Trumpismus

Donald Trump ist nominiert als Kandidat für das Weisse Haus. Weil der einen Nerv trifft – und wie einst Ronald Reagan begeistert.

Von Peter Hossli (Text) und Stefan Falke (Foto)

trump_bliViel braucht es nicht – und Donald Trump (70) ist amerikanischer Präsident. Vier zusätzliche Staaten muss er im November gewinnen, welche die Demokraten 2012 für sich holten. Dann zieht er ins Weisse Haus ein. West Virginia hat er schon auf sicher. Weil er verspricht, weiter auf Kohlekraft zu setzen. In Ohio liegt er mit Hillary Clinton (68) gleichauf. Florida und Pennsylvania sind in Griffnähe.

Trump, das zeigte er am Parteikonvent in Cleveland, trifft einen Nerv. Wie keiner hat er begriffen, dass die Amerikaner sich fürchten. Vor Immigranten, vor islamistischen Terroristen, vor China. Davor, den Job zu verlieren. Selbst wenn die Furcht unbegründet ist – Maisbauern in Iowa, Kumpel in Kentucky, Ölarbeiter in Texas etwa sind nicht bedroht –, ist sie da. Immerfort spricht er darüber.

Keine Rolle spielt, ob er die Wahrheit sagt. Je öfter er etwas wiederholt, desto wahrer wird es. Genau das ist Trumpismus.
Als Law-und-Order-Kandidat sieht sich Trump. Einer, der zum Rechten schaut. Unter Präsident Barack Obama (54) sei Amerika verludert. Moralisch. Rechtlich. Ökonomisch. Cops schiessen auf Schwarze und Schwarze auf Cops. Er toleriere das nicht. Die Welt sei aus der Ba­lance geraten. Wer ist schuld? Hillary Clinton! Bevor sie Aussenministerin war, sei der Nahe Osten friedlich gewesen. Heute brenne die Region. Was absolut grotesk ist. Eigentlich müsste ein Politiker dafür büssen. Nicht aber in den von grotesken Medien durchdrungenen USA.

Hass auf Clinton ist der Motivator der Republikaner. Um den Kern der Partei, die konservativen Werte, geht es Trump nicht. Wie ein Sozialist preist er staatliche Programme an, stemmt sich gegen Globalisierung, propagiert Nationalismus.

Nach Cleveland sind die Republikaner nicht mehr die Partei von Ronald Reagan. Sondern die von Trump. Wie damals 1980 begeistert heute ihr Kandidat. Wie einst der Schauspieler wird heute der Tycoon unterschätzt. Wer Trump aber für dumm hält, ist selber nicht sehr klug.

Ob Hillary Clinton der Dampfwalze entgegentreten kann, die derzeit durch Amerika rollt? Einzig diese Frage liegt über ihrem demokratischen Parteikonvent, der am Montag in Philadelphia beginnt.