Trumps Pate

Von Peter Hossli Nie war ein Griff in den Kleiderschrank fataler. Richard Nixon, Aspirant aufs Weisse Haus, wählte am 26. September 1960 einen grauen Anzug. Er trug ihn im TV-Duell mit dem anderen Kandidaten für das amerikanische Präsidentenamt, John F. Kennedy. Damals flimmerten die Bilder schwarz-weiss in die Stuben. Nixons Jackett und das Dekor im Studio waren deckungsgleich grau. Einem Chamäleon gleich versank Nixon im Bild. Kennedy hingegen trug einen dunkelblauen Blazer. Er stach hervor. Fa­vorit Nixon verlor die Wahl knapp – wegen des völlig missglückten TV-Auftritts, sagen die Historiker. Seither gilt in der US-Politik: Ins Weisse Haus zieht nur, wer im TV-Duell gut aussieht. Das weiss auch Donald Trump (70). Der republikanische Präsidentschaftskandidat liegt in ...

Von Peter Hossli

ailesNie war ein Griff in den Kleiderschrank fataler. Richard Nixon, Aspirant aufs Weisse Haus, wählte am 26. September 1960 einen grauen Anzug. Er trug ihn im TV-Duell mit dem anderen Kandidaten für das amerikanische Präsidentenamt, John F. Kennedy.

Damals flimmerten die Bilder schwarz-weiss in die Stuben. Nixons Jackett und das Dekor im Studio waren deckungsgleich grau.

Einem Chamäleon gleich versank Nixon im Bild. Kennedy hingegen trug einen dunkelblauen Blazer. Er stach hervor. Fa­vorit Nixon verlor die Wahl knapp – wegen des völlig missglückten TV-Auftritts, sagen die Historiker.

Seither gilt in der US-Politik: Ins Weisse Haus zieht nur, wer im TV-Duell gut aussieht. Das weiss auch Donald
Trump (70). Der republikanische Präsidentschaftskandidat liegt in den Umfragen hinter der Demokratin Hillary Clinton (68).

Gewinnen kann er nur noch, wenn er in den drei TV-Duellen im September und Oktober brilliert. Er übe bereits, so die «New York Times». Pikant: Sein Coach sei Roger Ailes (76). Keiner versteht das Spiel von Medien und Politik besser als der Gründer des Newssenders Fox – einer rechten Propagandamaschine.

Offiziell leitet Medienunternehmer Stephen Bannon (62) Trumps Wahlkampf. Aber in Wahrheit ist Ailes die wichtige Figur. Als «ideologischen Paten Trumps» bezeichnet ihn das Magazin «The New Yorker». Nur Ailes kann Trump bändigen. Nur auf ihn hört der Kandidat wirklich.

Denn ohne Ailes gäbe es keinen Trump. Ailes hat gesät, was Trump erntet: Hass gegen Muslime. Verachtung von Frauen. Angst vor Fremden. Wut weisser Männer. Trump redet so aggressiv wie Fox-Moderatoren und geht ebenso liederlich mit der Wahrheit um. Als «viertägiges Fox-Fest» bezeichnete der «New Yorker» den republikanischen Parteikonvent, «voller Demagogie, Fremdenhass, drittklasssiger Unterhaltung und purem Hass». So wie ­Ailes Fernsehen macht.

Legendär sein Einstieg in die Politik. Er sprach 1968 Nixon an, als der erneut kandidierte. «Sie brauchen einen Medienberater», sagte Ailes. «Was ist ein Medienberater?», fragte Nixon. Ailes: «Ich bin einer.» Nixon gewann die Wahlen – dank Ailes. Später beriet er den US-Präsidenten Ronald Reagan († 93), dessen Nachfolger George Bush (92) und New Yorks Bürgermeister Rudolph Giuliani (72).

Ailes gilt als charmant, klug, witzig – und als nimmersatter Liebhaber. Ein Trieb, den er auch gegen den Willen vieler Frauen auslebte. Schon lange hiess es, er habe bei Fox Sexismus nicht nur toleriert, sondern vorgelebt. Er soll einer Kamera­frau 400 Franken mehr Lohn geboten haben – für regelmässigen Sex. Bei Anstellungsgesprächen mussten ihm Frauen ihre Rückseite zeigen. Moderatorinnen müssen Minirock tragen. Im Juli 2016 hatte Gretchen Carlson (50) genug. Die Fox-Journalistin klagte gegen Ailes wegen sexueller Belästigung und sexu­eller Diskriminierung. Über 25 Frauen erzählten seither ähnliche Geschichten – Fox schickte Ailes in die Wüste. Jetzt hat er Zeit für Trump. «Sie stehen sich extrem nahe», sagt ­Ailes-Biograf Gabriel Sherman.

Und Plan B, heisst es, stehe schon: Klappt es nicht mit dem Weissen Haus, gründet Ailes einen neuen Sender. Mit einer neuen Galionsfigur: Donald Trump.