Clinton rockt für Obama

Der Ex-Präsident wirbt für eine geeinte USA unter Barack Obama – und rechnet mit den Republikanern ab.

Von Peter Hossli

clinton_handOptimismus ist das wertvollste Gut der amerikanischen Politik. Das versteht keiner besser als Bill Clinton (66). Zum Rocksong «Don’t Stop Thinking About Tomorrow» trat der Ex-Präsident am Parteitag der US-Demokraten in Charlotte auf die Bühne – und legte ein rhetorisches Feuerwerk hin. Verteilte Lob ohne Pathos, vernichtende Kritik ohne Hass.

Sofort sagte er, worum es bei dieser Wahl geht: um die Wirtschaft. «Die Republikaner sagen zu Obama: ‹Wir haben eine Sauerei hinterlassen, du hast sie nicht rasch genug aufgeräumt, du wirst entlassen, wir übernehmen.›» Dagegen stellte Clinton die Gründe für eine Wiederwahl Obamas: «Er erbte ein krankes Land, legte einen Boden darunter und verhinderte so den totalen Absturz.» Nun lenke er Amerika durch eine lange, schwierige Erholungsphase. «Obama setzt jetzt den Grundstein für eine moderne, ausgeglichene USA mit Millionen neuer Jobs.»

Präzise, aber nie schulmeisterlich rechnete Clinton vor, dass seit 1961 unter republikanischen Präsidenten 24 Millionen Jobs geschaffen wurden, unter demokratischen jedoch 48 Millionen. Obwohl Republikaner 28 Jahre im Weissen Haus sas­sen, Demokraten nur 24 Jahre. Clinton: «Starke soziale Netze sind eben nicht nur moralisch richtig, sie beleben die Wirtschaft.»

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Meisterhaft, wie er komplexe Themen verständlich erklärte, etwa die Folgen des neuen Krankenkassengesetzes und die ausufernden staatlichen Schulden.

Seine wirkungsvollsten Zahlen: «Obama hat 4,5 Millionen Jobs geschaffen», sagte Clinton. «Republikanische Parlamentarier? Zero.» Aus Daumen und Zeigefinger formte er eine Null.

Keck flirtete Clinton mit der First Lady, die ihm von den Rängen zuschaute. Man müsse Obama allein deshalb wiederwählen, «weil er genug Verstand hatte, Michelle Obama zu heiraten».

Äusserlich cool wirke Barack, «aber er glüht innerlich für Amerika». Oft gelinge es ihm, Gegner einzubinden. So habe er Republikaner in sein Kabinett berufen. «Zum Teufel, er hat Hillary geholt!» Schallend lachte das Publikum. Vor vier Jahren war Hillary Clinton noch Obamas Widersacherin. Kaum gewählt, machte er sie zur Aussenministerin.

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Dann wurde Bill Clinton wieder bissig: «Republikaner halten den Staat für den Feind, Kompromisse für Schwächen.» Darunter leide die USA. «Wohl wichtigster Grund, Obama wiederzuwählen, ist sein Wille zur Kooperation.» Clinton erinnerte, wie er als Gouverneur von Arkansas mit Ronald Reagan harmonierte – und bezeichnete Mitt Romney als «netten Kerl», in den Fängen hasserfüllter extremer Rechter.

Elegant euphorisierte er seine Partei. «Die Republikaner wollen keine Jobs für Amerikaner schaffen, sondern dem Präsidenten den Job nehmen.» Er, Clinton, unternehme alles, dessen Job zu sichern – und fragte: «Seid ihr bereit, das auch zu tun?» – «Yes!», hallte es zurück.

Clinton schloss, wie er begann – uramerikanisch mit Optimismus. «Ich liebe dieses Land, und ich weiss, wir werden uns wieder aufrappeln.» Denn: «Jeder, der bisher gegen Amerika gewettet hat, verlor Geld.»