Ein Anruf, der die Welt hoffen lässt

Ein Telefongespräch bringt Tauwetter zwischen Iran und den USA. Schweizer Diplomaten spielten dabei keine Rolle.

Von Peter Hossli

obama_rohani_phoneZum Schluss tauschten sie Nettigkeiten aus. US-Präsident Barack Obama (52) entschuldigte sich am Telefon für den zähflüssigen Verkehr in New York. Irans Präsident Hassan Rohani (64) verabschiedete sich auf Englisch: «Have a nice day.» Mit «thank you» bedankte sich Obama und stammelte auf Farsi «khuda hafiz»: Möge Gott dich beschützen. Dann legten beide auf.

Das Telefonat dauerte 15 Minuten. Es war historisch. Erstmals seit 34 Jahren sprach ein amerikanischer Präsident wieder mit seinem iranischen Amtskollegen. Die beiden telefonierten am Freitagnachmittag gegen halb drei, kurz bevor Rohani von New York nach Teheran flog. Er weilte fünf Tage in den USA für die Uno-Generalversammlung. Obama sass während des Gesprächs im Oval Office.

Letztmals telefonierte der damalige US-Präsident Jimmy Carter 1979 mit einem iranischen Präsidenten – kurz bevor Schah Reza Pahlavi aus dem Land flüchtete und die islamische Revolution den Iran umkrempelte. Am 4. November 1979 besetzten iranische Studenten die US-Botschaft in Teheran. Sie hielten 52 US-Diplomaten 444 Tage als Geiseln. Seither sind die Länder verfeindet, reden Iran und die USA nur noch indirekt mitei­nander, meist über Bern. Schweizer Diplomaten vertreten die Interessen der USA in Teheran seit 1980.

«Ich habe Präsident Rohani zu seinem Wahlsieg gratuliert», sagte Obama nach dem Schwatz mit Rohani. Es ging um verschollene Amerikaner in Iran und den Streit um eine mögliche iranische Atomwaffen. Obama bot bessere Beziehungen an, sollte Iran das nukleare Programm stoppen. «Wir können eine umfassende Lösung finden», sagte Obama.

Via Twitter teilte Rohani mit, er sei «hoffnungsvoll, das nukleare Thema bald zu lösen».

Was leisteten Schweizer Diplomaten, um das Gespräch zu ermöglichen? «Die Schweiz war nicht involviert», sagt EDA-Sprecherin Carole Wälti – ein Gesichtsverlust für Bern.

33 Jahre lang vermittelte die Schweiz zwischen Iran und den USA, überbrachte zahlreiche Briefe zwischen den beiden Ländern. Jetzt, wo sich die Staaten endlich annähern, sind die Dienste nicht mehr nötig.

Bereits beim diplomatischen Tanz, den sich Rohani und Obama letzte Woche in New York boten, stand die Schweiz abseits. «Es brauchte dazu keine Schweizer Diplomaten, wir schafften das allein» sagt ein Vertreter des US-Aussenministeriums. «Die USA und Iran sprachen direkt.» Das EDA bestätigt: «Die Schweiz hat in Bezug auf den möglichen Händedruck Obama-Rohani und das Treffen der Aussenminister USA-Iran nicht vermittelt», sagt der Sprecher der Schweizer Uno-Mission. Das EDA betont aber: «Die Schweiz nimmt das Mandat wie bisher wahr.» Offenbar doch nicht.