Von Peter Hossli
Kurz vor Weihnachten kam der Anruf. «Ja, wir kommen», beschied ein Manager von Google den schweizerischen Wirtschaftsförderern. Im Jahr 2004 werde man in Zürich ein Forschungszentrum eröffnen und kontinuierlich aufbauen. Wie gross es sein werde, hänge davon ab, «wie viele gute Leute wir finden», äussert sich eine Google-Sprecherin unverbindlich.
Der Zuschlag kam überraschend. Neben Zürich waren die europäischen Metropolen Amsterdam, München und London im Gespräch. Zudem hatte Google der Schweiz vor zwei Jahren eine Absage erteilt. Damals hatte die junge Firma nach einem europäischen Hauptsitz gesucht. Zwei Google-Vertreter waren durch die Schweiz gereist, hatten sich etliche Standorte angeschaut, mit Kantonsvertretern verhandelt – und sich für Irland entschieden. «Wir wissen nicht, warum», sagt André Guedel, Direktor von Location Switzerland in New York.
Über die Absage und das damalige Projekt eines Google-Hauptquartiers mag niemand mehr reden. Jetzt wird der Zuschlag gefeiert. «US-Firmen schätzen die Schweiz sehr», sagt Guedel. «Man verdient mehr und zahlt weniger Steuern.»
Gemäss dem Leiter der Wirtschaftsförderung des Kantons Zürich, Stephan Kux, habe man Google davon überzeugt, dass Aufenthalts- und Arbeitsbewilligungen für hoch qualifizierte Personen einfach zu beschaffen seien. «Innert drei Sekunden», sagt Kux, könne ein Antrag online erledigt werden. Ein Google-Angestellter müsse zudem nicht verheiratet sein, um für seine Partnerin ebenfalls eine Bewilligung zu erhalten. «Es ist für ausländische Arbeitskräfte derzeit schwieriger, in den USA eine Bewilligung zu erhalten, als in Zürich», sagt Kux. Dem pflichtet die Google-Sprecherin bei. «Wir wollen möglichst viele Topleute anheuern. In Zürich ist das möglich.»
Die Schweiz sei ein Land, wo die Leute einfach gerne hingehen, sagt Jim Heim, der in San Francisco für die Greater Zurich Area mit Google verhandelt hat. «Google-Angestellte sind wie Rockstars, für sie muss alles stimmen.» Dem trage Zürichs hohe Lebensqualität Rechnung.
Bis Ende Jahr sollen jetzt 15 bis 20 Google-Ingenieure in der Limmatstadt die Arbeit aufnehmen, schätzt Heim. Viele von ihnen werden nach dem Börsengang, der für den Herbst erwartet wird, über beträchtliche Vermögen verfügen.
Vermögen und Einkommen werden grösstenteils aus Aktienoptionen bestehen. Neuerdings werden diese in der Schweiz erst besteuert, wenn sie ausgeübt und nicht, wie zuvor, wenn sie ausgestellt werden. So wird vermieden, dass junge Firmengründer wegen horrender Steuerrechnungen Bankrott anmelden müssen, bevor sie ihre Optionen eingelöst haben.
«Im Rahmen des gesetzlich Erlaubten können Kantone Firmen weitere steuerliche Konzessionen machen», sagt Heim. Diese werden individuell ausgehandelt, was der Schweiz gegenüber anderen Standorten klare Vorteile bringe. Über die genauen Details spricht man nicht: Der Deal von Google bleibt geheim. Gemäss dem Schweizer Urs Hölzle, einem der Google-Topmanager, («Angestellter Nummer 7») spielten die Unternehmenssteuern bei der Wahl des Standortes aber keine Rolle, weil «wir mit dem Entwicklungszentrum keine Gewinne erzielen werden».