Die Rache der Bushs

Ausgerechnet ein Cousin von Ex-Präsident George W. Bush bringt den Präsidentschaftskandidaten schwerer ins Trudeln als irgendjemand vor ihm.

Von Peter Hossli

Das Gespräch unter zwei derben Männern fand vor elf Jahren statt. Nun dürfte es Donald Trump (70) das Weisse Haus kosten.

Widerliche Sätze sprach Trump im Jahr 2005 in einem Bus. Nicht ahnend, dass ein Mikrofon seine Stimme bereits aufzeichnete. Weil er ein Star sei, prahlte Trump vulgär, könne er Frauen «an die Fotze greifen». Über «falsche Titten» mokierte er sich, eine verheiratete Frau wolle er «ficken».

Zugehört und gegrölt hatte damals Billy Bush (44). Trump war mit ihm Gast in der Sendung «Access Hollywood». Nun sind die Tonaufnahmen publik geworden – und haben in den USA einen Sturm der Entrüstung ausgelöst. Sogar Gattin Melania Trump zeigt sich angewidert: «Die Worte sind inakzeptabel, sie beleidigen mich.»

Pikant: Trumps Komplize Billy Bush ist ein Cousin von Ex-Präsident George W. Bush (70) und dessen Bruder Jeb (63), der sich dieses Jahr ums Weisse Haus beworben hat. Mancher fragt sich nun: Warum verschwieg Billy die Aufnahmen elf Jahre lang? Und warum sind sie gerade jetzt publik geworden?

Klar ist: Der Bush-Clan hat mit Trump mehr als eine Rechnung offen. Zwischen den Texanern und dem New Yorker ist im Februar eine Fehde ausgebrochen. «Das World Trade Center wurde zerstört, als Ihr Bruder Präsident war», griff Trump damals in einem TV-Duell unter Republikanern Jeb an. «Bush war nicht in der Lage, Amerika zu sichern.» Öffentlich bezichtigte Trump Bush wegen des Irak-Kriegs als «Lügner». Und: «Jeb ist der schwächste Kandidat unter allen Republikanern.»

Es waren Worte, die sogar die ehemalige First Lady Barbara Bush (91) aufbrachten. Trump sei «ein Clown», sicher kein Politiker, sagte sie. «Es ist unvorstellbar, dass Frauen für ihn stimmen können. Furchtbar, was er über Frauen sagt.»

Die Fehde ging im Sommer weiter, als am republikanischen Parteikonvent in Cleveland kein einziger Bush auftrat. Deren Name wurde öffentlich nicht einmal erwähnt. Obwohl die Familie zwei lebende Ex-Präsidenten stellt: George W. und George H. W. Bush (92). Traditionell erhalten Ex-Präsidenten an Parteitagen prominente Auftritte.

Seit 1980 prägen die Bushs die Republikaner, als George W. H. Vizepräsident von Ronald Reagan (1911–2004) wurde. Nun hat Trump ihnen die Partei entrissen. Und aus ihrer Sicht zerstört. Umso näher liegt die Vermutung, dass das Leck aus dem Umfeld Bushs kommt. Familienwerte gelten im Clan als zentral. Und die Familie hasst Trump.

Derweil rechnen viele Republikaner mit einem Fiasko an der Urne am 8. November. Sie gehen von einem Sieg Hillary Clintons (68) aus – und einem Verlust der Mehrheit im Kongress. Wie Graf Dracula zu Licht gehen sie auf Distanz zu Trump. Die Prominentesten der letzten Tage: Senator John Mc-Cain (80), Ex-Aussenministerin Condoleezza Rice (61) und der einstige Gouverneur von Kalifornien, Arnold Schwarzenegger (69). Wer den «Terminator» gegen sich hat, hat einen schweren Stand.