Das letzte Gefecht

Ein heimlich aufgezeichnetes Telefongespräch sorgt für Hektik vor den Verhandlungen gegen die suspendierten Präsidenten von Fifa und Uefa.

Von Peter Hossli

blatter_platiniEs ist die Woche der Wahrheit bei der Fifa. Am Donnerstag tritt Sepp Blatter (79) vor den Fifa-Richter, am Freitag Michel Platini (60).

Für Wirbel sorgt zuvor ein Interview in der französischen Sportzeitung «L’Equipe» mit Andreas Bantel. Der Schweizer ist Sprecher der Untersuchungskammer der Fifa-Ethikkommission. «Platini wird ­sicher für mehrere Jahre suspendiert werden», zitiert «L’Equipe» Bantel. «Was Blatter betrifft, besteht kein Unterschied zwischen mehrjähriger und lebenslänglicher Sperre.»

Die Aussagen entsprächen einer Vorverurteilung, wettert Platinis Anwalt. Und sie seien «eine schreckliche Verletzung der Unschuldsvermutung».

Blatter gestern zu BLICK: «Die Art, wie die Untersuchungskammer der Ethikkommission über das laufende Verfahren kommuniziert, die Höchststrafe fordert und die öffentliche Vorverurteilung verstärkt, weist eine tenden­ziöse Dimension auf.»

Obwohl Bantel für die Ermittler, nicht den Richter spricht.

Der Prozess gegen die beiden Fussballfunktionäre drohe zu platzen, prophezeit Blatters einstiger Berater, Klaus J. Stöhlker. «Der Richter kann nach solchen Aussagen gar nicht mehr frei entscheiden.» Dem widerspricht Marc Tenbücken, der Sprecher von Fifa-Richter Hans-Joachim Eckert (67). Klar finde der Prozess trotz den in «L’Equipe» publizierten Äusserungen statt. «Richter Eckert als unabhängige Instanz ist völlig unvoreingenommen, er geht wie stets mit neutralem Blick an die Sache ran», sagt Tenbücken zu BLICK.

Bantel will «L’Equipe» gar kein Interview gegeben haben. Ohne sein Wissen habe die Journalistin ein Off-the-Record-Gespräch aufgezeichnet – und Auszüge publiziert. Das sei jetzt korrigiert worden.

Blatter traf sich gestern mit seinen Anwälten, um die Verteidigung zu besprechen. Blatters Strategie: Es habe einen Vertrag mit Platini für die Zahlung von zwei Millionen Franken gegeben. «Ich werde für mein Recht weiterkämpfen – und der rechtsprechenden Kammer meine Sichtweise mit grosser Überzeugung und dem festen Glauben an die Gerechtigkeit darlegen», sagt Blatter zu BLICK. «Ich bin zwar suspendiert, aber nicht isoliert und schon gar nicht stumm.»

Wie jedes Jahr schickt Blatter heute einen Brief an die 209 Fifa-Verbände. Die Krise der Fifa spricht er an, und er bedankt sich bei den Mitarbeitern. Etwas aber ist anders: Der suspendierte Fifa-Präsident verwendet eigenes Briefpapier – und bezahlt die Übersetzungen selbst.