Den Kopf aus der Schlinge ziehen

Fifa-Kommunikationschef Walter De Gregorio hat den Bettel hingeworfen. Er retten damit Ruf und Karriere. Ein Kommentar.

Von Peter Hossli (Text) und Pascal Mora (Foto)

walter_de_gregorioToxisch. So lässt sich das System von Fifa-Präsident Sepp Blatter (79) auf den Punkt bringen. Zu toxischen Systemen sucht man möglichst rasch das Weite.

Wie jetzt Walter De Gregorio (50), seit 2011 Direktor Kommunikation der Fifa. Und somit seit vier Jahren die Stimme von Fifa-Präsident Blatter. Per sofort tritt er zurück.

Eine weise Entscheidung, wenn sie denn aus freien Stücken fiel und er nicht in Ungnade des Fifa-Chefs gefallen war.

De Gregorio könnte damit retten, was er gerade am Zerstören war: Ruf und Karriere. Seit über zwei Wochen verteidigt er die Fifa und ihren Präsidenten ohne Wenn und Aber. Mit unfassbaren Sätzen.

«Das ist ein guter Tag für die Fifa», sagte er wenige Stunden nach der Verhaftung von sieben Fifa-Funktionären vor der Weltpresse.

«Sicher wird Sepp Blatter an die Frauen-WM nach Kanada fahren.» Oder: «Blatter ist nicht das Ziel der amerikanischen Ermittler.» Die Aussagen zeigen, wie sehr die Fifa und somit De Gregorio den Ernst der Lage unterschätzten.

Der ehemalige Journalist wie der Weltfussballverband haben nicht realisiert, dass die Amerikaner sie nun am Wickel haben – und somit ein endloses Donnerwetter auf sie einprasselt.

Gleichwohl stellte sich De Gregorio am Schweizer Fernsehen mehrmals konsequent hinter seinen Chef. Er sprach, während Blatter schwieg. Weltweit verteidigte er einen Funktionär, der sich nicht mehr verteidigen lässt.

De Gregorio ist dabei nicht einfach ein Megafon. Heute bestimmen Kommunikationschefs massgeblich mit. Das wissen auch amerikanische Ermittler, die Blatter ins Visier genommen haben.

Und an allen Personen so interessiert sind, die dem Fifa-Präsidenten so nahe standen wie de Gregorio. Umso mehr hätte der jetzt Geschasste Stopp sagen und sich aus dem Fadenkreuz nehmen sollen.

Wie das die Amerikaner jeweils tun. Werden sie beschuldigt, stehen sie hin, lesen eine Meldung vor, gehen und schweigen. De Gregorio redete aber nonstop. Und das dürfte ihn persönlich wie beruflich immer wieder einholen.

Bis Ende Jahr stehe er dem Fussballverband als Berater zur Verfügung, so die Fifa. Aus Sicht de Gregorios ein Fehler. Er braucht einen Schnitt ohne Wenn und Aber.

Derweilen kursiert eine andere Theorie zu dessen Abgang: Blatter hätte ihn entlassen. Wegen eines Witzes, den er am Montag bei «Schawinski» erzählte. «Der Fifa-Präsident, der Generalsekretär und der Kommunikationschef sitzen im Auto – wer fährt? Die Polizei!»

Kommunikationsberater Klaus J. Stöhlker (74) soll Blatter danach gedrängt haben, de Gregorio zu feuern. «Der Witz hat De Gregorio sicher nicht genützt», sagt Stöhlker zu Blick Online. «So geht man nicht mit seiner Firma um, oder mit seinem Chef.»

Der Abgang De Gregorios sei «ein Prozess, der sich innerhalb der Fifa abgespielt hat.» Stöhlker betont: «Ich habe ihn nicht gekillt.» Denn: «In meinen Augen hat sich De Gregorio selber gehängt.»

Möglich. Aber manchmal muss man sich erhängen, um den Kopf aus der Schlinge zu ziehen.

De Gregorio war telefonisch nicht zu erreichen.