DiCaprio wettert gegen die Gier – dann stürzen sich alle aufs Buffet

Leonardo DiCaprio redet am WEF wie ein Politiker – und kritisiert die Ölindustrie.

Von Peter Hossli

biden_leoDer amerikanische Cellist Yo-Yo Ma (60) spielt eine letzte Note, sofort steht Hollywood-Star Leonardo DiCaprio (41) auf und applaudiert von Herzen. Dann dreht sich der für den Oscar nominierte Schauspieler («The Revenant») um und geht auf US-Vizepräsident Joe Biden (73) zu. Minutenlang plaudern die beiden – nicht in Hollywood oder Washington, sondern im Kongresszentrum von Davos GR.

Gestern Abend erhielt Di­Caprio im Landwassertal den Crystal Award, die Auszeichnung für Künstler, die sich auch sozial engagieren. Mit einer nüchternen und sachlichen Rede rüttelt DiCaprio die Reichen und Mächtigen am Weltwirtschaftsforum (WEF) auf. «Wir müssen unsere Erde retten», sagt er. DiCaprio trägt Anzug und Krawatte, er redet wie ein Politiker, nicht wie ein Star.

Das Abkommen am Klimagipfel in Paris im vergangenen Dezember sei «ein wichtiger erster Schritt» – aber jetzt müssten sich alle anstrengen, «um die Krise abzuwenden, der wir entgegenschauen». Eine Industrie brandmarkt er: «Wir können es uns nicht leisten, die Gier der Kohle-, Gas- und Erdölindustrie die Zukunft der Menschheit bestimmen zu lassen.» Fossile Brennstoffe müssten dort bleiben, wo sie sind: «Im Boden.»

wef_tiramisuNeben dem Hollywood-Star erhalten die chinesische Schauspielerin Yao Chen (36), der dänische Künstler Olafur Eliasson (48) und US-Rapper Will.i.am (40) einen Crystal Award aus den Händen von Hilde Schwab, Gattin von WEF-Gründer Klaus Schwab (77).

Schwab ermahnt die Gäste, in Davos drei Dinge zu tun: «Schliesst Freundschaften, vor allem mit Menschen aus anderen Ländern. Geht nach Hause mit neuen Ideen, nicht nur für eure Firma, auch für euch selbst. Und führt Dialoge, nur mit Dialog lässt sich die Zukunft der Welt sichern.»

Nach dem Konzert von Yo-Yo Ma laden Schwab und Gattin Hilde zum italienischen Buffet – mit Prosciutto und Parmesan, Risotto und Tiramisu. DiCaprio entschwindet in die Nacht von Davos.

Obama kommt nicht
Am Rand der Gala sagte gestern Abend die amerikanische Botschafterin Suzi LeVine zu BLICK: «Die US-Delegation in Davos ist gross und stark – und sie bleibt so, wie sie jetzt ist.» Das heisst: Präsident Barack Obama kommt entgegen einiger Gerüchte nicht ans WEF.