“Weil wir stets Neues entwickeln, floriert die Firma”

Erneut liefert Ems-Chefin Magdalena Martullo ein Rekordergebnis ab. Nicht entscheiden kann sich die Blocher-Tochter, ob sie in die Politik einsteigen soll.

Von Peter Hossli (Text) und Sabine Wunderlin (Fotos)

martulloOffene Sandalen trägt Magdalena Martullo an diesem feuchtkalten Freitag in Domat/Ems GR. Mit beiden Händen hält sie einen TE-3000 fest, den weltweit stärksten Abbruchhammer. Pro Stunde zerkleinert er bis zu sechs Tonnen Beton. Dessen Hydraulik verstärkt stahlharter Kunststoff, den Ems gefertigt hat. «Unsere Innova­tion», sagt Martullo (44). «Weil wir stets Neues entwickeln, floriert die Firma.»

Erneut ein Rekordergebnis vermeldet sie. In sechs Monaten setzte sie 999 Millionen Franken um. Der Gewinn stieg um 17,5 Prozent. Die Aktie steht im Allzeithoch. «Wir überlegen uns jeden Tag, wie wir das langfristige Überleben der Firma sichern können», erklärt Martullo den Erfolg.

Dann redet die Tochter von alt Bundesrat Christoph Blocher (73) über das, worüber sie am liebsten redet – Politik. Sie kanzelt die EU ab und deren Forschungsprojekte Erasmus und Horizon 2020. Beide hat Brüssel nach dem 9. Februar für die Schweiz zurückgestuft. «Die Schweiz darf sich von der EU nicht vorführen lassen», sagt Martullo.

Was, wenn die EU die Bilateralen aufkündigen würde? «Auch damit könnte die Schweiz leben», sagt sie. «Es gibt viele Drohungen und Behauptungen in Brüssel. Wir haben mehr Stärken als wir meinen. An vielen Orten ist die EU von uns abhängig.»

Warum gibt sich die Unternehmerin so gerne politisch? «Weil ich die Mythen lüften und das Volk informieren möchte, in Bern tut das ja niemand», sagt sie. «Politik ist die Grundlage für wirtschaftlichen Erfolg eines Landes.»

martullo2Dann geht sie selbst in die Politik? Sie tänzelt um eine Frage, um die sie seit Jahren tanzt. Sagt nicht klar Ja, gibt kein klares Dementi.

«Meine Hauptaufgabe liegt im Unternehmen. Wie in Bern heute Politik gemacht wird, damit komme ich schlecht zurecht. Ich rege mich zu sehr auf über die politische Misere, über Unkenntnis und Arroganz in Bern.» Sie stoppt. «Mein Vater ist ja sehr engagiert, da ist die Familie gut vertreten.» Ihr Vater hat doch alle Ämter abgegeben. «Das ist nicht von Bedeutung. Die wichtigen Belange werden nicht in Bern, sondern vom Volk beschlossen.» Immerhin – seit Blochers Rücktritt aus dem Nationalrat gäbe es Platz für Martullo. «Es ist keine Frage des Platzes», so die Tochter. «Es ist eine Frage von Zeit und Kraft. Zuerst muss ich ans Unternehmen denken.»

Einen Bogen bis nach Washington schlägt sie. «In den meisten Ländern sind Politiker keine Unternehmer. Oba­ma führt keinen Konzern.»

Ein letzter Versuch: Wie gibt sie ihre Kandidatur fürs Parlament bekannt? «Das habe ich mir noch nie überlegt. Darüber reden wir, wenn es so weit ist», sagt Martullo – und lässt vieles offen.

Christa Markwalder über Magdalena Martullo
«Die Schweiz ist Weltmeisterin in Innovation. Auch dank der Forschungszusammenarbeit mit der EU. Es ist naiv zu glauben, dass die Schweiz ohne Horizon 2020 weiterhin an der wissenschaftlichen Weltspitze mithalten kann. Frau Martullo mag darauf verzichten können, die innovative Schweiz nicht!»