“Wir sind alle im Visier des Terrors”

US-Aussenminister John Kerry und Frankreichs François Hollande fordern in Davos Einheit im Kampf gegen den Terror.

Von Peter Hossli

hollandePolitiker wachsen in Krisen. Eindrücklich zeigt dies der französische Präsident François Hollande (60). Rhetorisch klug rief er gestern in Davos GR die Welt zum geeinten Kampf gegen den Terrorismus auf. Und bediente sich nach den Attentaten von Paris des martialischen Wortschatzes des ehemaligen US-Präsidenten George W. Bush (68): «Wir alle sind im Visier der Terroristen.» Wie Bush nach 9/11 sieht er die Welt am Scheideweg: «Es gibt Momente, wo wir uns zwischen dem Guten und dem Bösen entscheiden müssen.» Zwischen der Freiheit und dem Terror. Frankreich, versicherte Hollande, kämpfe an vorderster Front für die Freiheit.

In die Pflicht nahm Hollande Manager von Banken und Internetfirmen. «Wachsamkeit allein reicht nicht, ihr müsst die Finanzierung des Terrors stoppen – und illegale Inhalte erkennen und sie sofort löschen.»

kerryDer amerikanische Aussenminister John Kerry (71) schwor die WEF-Besucher auf «einen langfristigen Kampf gegen den Terror» ein – und gab sich doch optimistisch. «Wenn wir uns etwas zum Ziel setzen, können wir es schaffen.» Wie schon dem Faschismus werde die Welt dem Terrorismus ein Ende setzen. Mut machten ihm Kinder in Nigeria und im Irak, die sich geweigert hätten, Selbstmord­attentate zu verüben. Er stellte klar: «Nicht Religion sprengt Menschen in die Luft. Es sind andere Menschen.»

Zynisch: Kerry wie Hollande begannen ihre WEF-Reden mit Beileidsworten für den verstorbenen König Saudi-Arabiens – jenes Landes, das wie kein anderes den Terrorismus finanziert.