Oh, wie schön ist Panama

Staatschefs können einen Staat nicht führen, vor dem sie ihr privates Vermögen verheimlichen. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

panamaSeine Frage ist richtig. «Sind Sie der Meinung, der isländische Pre­mierminister musste zurücktreten?», wollte der Chef
einer Finanzkanzlei wissen. Sie bietet Briefkastenfirmen auf etlichen Offshore-Plätzen dieser Welt an. «Bisher konnte man ihm ja nichts Illegales nachweisen.» Und trotzdem trat Sigmundur Davíð Gunnlaugsson auf Druck zurück.
Ja, er musste gehen. Er ist nicht mehr glaubwürdig.

Der Premier schaffte Gelder auf die Britischen Jungferninseln. Das ist zwar legal. Aber Bürger akzeptieren es nicht. Genauso wenig wie sie es akzeptieren, dass der britische Premier David Cameron sich an der Offshore-Gesellschaft seines Vaters beteiligt hatte – und das Geld bei deren Auflösung ins steuergünstige Irland zurückführte. Der Brite müsste ebenfalls abtreten.

Sicher, wir alle liefern nur so viele Steuern wie gesetzlich vorgeschrieben ab. Und der Staat muss mit unserem Geld so haushälterisch wie nur möglich umgehen.

Aber Staatschefs können keinen Staat glaubwürdig führen, vor dem sie ihr privates Vermögen verheimlichen.
Vielleicht sollte jeder mit einer Offshore-Firma wieder einmal den Kinderbuch-Klassiker «Oh, wie schön ist Panama» lesen. Autor Janosch (85) erzählt darin, wie der Bär und der Tiger das Paradies in Panama erahnen. Auf ihrer Reise dorthin geraten sie vom Weg ab. Sie glauben in Panama anzukommen, sind aber zu Hause – und dort ganz zufrieden.