Von Peter Hossli (Text) und Mark Chilvers (Fotos)
Anthony Barrett, 39, Werber
«Der Brexit bricht mir das Herz. Wir sind doch ein offenes Land, das nach vorne schaut. Mit dieser Abstimmung fallen wir zurück. Das wird uns viele Jobs kosten, die Investitionen schrumpfen, die Welt wird uns als komisches Volk wahrnehmen.»
Caroline Artis, 39, Buchhalterin
«Mich schockiert das Resultat. Es ist ein trauriger Tag. Wir Londoner wollten doch in der EU bleiben, die anderen Engländer haben uns rausgedrängt. Ich bin mir nicht sicher, ob die Briten realisieren, was sie da gerade getan haben. Ich mache mir grosse Sorgen um meine Kinder und deren Zukunft. Es ist ein trauriger Tag.»
Augusto Cosulich, 23, aus Venedig, arbeitet in der Finanzbranche
«Ich bin ein Italiener, daher konnte ich nicht abstimmen, aber natürlich bin ich sehr enttäuscht. London ist ein Mikrokosmos, wir sind anders als der Rest Grossbritanniens. Ich arbeite in der Finanzbranche, es wird ein sehr langer Tag werden. Kann ich meinen Job behalten? Kann ich hier bleiben? Keine Ahnung.»
Paulette Bertram, 48, Leitern eines Kinderhorts
«Jetzt ist unsere Regierung gefordert. Schafft sie es, mit der EU eine gute Vereinbarung zu schliessen, dann sind wir okay. Wenn nicht? Niemand weiss, was dann passiert. Wir alle sind betroffen.»
Mark Matthews, 30, Banker aus New York
«Ich bin ein Amerikaner, der Brexit ist vielleicht das lächerlichste, das ich jemals gesehen habe. Die Briten machen sich lustig über Donald Trump – aber so etwas hilft doch den Briten überhaupt nicht. Ich habe Schulden in den USA und verdiene mein Geld hier in London. Jetzt sackt das Pfund ab, und meine Schulden sind plötzlich viel höher. Wir sind im Jahr 2016, nicht 1916, die Welt ist global, es hilft niemanden, wenn man sich vom Rest Europas abnabelt.»
Pat Holmes, 60, freischaffende Werberin
«Ich lebe hier in London, das ist eine grosse Überraschung, niemand hätte es erwartet. Da der Exit mindestens zwei Jahre dauert, gibt es vorerst keine grossen Veränderungen. Am schlimmsten ist die Unsicherheit. Wir sind sehr unabhängige Menschen, und wir mögen es nicht, wenn man uns sagt, was zu tun ist. Vielleicht haben wir deshalb dem Brexit zugestimmt.»
Sabina Kiss, 35, arbeitet in HR
«Ich bin sehr frustriert, es ist so dumm, was die Briten getan haben, die denken nicht an die Zukunft ihrer Kinder, nicht an die Zukunft der Briten. Ich stamme aus Ungarn, ich glaube nicht, dass ich gehen muss, aber das Leben wird viel härter werden. Ich fühle mich hier schon willkommen, die Briten sind keine Rassisten, aber sie verstehen nicht, was sie tun.»
Hector, 28, Banker
«Ich mache mir grosse Sorgen um das Vereinigte Königreich und dessen Zukunft in der Welt. Klar ist: Viele Engländer wollten das schon lange, jetzt haben sie es erreicht. Ich arbeite für eine europäische Investmentfirma, und ich hoffe nun, meine Kollegen können weiterhin in Europa arbeiten, und die Investitionen kommen weiterhin hierher. Nun folgt eine Zeit der Unsicherheit. Ich glaube zwar nicht, dass Grossbritannien auseinanderfällt. Aber in Schottland, Nordirland und Wales werden viele sich von England trennen wollen.»