Trickser Trump

Die «New York Times» enthüllt: Der Republikaner zahlte fast zwanzig Jahre keine Steuern. Es ist der Anfang einer fünfwöchigen Schlammschlacht.

Von Peter Hossli

trump_superEiner Ballerina gleich tänzelte Hillary Clinton (68) beim TV-Duell um Donald Trump (70). Im Takt warf sie letzten Montag Fragen zum republikanischen Widersacher in die Runde:

«Was hat er zu verbergen?»

«Warum zeigt er seine Steuererklärung nicht?»

«Ist er gar nicht so reich, wie er sagt?»

«Zahlt er überhaupt keine Einkommenssteuer?»

Vermutlich wusste die demokratische Präsidentschaftskandidatin bereits, was die «New York Times» heute publik macht: Trump notierte 1995 in seiner Steuererklärung ein Minus von 916 Millionen Dollar. Einen Verlust, den das amerikanische Steuerrecht fürstlich belohnt. Trump konnte ihn von künftigen Steuerrechnungen abziehen.

Verdiente er pro Jahr nicht mehr als 50 Millionen Dollar, musste Trump während 18 Jahren keine Steuern auf sein Einkommen zahlen.

Kein Cent Steuern
Gut möglich, dass der Milliardär persönlich keinen Cent in die Kasse des Staates ablieferte, den er nun führen will.
Das hohe Minus fuhr Trump ein, weil er zu Beginn der neunziger Jahre drei Kasinos in Atlantic City und eine Airline in den Bankrott trieb; und weil er reichlich Geld verlor beim Kauf des Hotels Plaza in Manhattan. Offene Rechnungen von Lieferanten und Handwerker für die bankrotten Firmen beglich Trump nicht mehr.

Die Enthüllung ist bedeutend. Und ein Schlag für Trump.

Zum einen fällt sein finanzielles Kartenhaus zusammen. Er ist tatsächlich nicht so reich, wie er vorgibt. Nicht harte Arbeit ist sein Geschäftsmodell. Es ist die Trickserei. Wie keiner nutzt er Gesetzeslücken zu seinen Gunsten aus. Das andere finanziell bluten? Ist ihm egal.

Der Ich-Kandidat
Zum anderen belegt es, was seine Kritiker längst sagen: es geht ihm einzig um ihn. Nicht die kleinen Leute, die um ihre Jobs bangen, die ihn in den Vorwahlen gewählt haben, stehen bei ihm im Mittelpunkt. Sondern einzig Trump.

Er ist nicht der selbstlose Messias, der die USA rettet. Er ist ein Trickser, der auf sich selbst fokussiert ist.

Zudem scheint seine Erklärung, warum er seine Steuerausweis nicht öffentlich macht – «ich stecke mitten in einem Prüfung durch das Steueramt» –, eine dreiste Lüge zu sein. Er hat, wie Clinton sagt, tatsächlich etwas zu verbergen.

Gegenüber der «New York Times» wollte er den Verlust von 916 Millionen Dollar weder bestätigen noch dementieren. Trump liess ausrichten, er sei finanziell einzig für seine Firma, seine Familie und seine Angestellten verantwortlich. «Er zahlt nicht mehr Steuern als er legal zahlen muss.»

Anonym zugestellt
Anonym hat jemand die Steuererklärung der US-Zeitung zugestellt. Trumps ehemaliger Steueranwalt bestätigte ihre Echtheit. In den nächsten fünf Wochen, bis zum Wahltag, dürfte sie ein zentrales Thema sein.

Vermutlich kam das Papier aus dem Umfeld von Clinton. Ist das so, hat Trump noch Schlimmeres zu befürchten. Für eine «October Surprise» – eine Überraschung im Oktober, die alles nochmals ändert – kommt die Enthüllung nämlich noch etwa früh. Solche lancieren Wahlkampfteams meist erst zwei Wochen vor der Wahl.

Folgt noch mehr Schlamm?
Die Steuer-Geschichte lässt demnach vermuten, was viele sagen: die Clintons sitzen vermutlich auf einem Berg Schlamm. Sollte es knapp werden, könnten sie ihn jederzeit auf Trump werfen.