Von Peter Hossli
Vor langer Zeit herrscht in einer weit, weit entfernten Galaxie Bürgerkrieg. Raumschiffe der Rebellen haben ihren ersten Sieg gegen das böse galaktische Reich errungen. Das Imperium aber schlägt zurück.
Noch einmal. Mit Rekordumsätzen.
«Star Wars», Aushängeschild des Sciencefiction-Kinos, übertrifft derzeit weltweit alle Einspielergebnisse. Und Hollywood, wo die Träume dieser Welt fabriziert werden, ist ein völlig veränderter Planet. Tagesgespräch sind dort seit Ende Januar nur noch die phänomenalen Besucherzahlen der «Star Wars»-Trilogie, der zwanzigjährigen Weltraumsaga von George Lucas, 52, Regisseur, Produzent und Drehbuchautor. 37 Millionen spielte Teil eins am ersten Wochenende ein und 27 Millionen Teil zwei – astronomisch hohe, nicht einmal von den Optimisten erwartete Zahlen. Und zwar für alte Filme, die schon etliche Male auf allen TV-Kanälen gezeigt wurden, in Videotheken gemietet werden können und die zum Inventar fast jeder US-Familie gehören. Neu sind bloss der digitalisierte Ton und einige wenige Sequenzen, die wegen mangelnder filmischer Qualität vor zwanzig Jahren auf dem Schneidetisch liegen blieben.
Anscheinend genug, um eine ganze Heerschar von «Star Wars»-Fans erneut ins Kino zu locken. Dort zeigen sie jetzt ihren Kindern und Grosskindern, was vor Jahrzehnten das US-Kino für immer und ewig veränderte.
Unaufhaltsam wachsen Fangemeinde und Umsatzzahlen. Vor der Neulancierung spielte die «Star Wars»-Trilogie weltweit rund 1,3 Milliarden Dollar an den Kinokassen ein. Über vier Milliarden steuerten Lizenzverträge für Merchandisingprodukte bei. Nochmals so viel gelangte aus dem Verkauf der Video-, Computerspiel- und Fernsehrechte in die Kasse von George Lucas, dem Schöpfer und einzigen Besitzer der Weltmarke «Star Wars». Nach Abschluss der Neulancierung und dem bereits wieder auf Hochtouren laufenden Merchandisinggeschäft soll Lucas gemäss Schätzungen des Filmbranchenblattes «Variety» um weitere zwei bis vier Milliarden Dollar reicher sein.
Damit nicht genug. Parallel zur Lancierung der «Star Wars Special Edition» kündigte Lucas an, 1999 werde der vierte «Star Wars»-Film in die Kinos gelangen. 2001 und 2003 folgen schliesslich Teil fünf und sechs (FACTS 48/1996).
Dabei wagte sich anfänglich niemand an Lucas’ Idee. Zu Beginn und Mitte der siebziger Jahre hausierte der Regisseur zuerst mit einer dreizehn Seiten umfassenden Kurzgeschichte und dann mit einem fertigen Drehbuch bei fast allen grossen Studios Hollywoods. Ohne Erfolg. Keiner verstand, was Lucas mit einer solch aufwendigen Sache beabsichtigte. Alle glaubten, Sciencefiction sei nicht mehr en vogue; nach jahrelanger finanzieller Durststrecke steckte die Filmindustrie in einer schweren Krise. Universal und United Artists, die das Projekt ablehnten, konnten nichts damit anfangen. Warum ein futuristischer Film, der vor langer Zeit spielt? Wer will eine Weltraum-Oper?
Zuvor entwarf der durch seinen Erfolg mit dem Teenagerfilm «American Graffiti» 1974 berühmt gewordene George Lucas eine neunteilige Geschichte. Angeblich kritzelte er den Lebensweg von Luke Skywalker und dessen Suche nach seinem Vater mit Bleistift auf Papier. Inspirieren liess sich Lucas von seiner schwierigen Beziehung zu seinem Vater, George sr. Der schenkte seinem Sohn wenig Aufmerksamkeit.
Der Plan von Lucas war verwegen: Zuerst wollte er das zweite Drittel der neun Filme drehen und in die Kinos bringen. Erst Jahre später würde er die Vorgeschichte zu den ersten drei Filmen drehen. Wenn ihm die Zeit noch reichte, wusste Lucas schon Mitte der siebziger Jahre, würde er im hohen Alter schliesslich die letzten drei Teile fertig stellen, als endgültiges Ende der Saga.
Den meisten Studios schien diese Strategie zu umständlich. Seit Steven Spielbergs Hai-Film «Jaws», der 1975 fast 200 Millionen Dollar einspielte, träumten sie bloss noch von Ein-Thema-Filmen, von Konzepten, die Marketingleute mit griffigen Worten ans Popcorn-Publikum verkaufen können. Hauptsache war die Verständlichkeit, die Verkürzung auf den springenden Punkt.
Nur 20th Century Fox realisierte, dass Lucas’ «Star Wars» nichts anderes war als eine einzige brillante Idee: Sternenkrieg – und somit Traum jedes Marketingexperten. Alan Ladd, damals oberster Produzent bei Fox, nahm Lucas unter Vertrag und stellte ihm sieben Millionen zu Verfügung, um den ersten Teil seiner Saga zu realisieren.
Da in Hollywood alle Studios besetzt waren, wich Lucas nach London aus. 1976 drehte er während vier Monaten in den Elstree Studios, der Heimat der James-Bond-Serie. Bei den Briten stiess Lucas auf wenig Gegenliebe. Ihnen war der Stoff zu banal, der bärtige Amerikaner hinter der Kamera ein Kindskopf, die noch wenig bekannten Schauspieler zu dilettantisch. Liebevoll erdachte Figuren wie der haarige Kopilot von Han Solo, Chewabaka, nannten sie despektierlich «den Hund».
Im entfernten Hollywood stritt sich Lucas mit seinen Geldgebern. Lange Zeit weigerte sich Fox, das knapp berechnete Budget um eine oder zwei Millionen Dollar zu erhöhen. Erst nachdem der Regisseur auf 500 000 Dollar seiner Gage verzichtete, willigten die Fox-Manager ein und unterzeichneten einen für Lucas lukrativen Vertrag: Der Regisseur durfte den Film für zehn Millionen Dollar fertigstelllen, erhielt die kreative Kontrolle und die Rechte an seiner Idee – ein Vertragszusatz, der ihn dereinst zum Milliardär machen würde.
Im Vergleich zu heutigen Budgets grosser US-Filme fallen die zehn Millionen Dollar bescheiden aus. Bewusst verzichtete Lucas auf hoch bezahlte Stars. Sowohl Harrison Ford als auch Carrie Fischer oder Mark Hamill waren noch unbekannt und billig zu haben. Zudem kommen die Spezialeffekte nicht aus teuren Computern. Jedes Raumschiff, jede Fantasiefigur, jedes Kostüm und jede futuristische Waffe bastelten Modellmacher eigenhändig. Hintergründe, heute digital gefertigt, malten Dekorateure.
Als ein Rohschnitt des fertigen Films vorlag, lud Lucas Freunde und Bekannte in sein Privatkino im Marin County nördlich von San Francisco. Ausser «Taxi Driver»-Regisseur Martin Scorsese, der angeblich unter plötzlicher Flugangst litt, sich in Wahrheit aber vor Lucas’ Film fürchtete, trafen alle namhaften Regisseure der hoffnungsvollen Generation zur Vorpremiere ein: Steven Spielberg, Brian De Palma und Francis Ford Coppola. Daneben etliche Produzenten, Drehbuchautoren und Schauspieler. Was sie sahen, schockierte die meisten. «Ein Desaster», meinten sie einhellig. Auf der Leinwand spielte sich vor den Augen der filmgeschulten Menschen nämlich ab, was «Star Wars» tatsächlich ist: Figuren, die aus einem Comic entstiegen sein könnten, eine unglaubwürdige Geschichte, miserable Schauspieler, weder politisches noch soziales Engagement, einfache Dialoge, eine aufgesetzte, zuweilen lächerliche Moral, kaum ausgefeilte Spezialeffekte. Kurz: ein schlechter Film. Nach dem Abspann erschallte lautes Gelächter.
Nur einer lachte nicht. Steven Spielberg, der zusammen mit George Lucas die Filmschule besucht hatte, prophezeite «Star Wars» eine lange Lebensdauer, einen Riesenerfolg und weit über 100 Millionen Dollar an der Kinokasse. Er sollte nicht Recht behalten – «Star Wars» war noch weit erfolgreicher. Im Mai 1977 gelangte der Film in 35 US-Kinos. Ende Jahr hatte er bereits 222 Millionen eingespielt und Spielbergs «Jaws» als bis anhin erfolgreichsten Film der Kinogeschichte entthront. «Star Wars» und «Jaws» läuteten ein neues Zeitalter der Unterhaltungsindustrie ein. Hollywood erholte sich von einer fast zwanzig Jahre dauernden Krise. Junge, an Filmschulen ausgebildete Regisseure wie Lucas, Spielberg oder Scorsese brachten neuen Schwung – und die Umsätze, auf die Hollywood so lange gewartet hatte.
«New Hollywood», wie das US-Kino seit 1975 genannt wird, setzt auf Action, geschliffene Werbestrategien, Gut-böse-Schemata, Stars und Kinostarts mit möglichst vielen Kopien. Geboren war Mitte der siebziger Jahre mit «Star Wars» auch die Blockbuster-Logik: Als wirklich erfolgreich gelten nur Filme, die mehr als 100 Millionen Dollar umsetzen. Und 100 Millionen Dollar spielt ein Film dann ein, wenn man ihn in einem Wort erzählen kann: Dinosaurier, Killerhaie – oder eben Sternenkrieg.
Wichtigste Ingredienz ist der so genannte Action Beat, ein Begriff, den Hollywoods Drehbuchautoren seit «Star Wars» in Grossbuchstaben über ihrem Computer stehen haben. Mindestens alle zehn Minuten, lautet die Faustregel, muss das Publikum mit Reizen überflutet werden. Geschieht das nicht, stellt sich Langeweile ein. Eher zweitrangig ist die Story. Hauptsache, das Adrenalin fliesst im Zehn-Minuten-Takt.
Mit geballter Kraft eskaliert der Sternenkrieg im Rest der freien Welt. In der Schweiz laufen «Star Wars» am 21. März, «The Empire Strikes Back» am 11. April und «The Return of the Jedi» am 25. April an.
Insgesamt 45 Kopien setzt die Verleihfirma Fox in den drei Landesteilen ein. Lanciert wird der Film wie ein neues Produkt. Anzeigen in Zeitschriften und Zeitungen sowie Kino- und Fernsehspots machen auf das Grossereignis aufmerksam. Über das Werbebudget schweigt sich Fox Schweiz aus, es dürfte sich aber in Millionenhöhe bewegen. Die Erwartungen, die Fox in den Film setzt, sind gross. 650 000 Kinobesucher in der Schweiz, schätzt der Marketingleiter von Fox Schweiz, José Dubey, werden sich mindestens einen der drei Filme ansehen.
Zur Erfüllung dieser Erwartungen trägt ein Brausehersteller bei. Weltweit engagiert sich die Firma PepsiCo an der Vermarktung des Lebenswerks von George Lucas. Auf zwei Milliarden Dollar, verteilt auf drei Jahre, wird das Werbeengagement von Pepsi beziffert – die grösste Promotionsallianz in der Geschichte der Unterhaltungsindustrie.
Drei Fastfood-Ketten, die zu Pepsi gehören, bedrucken ihre Servietten mit «Star Wars»-Emblemen. Kentucky Fried Chicken, Pizza Hut und Taco Bell geben zu jeder Mahlzeit ein Spielzeugfigürchen aus der Serie ab.
Ursprünglich beabsichtigte Lucas, «Star Wars» eins, zwei, drei nur in limitierter Auflage in die Kinos zu bringen. Quasi als Geburtstagsgeschenk für die Fangemeinde. In jeder grossen US-Stadt sollte auf den zwanzigsten Jahrestag des ersten Films der Trilogie eine Kopie gezeigt werden. Je länger Lucas aber an der Restaurierung des Originals arbeitete, desto dringlicher erschien ihm eine Neulancierung im grossen Stil.
Unterstützt von modernster Technik und dem Geld von 20th Century Fox, liess Lucas vollständig restaurierte Kopien der drei Sternenkriegsfilme anfertigen. Tontechniker erstellten eine digitale Tonspur. Lucas grub aus seinem Archiv gedrehte, aber nie verwendete Szenen aus und reicherte alle drei Filme mit neuen Hintergründen an. Gleichzeitig ersetzte er einige der Raumschiffe. Die neuen Weltallgleiter bewegen sich nun schneller und wirken dynamischer. Eine besonders brutale Sequenz fiel der Political-Correctness-Debatte zum Opfer: In der «Star Wars»-Originalversion erschiesst Weltraumpilot Han Solo in einer Bar den Kredithai Creedo – scheinbar ohne Grund. Nach den an leistungsfähigen Apple-Macintosh-Computern vorgenommenen Änderungen verteidigt sich Han Solo gegen einen Angriff. – Selbstverteidigung gehört zu den Rechten jedes Amerikaners.
Die minuziöse Flickarbeit kostete total 15 Millionen Dollar. Für dieses Geld, sagte Lucas vor dem Kinostart, werde das Publikum die besten «Star Wars»-Filme aller Zeiten sehen. Und zwar im Kino. Selbst seinem Sohn zeigte Lucas das Abenteuer nie auf Video – er sollte es auf Breitleinwand sehen.
Bei der Vermarktung der neuen alten «Star Wars»-Abenteuer verfuhr die Verleihfirma Fox im selben Stil wie bei aktuellen Filmen, die ihrer hohen Kosten wegen sämtliche Kassenrekorde brechen sollten: Mit einer kalkulierten, mit Hilfe eines Testpublikums erarbeiteten Kampagne sollen möglichst viele Zuschauer gelockt werden, um die 2104 US-Kinos zu füllen, die für die Wiederaufführung freigehalten wurden.
Der Erfolg übertraf die kühnsten Erwartungen. Vor der Lancierung sprach der Vizepräsident von Fox, Tom Sherek, von einem Umsatz aller drei Filme von 100 Millionen Dollar. Doch nach weniger als vier Wochen zeigte die Bilanz von «Star Wars» Ergebnisse von über 100 Millionen Dollar – Teil zwei und drei waren noch nicht angelaufen.
Dem überraschenden Erfolg ging eine behutsame Wiedereinführung der «Star Wars»-Welt voraus. 1991 gelangte «Heir to the Empire» von Autor Timothy Zahn in die Buchläden, ein Sciencefiction-Roman, der Luke Skywalkers weiteren Lebensweg beschreibt. Prinzessin Leia und Han Solo zeugen darin gar Nachwuchs. Ganze 56 Wochen befand sich das Buch auf der Bestsellerliste der «New York Times». Überrascht hatte die Verleger das Alter der Kundschaft: Vornehmlich Junge kauften «Heir to the Empire», Leser, die die Originalfilme nie im Kino gesehen hatten. Über Nacht war eine neue Generation von Fans gefunden.
Auf das Buch folgten die Spielsachen. Seit Mitte der achtziger Jahre stagnierten Produktion und Verkauf von «Star Wars»-Figürchen aus Plastik, ein Geschäft, das weit grössere Umsätze erzielte als die Kinofilme. Neue Produkte kamen keine auf den Markt. Nach dem Bucherfolg liess Lucas, der alle «Star Wars»-Rechte besitzt, mehrere hundert neue Produkte lizensieren und herstellen. Seither boomt das Geschäft in Spielwarengeschäften, Kleiderläden und Computerabteilungen der Warenhäuser. Rund drei Milliarden Dollar werden dieses Jahr weltweit mit «Star Wars»-Produkten umgesetzt.
Dennoch: Der Erfolg von «Star Wars» beruht nicht allein auf Werbefranken. Es ist der Erfolg der amerikanischen Ideologie, die filmische Reproduktion der Amerikanischen Revolution. Damals, 1775 bis 1783, warf eine schlecht gerüstete US-Lumpenarmee, angeführt von einem waghalsigen, aber grundehrlichen und tugendhaften George Washington, die hoch gerüstete britische Armee aus dem Land. Geboren waren die Lektionen, die das US-Kino im Allgemeinen und «Star Wars» im Speziellen immer und immer wieder lehrt: Helden, Leute aus der Unterschicht, verteidigen Gott und Vaterland. Sie glauben an Demokratie und Meinungsfreiheit. Sie besiegen jene Mächte – seien es Weltmächte oder Weltallmächte -, die diese Werte unterwandern.
Wie die meisten US-Filme vertraut auch «Star Wars» auf das bewährte Gut-böse-Schema. Scheinbar chancenlos obsiegen die Jedi-Ritter in «Star Wars» gegen vermeintlich übermächtige Gegner. Was den Unterlegenen fehlt, ist das Herz und der Verstand und das Bewusstsein für Demokratie. Belohnt werden Agilität, Originalität, aber auch Ehre, Aufrichtigkeit, Bescheidenheit – beinahe religiöse Tugenden. Das «Lucas-Evangelium», wie der Zürcher «Tages-Anzeiger» die Weltraum-Saga nannte, führt demnach fürs Kino nur aus, was bereits 1787 als Vorwort zur US-Verfassung festgeschrieben wurde: Eine besseres Land ist nur durch Gerechtigkeit, Friede und Wohlstand möglich. Wer das bedroht, darf auch mit Waffengewalt zurechtgewiesen werden.
Lucas hatte das nicht erfunden.
Elegant schlägt das US-Magazin «Time» eine Brücke zwischen Film und Zeitgeschichte. «Star Wars», schrieb «Time», hätte das Leben der Amerikaner und des Rests der Welt in den vergangenen zwei Dekaden in ähnlicher Weise beherrscht wie der ehemalige US-Präsident Ronald Reagan: «Prägend, unausweichlich, selbst für die grössten Kritiker schwierig zu hassen.»
Von anderen Sciencefiction-Filmen oder -Serien hebt sich «Star Wars» deutlich ab: Lucas erzählt eine abgeschlossene Handlung, «eine endliche Geschichte in einem sich ständig ausbreitenden Universum», wie der Verleger der «Star Wars»-Bücher, Tom Dupree, das Phänomen erklärt. «Star Trek» hingegen, der grösste Widerpart, besteht aus unendlich vielen Episoden.
Von Lucas erdachte Geschichten werden oft simultan mit verschiedenen Medien erzählt und auf den Markt gebracht. «Shadows of the Empire» kam im vergangenen Herbst zuerst als Roman in die Buchläden. Kurz vor Weihnachten war dieselbe Geschichte als Nintendo-Videospiel erhältlich. Einen Comic gibt es ebenfalls. Und «Shadows of the Empire» soll einer der geplanten neuen «Star Wars»-Filme heissen.
Schnell verdientes Geld war nämlich nicht der primäre Antrieb von Fox, «Star Wars» wieder in die Kinos zu bringen. Das Studio plant längerfristig und hofft, Lucas werde die Verleihrechte an der neuen Trilogie abtreten. Voraussichtlich erneut ein Riesengeschäft. In Hollywood zweifelt niemand an einem gewaltigen Erfolg der neuen Filme. Noch 1997 will Lucas die Arbeiten zum vierten «Star Wars»-Film aufnehmen. Ins Kino gelangen soll «Star Wars: Episode I – The Clone Wars» 1999.
Wie bereits vor zwanzig Jahren möchte Lucas das Kino noch einmal erfinden. In der US-Zeitschrift «Wired» kündigte er an, in seinen Filmen werden keine linearen Geschichten erzählt, sie zeigten dreidimensionale Bilder und entstünden mit minimalem Budget. Spätestens in fünf Jahren möchte er gänzlich digital drehen.
Inzwischen hat die «Star Wars Special Edition» Hollywood bereits revolutioniert. Gegenwärtig durchforsten alle grossen Hollywood-Studios ihre Archive nach alten Filmen, die sie auswerten können. Bald schon folgen Wiederaufführungen von Spielbergs «E. T.» oder «Jurassic Park», Kubricks «2001» oder Coppolas «Godfather»-Trilogie. Reycling zahlt sich aus.
George Lucas – Naiver Erfindergeist
Der Vater von «Star Wars» wurde dank des Abenteuers im Weltall ein reicher Mann.
Ein Kniff machte George Lucas zum Milliardär. Grosszügig verzichtete der «Star Wars»-Regisseur, -Produzent und -Drehbuchautor 1976 auf ein Honorar. Die Gage von 500 000 Dollar, bestellte er der Produktionsfirma Fox, sollte in die Spezialeffekte investiert werden.
Anstelle eines Lohns liess sich Lucas die Rechte vertraglich zusichern. Alles – ob Kinofilm, Video, Buch, Comic, Spielzeug oder Farbstift -, was in Zukunft auf «Star Wars» bezug nehmen würde, gehörte ihm.
Selber Regie führte Lucas nach «Star Wars» nicht mehr. Zuvor stand er nur zweimal hinter der Kamera: 1970 dreht er «THX 1138», einen Sciencefiction-Film. 1973 entstand «American Graffiti», ein lakonischer Blick auf die USA anhand der Jugend der frühen sechziger Jahren.
Trotz dieser kurzen Filmografie gehört George Lucas zu den einflussreichsten Leuten Hollywoods. Sein Reich schätzt die US-Wirtschaftszeitung «Forbes» auf fünf Milliarden Dollar. Lucas selbst soll über ein Vermögen von zwei Milliarden Dollar verfügen. Seine Kollegen schätzen den naiven Erfindergeist. «George hat die besten Spielzeuge von allen Menschen, die ich bisher kennen gelernt habe», sagt Steven Spielberg. «Es macht Spass, in seinem Haus zu spielen.»
Sein Haus, die Skywalker Ranch, steht weit ab von Hollywood. Hier koordiniert er seine drei Firmen. Lucasfilm produziert Filme und das Kino-Tonsystem THX. LucasArt ist der viertgrösste CD-ROM-Hersteller der USA. Wichtig ist auch Lucas’ Firma Industrial Light & Magic ILM. Es ist die erste Adresse für Spezialeffekte. Ohne ILM gäbe es keine Cyborgs in «Terminator 2», keine Saurier in «Jurassic Park» und keinen JFK, der in «Forrest Gump» dem Tor die Hand drückt.