Ramba Samba in Basel

Die brasilianische Safra Group erwirbt die Bank Sarasin. Das bewahrt Jobs und rettet das Management.

Von Peter Hossli

sarasinDer Preis stimmte. Aber es ging der Rabobank vor allem darum, Entlassungen zu vermeiden. Deshalb verkaufte das niederländische Finanzhaus die Schweizer Privatbank Sarasin an die brasilianische Safra Group. So sehen es Insider, die den Deal kennen. Der Kauf, am Freitagabend bekannt gegeben, brachte 1,04 Milliarden Franken.

Zwei Schweizer Mitbieter gehen leer aus. Raiffeisen und Julius Bär hatten um Sarasin gebuhlt. Rabobank liess die Genossenschaft nicht zum Zug kommen, weil deren Chef Pierin Vincenz nur eine Beteiligung an Sarasin anstrebte. Die Holländer suchten einen alleinigen Käufer.

Komplexer lag die Sache bei den Bären, wie die Banker der Julius Bär in der Finanzbranche heissen. Wäre Sarasin an sie gegangen, «hätte man Synergien genutzt, und es hätte ein Blutbad gegeben», weiss ein Kenner. Von 1600 Sarasin-Mitarbeitern wären zwischen 600 und 700 entlassen worden. Zudem hätte sich Julius Bär vom ­Sarasin-Management getrennt.

So aber kann Sarasin-CEO Joachim Strähle, der eine Übernahme durch Julius Bär fürchten musste, seinen Job behalten. 2004 soll er bei Credit Suisse einer von mehreren Putschisten gegen deren Private-Banking-Chef Alex Widmer gewesen sein. Zu den Verlierern gehörte damals Boris Collardi. Widmer holte Collardi später zur Bank Julius Bär.

Nach Widmers Tod im Dezember 2008 wurde Collardi dort CEO. Hätte er Sarasin kaufen können, wäre Strähle sofort seines Amtes entbunden worden, glauben Eingeweihte.

Nun ist Strähles neuer Chef ein geheimnisumwitterter Patron. Gemäss «Forbes» liegt Joseph Safra (72) auf Rang 68 der reichsten Personen der Welt. Letzten März belief sich sein Vermögen auf 11,4 Milliarden Dollar. Seine Vorfahren hatten Anfang des 19. Jahrhunderts in Syrien die Safra Bank gegründet. Joseph selbst kam in Beirut zur Welt. 1952 zog die Familie aus dem Nahen Osten nach Brasilien. Heute hat die Gruppe rund 6500 Beschäftigte an 125 Standorten.

Safra, die in Zürich am Paradeplatz residiert, gilt in der Branche als Bank mit «hervorragenden Beziehungen und guten Kunden», sagt ein Schweizer Banker. Allerdings: «Der Ruf ist etwas nebulös.» Zumal Safra seit über 200 Jahren im Besitz der gleichen F­amilie liege und niemand hinter die Fassaden blicken könne.

Mit Übernahme der 1841 gegründeten Basler Sarasin erhalte die Safra neue Kunden – und verbessere ihr Image. «Safra gewinnt an Reputation und erhält mit der Sarasin eine starke Marke ohne Makel», sagt der Banker, der etliche Ex-Safra-Leute anstellte. «Sarasin ist hervorragend geführt, von diesem Schweizer Know-how wollen die Brasilianer jetzt profitieren.»