Berner US-Botschafter half bei Bush-Deals

Gemeinsame Geschäfte von Reynolds und Bush empören Vereinigte Staaten. Die Glaubwürdigkeit von US-Präsident George W. Bush bröckelt so rasch wie der Dow-Jones-Aktienindex. Ihm wird vorgeworfen, sein Vermögen als Unternehmer durch Insidergeschäfte gemacht zu haben. In die Schusslinie gerät jetzt sein damaliger Förderer Mercer Reynolds. Der wirkt mittlerweile als US-Botschafter in Bern.

Von Peter Hossli

James Runzheimer ist wütend. «Bush ist bloss ein reicher Mann geworden, weil er vom Staat Sozialhilfe bezogen hat», sagt der konservative Anwalt aus Texas zu CASH. «200 Millionen Dollar stahl er von den Steuerzahlern.» Der angebliche Klau machte den als Geschäftsmann glücklosen Bush jr. in den Neunzigern zum Millionär. Aus einer Investition von 606 000 Dollar in ein Baseball-Team waren beim Verkauf 1998 innert neun Jahren 15 Millionen geworden.

Den Baseball-Deal bescherte ihm indirekt Mercer Reynolds III., ein hoch begabter Financier aus Ohio. Heute amtet er als US-Botschafter in Bern. Zusammen mit Geschäftspartner William DeWitt leitete Reynolds 1989 den Kauf der Texas Rangers ein. Weil sie einen Texaner und gute Kontakte zur lokalen Politik benötigten, offerierten sie Bush eine Beteiligung. Der verfügte über beste Beziehungen und kannte die politischen Gepflogenheiten im Süden weit besser als die Investoren aus Ohio.

Sie sollten Recht bekommen. Der Wert der Rangers vervielfachte sich, vor allem durch den Bau eines Stadions in Arlington bei Dallas. Eine Sportstätte – und hier kommt der von Runzheimer reklamierte Klau -, die nicht private Investoren, sondern Arlingtons Steuerzahler finanzierten. Ermöglicht hatte es George W. Bushs Nähe zum Weissen Haus; dort residierte sein Vater, George Bush.

Das ging so: Gegen den Bürgermeister von Arlington, Richard Greene, waren Anfang der Neunzigerjahre zwei happige Klagen der US-Regierung hängig: Im so genannten Savings-&-Loan-Debakel soll er einen Verlust von 2,5 Milliarden Dollar mitverschuldet haben.

UBS half Bush bei Skandalfirma Harken aus der Patsche

Baseball-Club-Besitzer Bush jr. verhandelte mit Bürgermeister Greene über die Einführung einer neuen Steuer, mit der das Stadion bezahlt werden sollte. 12 Tage bevor die Steuer in einer Abstimmung abgesegnet wurde, zog die US-Regierung eine erste Klage gegen Greene überraschend zurück. Die zweite folgte. «Bush jr. brachte den Vater dazu, die Klagen fallen zu lassen», so Runzheimer. Greene öffnete im Gegenzug die Staatsschatulle – und bezahlte Bushs Stadion. Damit sei Bush zum «grössten Sozialhilfebezüger von Texas» geworden, sagt Runzheimer, der gegen das Stadion kämpfte.

Eingefädelt hatte es Botschafter Reynolds. Bush jr. und er kannten sich seit Jahren, verkehrten privat und geschäftlich miteinander. Geriet einer in Not, half der andere aus. Meist amtete allerdings Reynolds als Bushs Krücke.

So kaufte Reynolds 1984 zusammen mit Partner DeWitt Bushs beinahe bankrotte Ölfirma Arbusto Energy – und setzte den gescheiterten Ölmann als CEO der Ölfirma Spectrum 7 ein. Bush bewies erneut keine glückliche Hand. Spectrum 7 verschuldete sich und wurde 1986 von Harken Energy übernommen. Bush und seine Partner erhielten Harken-Aktien im Wert von 2 Millionen Dollar, Bush zudem einen Sitz im Vorstand. Doch auch Harken hatte Probleme. Das Bargeld wurde rar. Bush schaute sich um – und fand Hilfe in der Schweiz. Jackson Stephens, ein umstrittener Bankier und Freund sowohl von Bushs Vater wie von dessen Vorgänger Ronald Reagan, überzeugte die damalige Schweizer Bankgesellschaft davon, in Harken 25 Millionen Dollar zu investieren, was der Bank einen Anteil an Harken von 5,5 Prozent bescherte. UBS-Sprecher David Walker bestätigt die damalige Investition.

In den USA wirft Bushs Ausstieg bei Harken im Juni 1990 grosse Wellen. Zwei Monate nachdem Bush seine Aktien mit einem Gewinn von 200 Prozent abgestossen hatte, gab Harken einen Verlust bekannt. Innert sechs Monaten verlor Harken 60 Prozent an Wert. Ein illegales Insidergeschäft, sagen Demokraten.

«Die Demokraten und die Medien-Hunde bellen unter dem falschen Baum», leitartikelte diese Woche die «New York Times». Wirklich «abscheulich» sei nicht Harken, sondern Bushs Landhändel in Arlington.

Jahre nach dem Baseball-Deal bedankte sich Präsident Bush bei Reynolds mit dem Berner Posten. US-Botschafter Reynolds wollte auf Anfrage nicht Stellung nehmen. Dabei sind Botschafterposten kein aussergewöhnlicher Gefallen. Der von Bush berufene Gesandte in Australien, Thomas Schieffer, war ebenfalls ein Investor bei den Texas Rangers.�