Von Peter Hossli
«Sicher», gesteht Bruno Raschle, «Glück gehört dazu.» Er sitzt im Taxi von Downtown New York zum Flughafen, wo er eine Maschine nach Boston besteigen wird. «Andererseits», unterstreicht der Managing Director der Zürcher Private-Equity-Firma Adveq am Telefon, «selektionieren wir unsere Fund-Manager fünf bis sieben Jahre vor solchen Realisierungen, da ist die richtige Auswahl entscheidend.»
Raschle bewies eine gute Hand vor fünf Jahren, als er in einen Technologie-Fund von Sequoia Capital investiert hatte. Sequoia sowie Kleiner, Perkins, Caufield & Buyers (KPCB) sind jene Risikokapitalfirmen, die 1999 der damals unbekannten Suchmaschine Google je 25 Millionen Dollar Starthilfe gegeben hatten.
Adveq war von Beginn an dabei. Die Google-Investition beziffert Raschle auf rund 100 000 Dollar. Der anstehende Börsengang von Google bringt eine stattliche Bescherung. Wie gross sie sein wird, hängt von der Börsenkapitalisierung ab.
Selbst Pessimisten gehen derzeit von mindestens zwölf Milliarden Dollar aus, Optimisten hoffen auf ein Vielfaches, und zwar auf bis zu 50 Milliarden Dollar. Raschle persönlich rechnet mit einem Mittelwert von rund 20 Milliarden Dollar. Bei diesem Kurs hätte die Adveq-Investition einen Wert von 20 Millionen Dollar – oder 200-mal mehr als die ursprüngliche Einlage im Jahre 1999. «Das ist beachtlich», betont Raschle. Die Investoren von Adveq hätten einst 66 Millionen Dollar in den 600 Firmen umfassenden Fund investiert. Mit dem Börsengang einer einzigen Firma sei also bereits knapp ein Drittel dieser Investition kapitalisiert – zumindest auf dem Papier.
Denn die beiden Hauptinvestoren obliegen nach dem Börsengang einer Haltefrist von sechs Monaten, in denen sie die Aktien nicht verkaufen dürfen. Hinzu kommt die Grösse der Funds. Sequoia und KPCB halten zusammen knapp 20 Prozent an Google. «Allzu rasch werden sie den Anteil nicht abstossen können», sagt Raschle, dessen Firma 30 Angestellte beschäftigt.
Adveq verwaltet total 1,5 Milliarden Dollar in zwei so genannten Funds of Funds, in einem US-Technologie-Fund und einem europäischen Buyout-Fund. Von den rund 700 US-Risikokapitalgesellschaften investiere Adveq in die besten dreissig. Das Kapital beschaffe die Firma zu 90 Prozent bei institutionellen Anlegern in Europa und den Vereinigten Staaten.Raschle bewertet die elektronische Auktion, mit der Google den Börsengang wagt und so die «historischen Freiheiten der Investmentbanken grösstenteils beendet», positiv. Die Erfahrungen mit so genannten holländischen Auktionen (CASH vom 6. Mai 2004) hätten gezeigt, dass Post-IPO-Kurse weitaus stabiler bleiben als jene bei normalen Börsengängen. Zudem leiste Google einen wichtigen Beitrag zur Gesundung des gesamten Emissionsverfahrens.
Zum IPO schaffen es weiterhin nur wenige Internet-Firmen
Raschle erwartet jedoch kein Comeback der IPO-Welle. Während des Internethypes wurden zahlreiche Firmen überhastet an den Kapitalmarkt gebracht. Die anschliessenden Pleiten bescherten der Anlegergemeinde und den Börsen verschiedene Skandale. Bestenfalls würde laut Raschle ein halbes Dutzend Unternehmen auf dem Erfolg des Google-IPO reiten und ebenfalls Aktien kotieren können. Im Gegensatz zu den 40 bis 60 IPO in diesem Jahr hofften rund 1000 Firmen, die ebenfalls Risikokapital aufgenommen haben, vergebens auf einen Börsengang.
Zudem gebe es noch zwischen 2000 und 3000 Neugründungen aus den Neunzigerjahren, deren Exit noch ausstehe. «Angesichts der volatilen Aktienmärkte ist für Private-Equity-Firmen derzeit eine Merger & Acquisition-Strategie sinnvoller als eine IPO-Strategie», sagt Raschle.
Für Google sei der Börsengang aber sinnvoll. Das Geschäftsmodell sei sehr stark. Mit Yahoo und Microsoft habe die Firma nur zwei Konkurrenten. Bereits jetzt liege der Marktanteil von Google bei 20 bis 40 Prozent. «Das Unternehmen ist perfekt positioniert», sagt Raschle.
Die grössten Google-Aktionäre
Larry Page (Gründer): 38,6 Millionen Aktien, entspricht 15,7 Prozent
Sergey Brin (Gründer): 38,5 Millionen, entspricht 15,6 Prozent
Sequoia Capital: 23,9 Millionen, entspricht 9,7 Prozent
Kleiner Perkins Caufield & Byers: 23,9 Millionen, entspricht 9,7 Prozent
Erik Schmidt (CEO): 14,8 Millionen, entspricht 6 Prozent
Ram Shriram (Director): 5,3 Millionen, entspricht 2,2 Prozent
Alle anderen Manager und Google-Mitarbeiter: 89,27 Millionen, entspricht 36,3 Prozent
Auf den freien Markt kommen: 11,92 Millionen Aktien, das entspricht 4,8 Prozent