Ein Hund namens Buddy

Monica Lewinsky führt am amerikanischen Fernsehen durch eine Dating-Show. Ihr neuster Versuch, dem präsidialen Blowjob zu entrinnen, misslingt.

Von Peter Hossli

Monica Lewinsky, 29, hat ein Problem. Ihre Ambitionen übersteigen ihr Talent – bei weitem. Dabei war der Anfang viel versprechend. Sie holte das Beste heraus aus einem Praktikum im Weissen Haus. Orale Eskapaden mit Präsident Bill Clinton bescherten ihr weltweiten Ruhm. Gleichzeitig stürzte sie die USA in eine jahrelange Trance der Belanglosigkeit.

Während Amerika mittlerweile aufgewacht ist, steckt Monica Lewinsky tiefer denn je drin. Alle Ausbruchsversuche – sie schluchzte in Dokumentarfilmen, gab der Presse so zahlreiche wie triviale Interviews, entwarf zottelige Handtaschen, trat einer Sekte bei, warb sogar für Diätmenus – schlugen bisher fehl. Monica hat den präsidialen Blowjob, mehr nicht.

Daran rütteln dürfte auch ihr neuster Misstritt ins Rampenlicht nichts. Zur besten Sendezeit, von neun bis zehn Uhr abends, moderierte Lewinsky vergangenen Montag für den US-Sender Fox erstmals die Reality-TV-Show «Mr. Personality». Aus zwanzig gut gebauten Männern darf darin Hayley Arp – brünett, jung, schön, erfolgreich – ihren Favoriten auswählen. Der Hacken daran: Alle Typen sind maskiert. Deren Charakter, nicht das Äussere sollen sie bezirzen. Nur das Publikum kann die Gesichter sehen.

Und Monica? Sie erhielt bloss eine Statistenrolle mit dünnen Dialogen und schwarzem Seidenkleid. Wie eine unterbeschäftigte Nebenfigur klaut sie Hayley ab und zu ein paar Sekunden am linken Bildrand. Unaufhörlich kritzelt sie in einen Notizblock und stammelt Halbsätze. Das alles füllt weniger als vier Minuten Sendezeit. Zu Wort kommt sie erst gegen Ende, wenn die Junggesellin Hayley den ersten zehn Männern die Maske abnimmt und sie von der Show verabschiedet. Die Ex-Praktikantin darf deren Namen lesen.

Wozu es Lewinsky trotzdem braucht, verriet der «Mr. Personality»-Produzent, Brian Gadinsky, zuvor in einem Zeitungsinterview. «Um Interesse für die Show zu schüren», sagte er. Es hat wohl funktioniert. Fast alle US-Medien berichteten im voraus ausführlich und verhalfen der Sendung zu reichlich Publicity. Lewinsky gewährte etliche Interviews, redete aber nie über die Affäre mit Clinton. «Das liegt Jahre zurück, wir alle haben genug davon gehört», sagte sie stets.

Der nun minimal ausgefallene Auftritt dürfte manchen enttäuscht haben. Wer jedoch genauer hinschaut, entdeckt viele versteckte Anspielungen an Lewinskys beste Rolle. Die Villa, in der die Männer um Hayley werben, ähnelt in Farbe, Baustil und Ausstattung ans Weisse Haus. Mehrmals schwärmt einer der Freier von seinem Hund Buddy. Genauso hiess auch der vierbeinige Gefährte Bill Clintons.

«Es ist eine Show, die mit den Fantasien spielt, die Monica Lewinsky vor allem bei Männern auslöst», sagt der Kulturkritiker und TV-Autor Jonathan Stein. «Es geht um eine Frau, die man ins Bett kriegt.» So lässt die Vorschau auf weitere Episoden erahnen, dass es in diesem Weissen Haus bald weitaus sexueller zur Sache gegangen wird. Wohl zur Freude des Zielpublikums – unsichere Männer. Die hat Lewinsky angelockt. Nicht sie, die attraktivere Hayley ist ihr Objekt.

Nicht für eine Abenteuer-Serie wie «Survivor», sondern «ganz bewusst» für eine Sex-Show habe Fox Lewinsky angeheuert, glaubt Stein. «Etwas anderes wird sie in ihrem Leben nie mehr verkörpern können. Ihr ganzes Dasein ist Sex.»

Arme Monica. Sie ist nichts, und sie hat nichts. Nicht mal mehr Bill Clinton.

Wohl deshalb plant sie, nach wie vor Single, bereits ihr nächstes Comeback. Sie wolle heiraten und Kinder kriegen, sagt sie. Ausserdem wolle sie Recht oder Psychologie zu studieren. «Ich versuche herauszufinden jetzt, wo ich im Leben hin will», gestand sie «Newsweek».�