Bald ist es hier wie in Italien

Gemäss ETH-Klimaforscher Reto Knutti wird es künftig noch weit mehr Hitzeperioden geben.

Von Peter Hossli (Text) und Hans-Christian Wepfer (Foto)

knutti_polarioidExtreme Sommerwetterlagen wie jetzt seien «viel häufiger geworden», sagt Reto Knutti (42), Klimaforscher an der ETH Zürich. Ein einziger heisser Sommer sei zwar kein Beleg für den Klimawandel. «Aber die Häufigkeit der Ereignisse zeigt, dass sich das Klima verändert.» In den letzten 30 Jahren habe es klar mehr solche Hitzeperioden gegeben– auch in der Schweiz.» Nur 2003 war es in den vergangenen 150 Jahren bei uns noch brütender als jetzt. Künftig dürften Hitzewellen zum Normalfall werden – wenn sich die Staatengemeinschaft nicht bald einigt, den CO2-Ausstoss zu reduzieren.

Dass die Schweiz zur Wüste wird, erwartet Knutti nicht. «Es gibt eher mehr Regen im Winter, wird trockener im Sommer.»  Das Landschaftsbild werde sich verändern. «Es könnte eine Vegetation wie in Italien geben.»

Weniger saftige Wiesen, dafür steppenähnliche Gebiete. Schnee werde es im Winter in den oberen Lagen zwar noch geben, sagt Knutti. «Viele Schweizer Ski-Gebiete werden in 50 Jahren nicht mehr schneesicher sein.» Die Gletscher dürften weiter schmelzen, wilde Tiere wandern in die Höhe, die Saisons für Bauern verschieben sich.

Kann die Klimaerwärmung gestoppt werden? «Sie könnte, aber für die nahe Zukunft bin ich nicht sehr optimistisch.» so Knutti. «Nur wenn der Mensch wirklich muss, ist er zu Grossem fähig.»