Ein “Sorry” kam ihm nicht über die Lippen

Steuerstreit Schweiz – USA: Top-Banker sagen in den USA aus. CS-Chef Brady Dougan nervte sich über die bohrenden Fragen von Bankenschreck Carl Levin (79).

Von Peter Hossli

douganEs ist 9.34 Uhr in Washington. Mit einem Richterhammer eröffnet Senator Carl Levin (79) eine Anhörung im Saal G 50 des Senatsgebäudes. Vier Manager der Credit Suisse erheben die rechte Hand – und schwören, die Wahrheit zu sagen. Darunter CEO Brady Dougan (54). «Amerikaner sind wütend auf Steuerbetrüger, welche Geld im Ausland verstecken», eröffnet Levin. Er greift an: «Ihre Bank half bei Steuerbetrug, die Credit Suisse steckt so tief drin wie zuvor die UBS.» Zwischen 2001 und 2008 habe die CS rund 20000 US-Kunden unterstützt, Gelder vor dem Fiskus zu verstecken.

Dougan gibt Fehler zu. Sagt, «eine kleine Gruppe» seiner Banker habe gegen klare Richtlinien verstossen. Nie hätten so viele von ihnen in Amerika auf Kundenfang gehen dürfen. Er beschuldigt zudem US-Kunden. «Das Schweizer Bankgeheimnis ist von US-Steuerzahlern missbraucht worden.»

Das sei nun aber vorbei, betont Dougan. Seit 2008 bemühe sich die Credit Suisse, eine bessere Bank zu werden. «Nicht zuletzt wegen Ihrer Arbeit», lobt er Levin, der seit Jahren vehement gegen Steuerdelikte ankämpft. Gezielt habe sich die CS in den letzten Jahren von amerikanischen Kunden getrennt, die unversteuerte Gelder hatten. Und sie zur Selbstanzeige gedrängt, so Dougan.

Die Einsicht kam 2008, als UBS-Banker Mark Branson vor Levin aussagte, Reue zeigte – und sich im Namen der UBS entschuldigte. Anders CS-Chef Dougan. Er bringt kein Sorry über die Lippen, zeigt keine Demut. Respektlos seine verspielte Krawatte, auf denen Zebras galoppieren. Er wirkt gereizt. Zuweilen verzieht er das Gesicht, als nerve ihn Levin.

Wissen will der demokratische Senator aus Michigan eines: Warum lieferte die Credit Suisse von 22000 US-Kunden bisher nur die Namen von 238? «Für uns ist das peinlich», sagt Levin. Der CS-Chefjurist Romeo Cerutti (51) erklärt: Das Bank­geheimnis sei ein Schweizer Gesetz. Es verbietet die Herausgabe von Kundennamen. Breche er dieses Gesetz, drohe ihm Haft. «Wollen Sie lieber in den USA oder in der Schweiz ins Gefängnis?», fragt Levin gehässig. «Keine ein­fache Wahl», antwortet Cerutti. Von Dougan will der Senator wissen: «Haben Sie denn Druck auf die Schweizer Regierung gemacht, um dieses Gesetz zu
ändern?» Dougan windet sich und sagt schliesslich: «Ja.»

Levin verlangt von den CS-Managern, sich gegen die Schweizer Regierung zu stellen. Nach dreieinhalb Stunden ist das Theater vorbei. «Es ist klar», sagt Levin. «Sie bemühen sich, eine saubere Bank zu sein.» Solange das Bankgeheimnis bestehe, werde die CS aber als Schurkenbank wahrgenommen. «Sie sind jetzt entschuldigt, danke.»