Zum Glück für Hillary gibts Trump

Hillary Clinton und Donald Trump machen die US-Präsidentschaft unter sich aus. Für die Demokratin ist das ein Segen. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli

hillary_floridaDie Clintons – es sind die Comeback Kids der amerikanischen Politik.

Mehrmals stand Bill (69) wieder auf. Gleiches gilt für Hillary (68). Nie werden die beiden müde, immer gehen sie weiter.

Angezählt sei Hillary Clinton, hiess es noch letzte Woche, als Widersacher Bernie Sanders (74) sie in Michigan abfing. Gestern – am Mega Tuesday – gewann sie in vier von fünf Staaten, im fünften liegt sie vorne, holte eine stattliche Anzahl Delegierter.

Die Nomination ist ihr nicht mehr zu nehmen.

Weit wichtiger – und dass ist das Comeback –, ihre mehrmals abgeschriebene politische Botschaft der vernünftigen Mitte kommt an.

«It’s the economy, stupid», lautete einst das Mantra von Bill Clintons Beratern im Wahlkampf von 1992. Was zählt sei einzig die Wirtschaft. Das wird bei den Wahlen im November nicht anders sein. Amerika wählt mit dem Portemonnaie.

Aufatmen kann Hillary, weil in Ohio ihre wirtschaftlichen Ideen überzeugten. In einem Staat, in dem Jobs, freier Handel und die Globalisierung den Wahlkampf bestimmten.

Clinton steht für Mässigung und für eine freie Wirtschaft. Mehrmals stimmte sie als Senatorin für offene Grenzen. Ihr Widersacher, der Sozialist Sanders, zeichnete sie als Hohepriesterin der «katastrophalen Globalisierung» – und unterlag mit diesem Populismus.

Im Rennen bleiben dürfte er trotzdem. Er hat genug Geld, seine Anhänger wollen die Debatte bei den Demokraten weiter mitbestimmen.

Was gut ist für Clinton. Letztlich profitiert sie von Sanders. Er zwingt sie, ihre Auftritte zu schärfen. Macht sie fitter für die Wahl im November.

Der Trump-Express rollt weiter

Offenbar nichts stoppt Donald Trump (69). Wochenlang übergossen ihn seine republikanischen Rivalen mit negativen Werbespots. Prominente Republikaner standen auf und trompeteten, Trump werde die Partei von Reagan und Lincoln zerreissen und zerstören.

Und doch gewann er gestern in drei von fünf Staaten. In Missouri liegt er vorne. Nur gerade in Ohio verlor er, gegen John Kasich (63). Was absehbar war, schliesslich ist Kasich dort Gouverneur.

Bitter für den einstigen republikanischen Favoriten Marco Rubio (45) ist Trumps Triumph in dessen Heimat Florida. Er konnte nicht anders, als sich zurückzuziehen. Zumal er weiss: Trump ist die Nomination kaum mehr zu nehmen. Auch wenn er sie erst am Parteikongress in Cleveland, Ohio, definitiv erhält.

Trump hat nun gezeigt, dass er bei republikanischen Wählern im ganzen Land ankommt. Egal, wie sich ein Staat zusammensetzt.
Für die Republikaner ist das ein echtes Problem. Die Partei erntet, was sie in den letzten Jahren mit teilweise hasserfüllter Politik gesät hat. Statt sich auf ihren Kern – niedrige Steuern, freie Wirtschaft, starkes Militär – zu berufen, grenzen die Republikaner andere aus.

Einstige Hoffnungsträger wie Rubio sind zerschlissen. Schlimmer noch: Sie müssen sich nun entscheiden, ob sie einem vulgären Verführen folgen. Ob sie Trump unterstützen – einen Milliardär, der Frauen «dicke Schweine» nennt, der Mexikaner unisono als «Vergewaltiger» brandmarkt, der von sich sagt, er könne einen mitten auf der Strasse erschiessen, und würde trotzdem gewählt.

Sicher, Trump wird seine obszöne Zunge mässigen wenn er die Partei in die Präsidentschaftswahlen führt. Mancher Republikaner beisst sich auf die Lippen und stellt sich widerwillig hinter ihn.

Doch die unwürdigen Pöbeleien dieser Vorwahlen bleiben. Genüsslich werden die Demokraten sie Szene für Szene in Werbespots wiederholen.

Mit solcher Häme mobilisiert Clinton im November ihre Wähler. Trump entfacht für sie die Begeisterung, die sie allein nicht hinkriegt.