5000 Dollar statt 39 Dollar

Schlepper und Schleuser machen im Zuge der Flüchtlingswelle den grossen Reibach. Es gäbe schnellere, sichere und günstigere Wege, nach Europa zu gelangen. Doch diese bleiben den Flüchtlingen verwehrt.

Von Peter Hossli

ticketEin Flug von Izmir in der Türkei nach Zürich kostet mit der Swiss in der Economy Class 39 Dollar, also umgerechnet nur gut 39 Franken. Izmir ist für Flüchtlinge derzeit das wichtigste Tor zu Europa. Hier besteigen die meisten flüchtenden Syrer, Iraker und Afghanen ein Boot. Es bringt sie über die Ägäis nach Europa.

Für ihre Reise zahlen sie weit mehr, als die Swiss verlangt. Je knapp 5000 Franken legten die Englischlehrerin Ruba (29) und ihr Ehemann Amir (28) Schleppern in die Hand. Fünfzig Prozent Rabatt erhielten ihre beiden Kinder, der sechs Monate alte Jade und Hamed (3). Die Schleuser brachten sie von Idlib im Nordwesten Syriens an die türkische Küste, dann mit dem Schiff nach Griechenland. Busse fuhren die Familie an die mazedonisch-griechische Grenze, der Zug nach Serbien. Busse brachten Ruba, Amir und die beiden Kinder über Belgrad an die Grenze zu Ungarn.

Jetzt befinden sie sich in der Europäischen Union – und sind rund 15 000 Franken ärmer. Wollen Sie weiter, müssen sie noch mehr ausgeben.

Per Flugzeug hätte der Trip ein paar Hundert Franken gekostet – und wäre weit weniger beschwerlich und gefährlich gewesen.

Doch fliegen kann die Familie nicht. Sie hat keine gültigen Pässe. Um in die Schweiz einzureisen, brauchen Syrer ein Visum – und das erhalten sie nur, wenn sie genug Geld haben. Zudem ist die Schweizer Botschaft in Damaskus geschlossen.

Solange die Flüchtlinge aber über grüne Grenzen reisen müssen, bleibt das Geschäft der Schlepper hoch profitabel.