Acht Prinzen für einen Thron

Am 26. Februar 2016 wählt der Fifa-Kongress einen neuen Präsidenten. Tokyo Sexwale ist Favorit für die Blatter-Nachfolge.

Von Peter Hossli

Führt künftig ein Afrikaner die Fifa? Zumindest gilt Tokyo Sexwale als aussichtsreichster Kandidat für die Nachfolge von Präsident Sepp Blatter (79). Der südafrikanische Geschäftsmann sass einst im selben Gefängnis wie Nelson Mandela († 2013).

Eng wird es hingegen für Michel Platini. Gestern erhielt der suspendierte Uefa-Präsident Konkurrenz aus den eigenen Reihen. Die Uefa schickt ihren Generalsekretär Gianni Infantino ins Rennen um den Präsidenten-Sessel bei der Fifa. Der Italo-Walliser ist einer von acht Anwärtern auf den Fifa-Thron. Seine Aussichten sind gut. Zumal er das Fussball-Geschäft kennt und als integer gilt.

BLICK bewertet die Chancen aller Kandidaten am Fifa-Kongress vom 26. Februar in Zürich.

Möglich ist auch ein anderes Szenario: Dass der von Blatter angesetzte Kongress gar nicht stattfindet. Dass die von USAnwälten geführte und von Schweizer und US-Staatsanwälten untersuchte Fifa zuerst zerschlagen wird. Und es einen Neuanfang braucht.

Dieses Szenario würde für den Ex-DFB-Präsidenten Theo Zwanziger sprechen. Er hat keinerlei Machtansprüche und könnte die Fifa zwei Jahre als Übergangspräsident führen. Bis sie eine neue Struktur hat.

sexwaleTokyo Sexwale (62)
Der Südafrikaner gehört zu den aussichtsreichsten Kandidaten für den höchsten Fifa-Posten. An der Seite Nelson Mandelas kämpfte er gegen die Apartheid in seinem Land. Er verbrachte 13 Jahre im Gefängnis. Nachteil: Er soll Blatters Mann sein. Stand auf der Terrorliste der USA.
Wahlchancen 40%

gianniGianni Infantino (45)
Wie Blatter ist er Walliser, kam in Brig zur Welt und hat zudem einen italienischen Pass. Seit sechs Jahren ist der Rechtsanwalt Generalsekretär der Uefa in Nyon VD. Er spricht Deutsch, Italienisch, Französisch, Englisch, Spanisch und Arabisch – und wird von der Uefa unterstützt.
Wahlchancen 35%

champagneJérôme Champagne (57)
Der französische Diplomat war elf Jahre Vize-Generalsekretär der Fifa. Anfang 2012 erarbeitete er für Sepp Blatter ein Konzept, um den Fussballverband zu reformieren. Er lebt in der Schweiz. Eine frühere Kandidatur für das Fifa-Präsidium wurde von Pelé unterstützt.
Wahlchancen 9%

nakhidDavid Nakhid (51)
Neben Platini ist David Nakhid der einzige ehemalige Profi-Fussballer, der Fifa-Präsident werden will. Er spielte im Nationalteam von Trinidad und Tobago – und war in den 90er-Jahren im Mittelfeld der Grasshoppers aktiv. Derzeit leitet er eine Fussball-Akademie im Libanon.
Wahlchancen 5%

husseinAli bin Al Hussein (39)
Der jordanische Prinz unterlag beim letzten Fifa-Kongress am 29. Mai klar Sepp Blatter. Und trotzdem will er es nochmals versuchen. Er ist der Bruder des Königs von Jordanien, war lange der Kommandant der Leibgarde des Monarchen. Er gilt als farblos.
Wahlchancen 5%

musaMusa Bility (48)
Der Liberianer führt seit fünf Jahren den Fussball-Verband im westafrikanischen Land. «Afrika hat am meisten Stimmen, es ist Zeit, dass ein Afrikaner die Fifa anführt», begründet er seinen Entscheid. Und meint: «Die Fifa braucht jetzt eine starke Spitze.»
Wahlchancen 3%

salamIbrahim al-Khalifa (49)
Der Fussball-Funktionär aus Bahrain ist Fifa-Exekutivkomitee-Mitglied und Präsident des asiatischen Fussball-Verbandes. Die Fifa-Ethikkommission ermittelt gegen Scheich al-Khalifa wegen eines Verdachts auf Verletzung von Menschenrechten.
Wahlchancen 2%

platiniMichel Platini (60)
Suspendierter Uefa-Boss und Ex-Spitzenfussballer. Der Franzose galt lange als Kronfavorit. Er hat sich wegen der WM in Katar mit Blatter überworfen. 2011 erhielt er zwei Millionen Franken für eine Leistung, die zehn Jahre zurückliegt. Seither steht er unter Generalverdacht.
Wahlchancen 1%

zwanzigerAlternative Zwanziger
So wie bisher könne es bei der Fifa nicht weitergehen. Das sagt der Schweizer Strafrechtsprofessor und Fifa-Experte Mark Pieth (62). Er schlägt deshalb vor, dass Theo Zwanziger (70, Bild) während zwei Jahren die Fifa interimistisch führt. Der ehemalige DFB-Präsident ist auch sonst in den Schlagzeilen. Er sagt, es habe vor der Vergabe der WM 2006 nach Deutschland schwarze Kassen gegeben. Davon soll Fussball-Kaiser Franz Beckenbauer (70) gewusst haben. Damit positioniert sich Zwanziger als Saubermann des Fussballs – und möglicher Übergangspräsident der Fifa. Gestern meldete sich nun Beckenbauer zu Wort: «Es wurden keine Stimmen gekauft für die Vergabe der WM 2006.» Es seien jedoch Fehler gemacht worden. «Dafür trage ich als OKPräsident die Verantwortung.»