwangerschaft ein. Zur – quasi – unbefleckten Empfängnis fuhr das hoffnungsvolle Paar fünf Stunden auf der Autobahn nach Omaha. Dort wurden sechs Embryonen aufgetaut. Drei überstanden das Tauen nicht. Binnen Minuten gelangten die anderen drei per Katheter in Heathers Uterus. Nach zwei Wochen der Befund: Eingenistet hatten sie sich nicht. «Die Trauer war enorm», sagt Heather, «wir hatten eben sechs Babys verloren.» Ans Aufgeben dachten sie nicht. «Wir versprachen allen 17 Kindern, sie zu befreien.»
Die nächste Runde verlief erfolgreicher, zumindest für einen der fünf getauten Embryonen. Er teilte sich und formte eineiige Zwillinge, selten für zuvor konserviertes Erbgut. Abgesehen von üblichen Beschwerden – Übelkeit, Müdigkeit – verlief die Schwangerschaft mühelos. Am 9. November 2001 kamen Ben und Sam per Kaiserschnitt zur Welt. Ihr Bruder David wurde im Mai 2004 vaginal geboren. Für seinen Fortpflanzungszyklus wurden fünf Embryonen aufgetaut und vier eingepflanzt. Zwei nisteten sich ein. In der achten Schwangerschaftswoche stiess Heathers Körper Davids Zwilling ab.
Allzu teuer war die Schöpfung der drei Kleinen nicht. Embryo-Weitergabe ist günstiger als herkömmliche In-Vitro-Fertilisation. Für die Spenderfamilie ist es kostenlos. Die Empfängerfamilie zahlt juristische Kosten von rund 5000 Dollar. Hinzu kommen zwischen 1500 und 3000 Dollar pro Fertilisations-Zyklus. Wer hingegen mit dem eigenen Samen und der eigenen Eizelle ein Kind zeugt, muss pro Zyklus mindestens 20000 Dollar bezahlen – ohne Garantie auf Erfolg.
Die engen Freunde der Hutchens wissen, wie Ben, Sam und David gezeugt wurden. Sie reden in der Bibelgruppe darüber, die sie wöchentlich besuchen. «Wir machen daraus kein Geheimnis», sagt Doug. Negative Reaktionen blieben aus. Auch bei den Nachbarn, denen an den aufgeweckten Kindern ohnehin nichts Sonderbares auffällt. Heather war mit allen drei Buben schwanger, ihr Bauch wurde dick, sie ging ins Hospital und gebar. Zuweilen hört Doug in der Mall, wie Ben und Sam ihm «aufs Haar gleichen» würden. «Ich schmunzele, sage ‹Danke schön› und gehe weiter.»
Von den ursprünglich siebzehn Embryonen der Hutchens gingen dreizehn ein, nur zwei erwiesen sich als lebensfähig. Das entspricht einer knapp durchschnittlichen Erfolgsrate. Fortpflanzungsärzte benötigen drei bis vier ausserhalb des Frauenkörpers erzeugte Embryonen, um ein lebendes Kind zu schöpfen. Ein moralisches Problem sehen die Hutchens in der vermeintlichen Vergeudung nicht. «Es war ums stets klar, dass es nicht alle schaffen», sagt Heather.
Zudem hätten sie ihnen «ja die Möglichkeit zu leben» geboten. Es sei an Gott zu entscheiden, welcher Embryo es schaffe. Vor ihrer Rettung seien die Kinder «doch bloss Gefangene, ohne Kontrolle über ihr Schicksal» gewesen. Wer sie im flüssigen Stickstoff belasse oder der Wissenschaft abtrete, «lässt ihnen keine Chance.» Nicht sie hätten die 400000 überzähligen Embryonen kreiert. «Wir sind generell gegen In-Vitro-Fertilisation», wiederholt Heather ein Anliegen der Schneeflocken-Gemeinde. Sie böten nur Hand. «Wir lösen das Problem.»
Im Gegensatz zu den Forschern an embryonalen Stammzellen, sagt Doug. «Jeder Embryo, der ihnen in die Hand fällt, ist dem Tod geweiht.» Zudem sei Stammzellen-Forschung bloss eine Vorstufe des menschlichen Klonens. Dagegen müsse man ankämpfen. Dass Forscher Leben retten, akzeptiert er nicht. «Es ist moralisch nicht zu rechtfertigen, ein Leben zu zerstören, um ein anderes zu retten.» Wer den Beginn des Lebens bei der Empfängnis ansiedle, müsse die Forschung an Embryonen als «unmoralisch» disqualifizieren.
Ein Anliegen, für das die Familie stramm steht. Die Hutchens wählen nur Kandidaten, die ungeborenes Leben schützen. Der Adoptions-Agentur überlassen sie Babybilder für die Werbebroschüren. Letzte Mai reiste die Familie nach Washington D.C., um der politischen Debatte die Gesichter ihren herzigen Buben aufzusetzen.
Der US-Kongress behandelt derzeit ein Gesetz, das staatlich geförderte Forschung an Embryonen erlauben würde. Die meisten Parlamentarier sind dafür, sie wollen nicht, dass die USA ins wissenschaftliche Hintertreffen geraten.
Nicht so Präsident Bush, ein Christ, der seine Wiederwahl hauptsächlich den Abtreibungsgegnern verdankt. Er lud 21 Familien und deren Schneeflocken ins Weisse Haus ein, zur Pressekonferenz und zum wirkungsvollen Fototermin. Die Kinder trugen T-Shirts mit der Aufschrift «Dieser Embryo wurde nicht zerstört». Bush sagte, was Heather und Doug Hutchens hören wollte. Die US-Regierung soll keine Steuergelder ausgeben, um «menschliches Leben zu zerstören», so der Präsident. Dessen Rednerpult war gesäumt von Kindern, die aus der Kälte kamen. «Sie führen vor Augen, dass es keine überzählige Embryonen gibt», so Bush. Jeder Embryo sei «einzigartig und genetisch komplett», fuhr der Präsident fort. «Diese Leben sind Geschenke, nicht Rohstoffe, die man nutzen kann.» Einzeln liess er sich mit den Schneeflocken-Familien ablichten.
Ein perfekter PR-Coup. Den süssen Babys hat die wissenschaftliche Gemeinde Amerikas derzeit nichts entgegen zu halten.
Wenig gefallen am Fototermin mit Bush fanden Sam und Ben. Sie weigerten sich zuerst. «Ihr habt keine Wahl, Boys», befahl der Präsident. «Ich habe hier das Sagen.» Dann lud er sie zur Geburtstagsparty zweier Schneeflocken ein. «Ben musste sich im Speisesaal des Weissen Hauses übergeben», sagt Sam plötzlich. Er hörte zu, wie seine Eltern die Reise nach Washington schildern. «Er ass zu viele der extravaganten Kekse, die uns der Präsident vorsetzte.»
Aus den schmalen Gesichtern von Ben und Sam strahlt Ruhe. Ihr Zimmer ist mit Bildern von Feuerwehrautos dekoriert. Im Bad steht ein Bild, das alle drei Buben eingeseift in der Wanne zeigt, dazu die Unterschrift «Ein Traum ist wahr geworden». An den Wänden des Hauses hängen gerahmte Bibelsprüche und Bilder der Kinder.
Dereinst sollen die Hutchens-Brüder ihre genetischen Eltern und zwei genetischen Geschwister in Iowa kennen lernen. Täglich bereiten die Eltern sie darauf vor. Vor dem Schlafengehen lesen sie mit ihren Kindern ein Büchlein. Eine Känguru-Mutter findet darin ein Baby-Känguru, packt dieses in ihren Beutel und zieht es gross. «Adoption ist etwas Gutes», sagt Doug und schliesst das Buch. Sein Vater sei ebenfalls adoptiert worden – und hätte das erst als erwachsener Mann erfahren. Jahrelang haderte er mit der Meldung. «Frühzeitige Offenheit erleichtert allen die Akzeptanz», sagt er. «Wir sind alle adoptiert worden – von Gott.»
Eiertanz – Strenge Gesetze regeln in der Schweiz die Reproduktionsmedizin
In den USA darf der Staat nicht in die Reproduktionstechnologie eingreifen. Legal ist fast alles – die Samen- und Eierspende, Leihmutterschaft und die Vergabe von Embryonen. Dabei gibt es keinerlei Einschränkungen, wer Samen, Eier oder Embryonen erhalten darf. In der Schweiz wird dies strikter gehandhabt. So dürfen nur verheiratete Paare gespendete Samen erhalten. Das 1998 verabschiedete Fortpflanzungsmedizingesetz verbietet die Ei- und Embryonenspende sowie die Leihmutterschaft ausdrücklich. Kinder wie Sam, Ben und David wären in der Schweiz nicht möglich. Es dürfen nur so viele Embryonen entwickelt werden, die es für eine Schwangerschaft benötigt, pro In-Vitro-Fertilisations-Zyklus höchstens drei. Das Konservieren der Keimlinge ist ausdrücklich verboten. Mit Gefängnis bestraft wird in der Schweiz, wer ein Embryo erzeugt ohne Absicht, damit eine Schwangerschaft herbeizuführen. Was die Forschung an embryonalen Stammzellen betrifft, so ist es in der Schweiz verboten, dafür Embryonen zu erzeugen. Entscheidet sich ein Paar jedoch, überzählige Embryonen der Forschung abzutreten, ist das legal. Die Forschungsanstalt braucht dazu die Einwilligung des Bundesamtes für Gesundheit. Wie in den USA, ist in der Schweiz der Handel mit Embryonen nicht zulässig.