Eine zweite Chance für Obama

Ein Kommentar zum Wahlsieg von Barack Obama

Von Peter Hossli (Text) und Stefan Falke (Fotos)

Barack Obama bleibt US-Präsident. Knapper als vor vier Jahren ist sein Sieg ausgefallen – aber deutlicher, als viele prophezeit hatten. Gewonnen hat Obama, weil er für ein modernes, aufgeschlossenes Amerika steht. Sein Gegner aber von der extremen Rechten zu rückwärtsgewandten Ansichten gedrängt worden war.

Gewonnen hat Obama, weil Romney verlor. Diffus agierte der Financier, sagte mal dies, mal das. Verunglimpfte Frauen, verhöhnte Arme, blieb ideenlos. Steht für ein Amerika, das Minderheiten an den Rand drängt; wo Steuerkürzungen als ein-
ziges Rezept für raschen wirtschaftlichen Aufschwung gelten; das nicht nur Abtreibung, sondern selbst Verhütungsmittel verbieten möchte.

Ein amerikanischer Wahlkampf ist stets auch ein Kampf. Wie ein General schickte Obama die Truppen meisterhaft in die wahlentscheidenden Bezirke.

Womöglich einen Pyrrhussieg haben sie ihm dort beschert. Tief gespalten bleibt das Land. Mütter wählten eher demokratisch, Väter republikanisch. Latinos und Schwarze wollten Obama, Alte und Weisse Romney. Grösser denn je klafft ein Graben zwischen Arm und Reich.

Hoch verschuldet ist der Staat. Bald droht ein Stillstand – mit verheerenden Folgen für die Welt. Wegen dieser Gefahr schwächelten gestern weltweit die Börsen. Um die enormen Probleme Amerikas anzugehen, muss der Präsident mit Republikanern zusammenspannen.

Was Obama in der ersten Amtszeit missglückte. Packt er jetzt seine zweite Chance, könnte er als Grosser in die Geschichte eingehen. Der Welt ist es zu wünschen. Sie braucht die USA.