Von Peter Hossli
Endlich endet, was viel zu lang dauerte und grösstenteils erbärmlich war – der US-Wahlkampf Ausgabe 2004. Ja, erbärmlich, fast frei von ernsthaften Debatten. Über lesbische Töchter palaverten die Kandidaten, nicht über die 35 Millionen Amerikaner in extremer Armut. Die Beule in George W. Bushs Jackett erregte die Gemüter, nicht das Riesenloch im Staatshalt. Stürzte Irak ins Chaos, stritten Bush und John Kerry, wer wann wo was während des Vietnamkriegs tat. Hielt der Herausforderer den Finger auf den miserablen präsidialen Leistungsausweis, rief Bush stets «9/11» und würgte – ohne Gegenwehr – die Diskussion ab.
Nicht die Kandidaten waren schwach. Kerry kennt die Dossiers so gut wie einst Bill Clinton. Perfekt beherrscht Bush Sprache und Gestik des Volktribuns. Echten Diskurs blockiert das marode Wahlsystem. Da die Wahlleute der einzelnen Staaten, nicht aber die Mehrheit des Volkes den Präsidenten küren, spielen die urbanen Zentren bei der Zuweisung der Macht keine Rolle. Nicht auf weltgewandte Harvard-Professorinnen, vife New Yorker Banker oder schnoddrige Hollywoodregisseure ist die Kampagne zugeschnitten. Sondern auf die kleine Gruppe der Unentschiedenen im weltfremden isolierten Amerika. Allein für sie duellieren sich Spinmaster so oft wie belanglos am Fernsehen. Bleibt die Wahlpraxis bestehen, wird die Ausgabe 2008 genauso.