Warum hasst Amerika «Billary»?

Die Favoritin erlitt in New Hampshire eine bittere Niederlage. Amerika verachten Gier und Unantastbarkeit von Hillary und Bill Clinton.

Von Peter Hossli

hillaryNew Hampshire ist Clinton-Country. Vor acht Jahren schlug Hillary, die damals schon kandidierte, hier den späteren Präsidenten Barack Obama (54). Im Ostküstenstaat begann 1992 die erfolgreiche Kandidatur ihres Ehemannes Bill fürs höchste Amt im Land. In New Hampshire mag man liberale und gebildete Menschen wie die Clintons.

Und doch hat Hillary Clinton (68) in New Hampshire gestern Nacht eine bittere Niederlage eingefahren und weniger als 40 Prozent der Stimmen geholt.

  • Obwohl ihr Gegner Bernie Sanders (74) ein alter Sozialist ist.
  • Obwohl Hillary so viel Geld gesammelt hat wie kein Kandidat vor ihr.
  • Obwohl ihre Leistungsausweis über alle Zweifel erhaben ist.

Was ist los? Die Hälfte der Amerikaner hasst die Clintons, vielleicht sind es sogar mehr. Es gibt in den USA Türvorleger zu kaufen mit dem Gesicht von Hillary. «Damit sich jeder den Dreck seiner Schuhe bei ihr abreiben kann», sagt deren Hersteller.

Als Hillary 2012 kurz in Ohnmacht fiel, streuten ihre Feinde das Gerücht, sie hätte einen Tumor. Dabei war sie einfach müde.

Die Hasser sehen in den Clintons ein machtversessenes Paar, das sich selbst als unantastbar fühlt. Das machen kann, was es will – und damit ungeschoren davonkommt. Neben «Billary», wie das Paar genannt wird, wirkt Machiavelli wie ein Stümper.

Mit diesen 10 Punkten hat «Billary» zu kämpfen:

  1. Sie reizen Grenzen aus, stellen eigene Regeln auf. Ständig wechseln sie ihre Loyalitäten.
  2. Aus der Affäre mit Praktikantin Monica Lewinsky windete sich Bill Clinton (69) einst mit der Aussage, oraler Sex sei letztlich kein Sex.
  3. Er habe nie Drogen genommen, argumentierte er noch früher. Zwar zog er an einem Joint, den Rauch aber inhalierte er nicht.
  4. Sicher, es wirkt komisch, dass Hillary Clinton als US-Aussenministerin ihre Mails über ein privates Konto abwickelte. Aber Gesetze will sie keine gebrochen haben.
  5. Konservative Republikaner hassen die Clintons, weil Bill 1992 mit George W. H. Bush den Nachfolger ihres Idols Ronald Reagan aus dem Weissen Haus warf.
  6. Linke verachten die Clintons, weil sie ihnen 1992 aufgesessen sind und einen Linksrutsch erwarteten. Dabei paktierten Bill als Präsident und später Hillary als Senatorin mit dem Establishment und der Wall Street.
  7. Als viel zu arrogant und zu wenig demütig sehen die Hasser Hillary. «Wählt ihr meinen Mann, kriegt ihr zwei für den Preis von einem», sagte sie während des Wahlkampfs 1992. Sie werde eine moderne First Lady sein. «Ich werde keine Kekse backen.» Sie bezog ein eigenes Büro – und scheitere kolossal daran, die Krankenkasse zu reformieren.
  8. Gier treibe die Clintons, sagen ihre Gegner – und sehen sie als rücksichtslose Emporkömmlinge. Mit einem Berg Schulden verliessen sie das Weisse Haus, der Lewinsky-Skandal verschlang Millionen an Anwaltskosten. Für das erste Haus, das sie kauften, mussten Freunde für die Hypothek bürgen. Heute verwalten sie ein Vermögen von 110 Millionen Dollar – gescheffelt durch Vorträge an der Wall Street und bei dubiosen Herrschern.
  9. Letztlich hassen die Männer Hillary, weil sie sich von der selbstbewussten Frau bedrängt fühlen.
  10. Der Motor der Clintons ist echter Idealismus. Sie glauben tatsächlich, die Welt verbessern zu können. Und ziehen deshalb noch mehr Hass auf sich.