In Washington tanzt der russische Bär

Die Russland-Connection wird zur grossen Gefahr für Donald Trump. Seit Wochen wusste der US-Präsident, dass Michael Flynn mit dem russischen Botschafter telefoniert hatte. Trump machte ihn trotzdem zu seinem sein Sicherheitsberater – erst jetzt ersetzte er ihn.

Von Peter Hossli

Gesenkten Hauptes schritt Michael Flynn (58) am Montagabend durch das Oval Office, das Büro von US-Präsident Donald Trump (70). Kurz darauf gab der Nationale Sicherheitsberater seinen Rücktritt bekannt. Und beschert der neuen Regierung ihre erste Krise – nach nur 25 Tagen.

Befeuert wird ein Verdacht, der in Washington seit langem die Runde macht: Trump sei eine russische Marionette, ein Präsident von Putins Gnaden.

Brisantes Telefongespräch

Wie kam es zur Krise? Es ist Mitte Dezember, wenige Woche nach der Wahl Donald Trumps zum 45. Präsidenten Amerikas. US-Sicherheitsdienste sagen, die russische Regierung habe zugunsten Trumps in die Wahlen eingegriffen. Russen hätten die Computer von Trumps Gegnerin Hillary Clinton (69) gehackt und belastende Mails publik gemacht.

Ende Dezember telefoniert Ex-General Flynn mit dem russischen Botschafter Sergei Kisljak (66). Die beiden reden über die wirtschaftlichen Sanktionen, die Amerika nach der Annexion der Krim gegen Russland verhängt hatte.

Das Gespräch sei belanglos gewesen, sagt Flynn als Sicherheitsberater später zu Trump und Vizepräsident Mike Pence (57). Pence sagt öffentlich, das Telefonat sei nicht relevant gewesen.

Flynn hat gelogen

Seit Tagen zirkuliert in Washington ein Transkript des Gesprächs. Tröpfchenweise gelangen Details an die Öffentlichkeit. Klar wird: Flynn sagte nicht die Wahrheit. Bereits am Freitag soll Trumps engster Berater Steve Bannon (63) deshalb auf den Rücktritt des Sicherheitsberaters gepocht haben.

Nicht so Trump. Er vertraue Flynn «voll und ganz», lässt er ausrichten.

Am Montagabend macht die «Washington Post» neue Details publik. Das Justizministerium, so die Zeitung, gehe davon aus, Flynn könnte von den Russen erpresst werden.

Die Demokraten wittern Blut

Trump muss handeln. Er drängt Flynn zum Rücktritt und setzt den 72-jährigen Vietnamkrieg-Veteranen Joseph Kellogg interimistisch ein.

Gestern Abend dann die Überraschung: Regierungssprecher Sean Spicer (45) gestand, Trump sei «seit Wochen» bekannt gewesen, dass Flynn nicht die Wahrheit sagte.

Umso mehr wittern die Demokraten im Kongress Blut. Sie wollen wissen, warum Trump Flynns Lügen so lange vertuschte.

Über dem Präsidenten hängt eine dunkle Wolke: Haben ihm tatsächlich russische Agenten den Weg ins Weisse Haus geebnet?

Bereits verloren hat Trump die Loyalität seiner Mitarbeiter – sie dürften weitere Inhalte zur Russland-Connection durchsickern lassen.