Niedliche Namen, tödliche Wirkung

Die USA werfen die Mutter aller Bomben auf Afghanistan ab. Die herzigen Bezeichnungen für Kriegsgerät haben Tradition.

Von Peter Hossli

Ihre Bezeichnung ist kryptisch: GBU-43/B heisst die gewaltigste konventionelle Bombe im Arsenal der US-Armee. Man nennt sie aber auch schlicht Mutter aller Bomben. Präsident Donald Trump (70) liess sie am Donnerstag über Afghanistan abwerfen. Die Mutter – Inbegriff der Liebe und Fürsorge – tötete 36 Terrorverdächtige.

Ihrer tödlichen Wirkung zum Trotz sind Kosenamen für Bomben seit eh und je Bestandteil amerikanischer Kriegsführung. Kindliche Botschaften und rührselige Namen verharmlosen den Schrecken des Krieges. Und sie provozieren den Feind.

«Ostereier für Hitler», nannten US-Infanteristen die Mörsergranaten, die sie an Ostern 1943 auf deutsche Einheiten abfeuerten. Ihre Aufschrift: «Happy Easter, Adolph».

Little Boy – kleiner Junge – hiess die Atombombe, die am 6. August 1945 auf Hiroshima fiel. Schätzungsweise 145’000 Japaner starben. Drei Tage später forderte die Atombombe Fat Man – fetter Mann – in Nagasaki 80’000 Tote.

Während des Vietnamkriegs kritzelten US-Soldaten mit Kreide Liebesgrüsse an Guerilla-Krieger des Vietcong auf Bomben. Nach 9/11 zeichneten sie mit Filzstiften Wappen von New Yorks Polizei und Feuerwehr auf Geschosse, um gefallene Rettungskräfte zu rächen.

Bei Terroranschlägen starben im November 2015 in Paris 130 Menschen. Tage darauf warfen US-Streitkräfte Bomben auf IS-Stellungen ab. Verziert mit dem Gruss: «From Paris with Love».