Von Peter Hossli
Mister Trump, in «The Apprentice» mimen Sie einen sadistischen Manager, der Freude daran hat, Leute zu entlassen. Trotzdem hat die Sendung Ihre Popularität beflügelt. Wie ist das möglich?
Donald Trump: Es hat mich selbst überrascht. Offenbar hatte ich vor der Sendung ein ganz anderes Image. Jetzt können die Leute sehen wie ich funktioniere, dass ich ein zugänglicher und ein fleissiger Typ bin.
Wie erklären Sie sich den Erfolg von «The Apprentice»?
Trump: Die Sendung ist sehr unterhaltsam und hat einen erzieherischen Wert.
«The Apprentice» zeigt ein hart umkämpftes Umfeld am Arbeitsplatz. Reflektiert es die derzeitige Atmosphäre in der US-Wirtschaft?
Trump: Nicht unbedingt. Das Geschäftsleben war immer hart umkämpft, ob in den fünfziger Jahren oder jetzt.
«You’re fired» ist das Markenzeichen von «The Apprentice». Wissen Sie überhaupt, wie es sich anfühlt, wenn man entlassen wird?
Trump: Nein, ich bin noch nie entlassen worden.
Zentral für das Sendeformat ist das Konzept des Mentors. Ihr Mentor war Ihr Vater.
Wie wichtig war er für Sie?
Trump: Mein Vater gab mir meinen ersten Job, was sehr glücksverheissend war. Er gab mir ein grossartiges Vorbild ab. Er war ein disziplinierter Geschäftsmann mit Prinzipien.
Was haben Sie von Ihrem Vater gelernt, das für Sie noch heute wichtig ist?
Trump: Er hat mich gelehrt, «alles Mögliche über das zu wissen, was du tust». Das ist ein grossartiger Rat. Mein Vater war sehr sorgfältig und genau. Ich bin es ebenso.
Ihr Vater hat Sie ins Immobiliengeschäft eingeführt. Er baute aber nur in den New Yorker Stadtteilen Queens, Brooklyn und Staten Island, ins Stadtzentrum nach Manhattan hat er sich aber nie getraut. Warum nicht?
Trump: Es hat ihn einfach nie interessiert, in Manhattan zu bauen. Mich hingegen hat Manhattan stets sehr angezogen.
Sie sind der Baukönig von Manhattan. Was fasziniert Sie an diesem Stadtteil?
Trump: Manhattan ist das Zentrum von allem. Manhattan ist sehr aufregend, egal in welchem Alter man gerade ist.
Warum stellt das Fernsehen ein so gutes Umfeld für ihr Geschäft dar?
Trump: Es ist umgekehrt: Mein Geschäft ist gut für das Fernsehen. «The Apprentice» ist ja in meinem geschäftlichen Umfeld angesiedelt.
Wie nutzen Sie das Fernsehen?
Trump: Es ist ein grossartiges Medium, um Leute zu erreichen. Inzwischen haben etliche Wirtschaftsschulen Lehrgänge eingeführt, die auf «The Apprentice» basieren.
Was ist Ihnen wichtiger, das Einkommen, das sie mit der Sendung generieren, oder die Publicity?
Trump: Natürlich generiert «The Apprentice» für mich ein ansehnliches Einkommen. Zusätzlich ist es aber eine neue Herausforderung. Ich geniesse nichts mehr als neue Herausforderungen.
Sie sind ein Immobilientycoon. Neuerdings sind Sie Fernsehproduzent und verlegen Bücher. Was fasziniert Sie am Mediengeschäft?
Trump: Anfänglich hat es mich überhaupt nicht interessiert. Aber der Fernsehproduzent Mark Burnett war davon überzeugt, dass «The Apprentice» dank mir ein Erfolg werden könnte. Ich war auf das Lernerlebnis erpicht. Seit ich meine eigene Show habe, habe ich sehr viel über das Fernsehen und die Unterhaltungsindustrie gelernt.
Sie sind mehrfacher Milliardär. Was bedeutet Ihnen Geld?
Trump: Geld kann ein Massstab des Erfolgs sein. Mittlerweile mache ich aber Dinge nur noch um der Herausforderung willen. Ausserdem will ich sie gut machen. Ich müsste längst nicht mehr arbeiten, aber ich liebe das, was ich mache.
Was ist für Sie ein Luxus?
Trump: Ein Privatflugzeug zu besitzen. Allerdings ist das nicht immer ein Luxus sondern meist eine Notwendigkeit. Mein Terminplan ist derart voll. Als Luxus empfinde ich es auch, jeden Tag im Lift an die Arbeit zu gehen.
Wie definieren Sie Erfolg?
Trump: Erfolgreich ist, wer glücklich mit seiner Arbeit und seinem Leben ist.
Sie gelten als Workaholic. Was tun Sie an einem freien Tag?
Einen freien Tag verbringe ich mit Golfspielen. Da ich aber Golfplätze besitze und stets neue baue, geht es beim Golfspiel immer auch um Arbeit, was ich sehr geniesse.
Haben Sie denn ein Hobby?
Trump: Golf käme dem am nächsten. Für ein anderes Hobby habe ich keine Zeit.
Zu Beginn der neunziger Jahre sind Sie beinahe Bankrott gegangen. Wie haben Sie die Kehrtwende geschafft?
Trump: Ich bin positiv und hartnäckig geblieben. Es ging damals vielen Leuten schlecht, nicht nur mir. Mein Motto hiess «Überleb bis ‘95», was mir geglückt ist.
Wie fühlt es sich an, wieder an der Spitze zu stehen?
Trump: Es fühlt sich grossartig an. Ich bin heute erfolgreicher als je zuvor in meinen Leben. Meine Firma gehört zu den besten Unternehmen in New York.
Nicht verändert hat sich Ihre hohe Präsenz in den Klatschspalten. Was bedeutet das für Sie?
Trump: Schreibt die Boulevardpresse über mich, ist das immer auch Gratiswerbung. Ausserdem ist es ein Zeichen dafür, dass sich die Leute nach wie vor für mich interessieren.
Bill Gates hat einmal gesagt, er würde sein Vermögen nicht an seine Kinder vererben. Sie müssten aus eigener Kraft Erfolg haben. Sie haben vier Kinder. Verwöhnen Sie sie, oder müssen die noch erfolgreicher sein als ihr Vater?
Trump: Alle meine Kinder sind sehr diszipliniert und fleissig, ob als Berufsleute oder als Studenten. Dieses Vorbild habe ich gesetzt. Nun folgen sie mir.
Donald Trump ist längst eine Marke. Wie definieren Sie diese Marke?
Trump: Die Marke Trump steht für einen Qualitätsstandard, der mehrmals bestätigt worden ist.
Sie haben auch eine Kleiderlinie und sogar ein Parfüm. Wie beschrieben sie den Trump-Stil?
Trump: Der Stil steht ganz einfach für die höchste Qualität, die erhältlich ist. Das stammt von meinen Gebäuden. Die Wohnungen meiner Häuser sind meist schon verkauft, bevor sie gebaut werden. Warum? Die Leute wissen, was sie bei mir kriegen. Risiken gibt es keine. Diese Art Investition mögen die.
Auf welches Gebäude sind Sie am meisten Stolz?
Trump: Auf den Trump Tower an der Fifth Avenue in New York, dem Hauptsitz der Trump Organisation. Jedes Jahr besuchen drei Millionen Menschen das Gebäude. Es ist schön und es ist wunderbar gelegen.
In wiefern sind Sie erfolgreich, weil Sie Amerikaner sind?
Trump: Amerikaner haben eine «Wir können es schaffen»-Haltung, die einem durchaus zum Erfolg verhelfen kann. Da wir nie eine Aristokratie hatten, war bei uns stets derjenige erfolgreich, der erfolgreich war. Das räumt jegliche Einschränkungen gleich einmal aus dem Weg.
Hilft es Ihnen, ein New Yorker zu sein?
Trump: New York ist in mancher Hinsicht ein hartes Pflaster. New Yorker müssen ziemlich hart sein, um zuerst einmal zu überleben und dann, um es hier zu schaffen.
Wen bewundern sie?
Trump: Mark Burnett, der Produzent von «The Apprentice». Er ist ein Visionär. Er ist enthusiastisch. Er denkt unternehmerisch. Vor noch nicht allzu langer Zeit hat er T-Shirts verkauft und als Kinderpfleger gearbeitet. Seine Geschichte ist eine einzigartige Erfolgsgeschichte.
Sie besitzen zahlreiche Firmen, haben Casinos, Nachtclubs, Golfplätze und bauen stets neue Gebäude. Wie können Sie da noch die Übersicht behalten?
Trump: Ich bin sehr stark involviert in meine Geschäfte. Regelmässig spreche ich mit meinen Direktoren. Die wissen, dass sie zu mir kommen können. Ich bin zugänglich.
Wie beschreiben Sie ihren Management-Stil?
Trump: Als sehr offen. Wer mein Büros besucht, ist überrascht zu sehen, dass alle Türen ständig offen stehen.
In wiefern unterscheidet sich der reale Manager Trump von der Fernseh-Figur Trump?
Trump: Am Fernsehen bin ich vielleicht ein bisschen harscher als in der Realität. Ich muss in meiner Firma ja auch nicht jede Woche jemanden entlassen. Das wäre schlecht fürs Geschäft. Einige meiner Leute arbeiten seit Jahrzehnten für mich.
Unlängst würde der CEO von Boeing entlassen, weil er eine Affäre hatte. In wiefern bestimmt Sex die amerikanische Geschäftwelt?
Trump: Sex existiert in Geschäftswelt genauso wie an jedem anderen Ort.
In den letzten Jahren platzten gleich mehrere Wirtschaftskandale fast gleichzeitig: Enron, WorldCom, Tyco. Zufall?
Trump: Die Skandale sind tatsächlich Skandale und grösstenteils unentschuldbar. Es gibt Schurken, hat es immer gegeben, wird es immer geben.
Sie hatten im Jahr 2000 damit geliebäugelt, für das Amt des amerikanischen Präsidenten zu kandidieren. Wollen Sie es 2008 nochmals versuchen?
Trump: Ich beabsichtige nicht, mich für das Amt des Präsidenten zu bewerben.